Klinikleiterin Annegret Obermaier und Chefärztin Dr. Ana-Maria Wolf sehen sich dem Kneipp-Landesverband verbunden, weil die Chieminger Kureinrichtung seit 2017 nach der Kneipp`schen Lehre ausgerichtet und als solche zertifiziert ist. In der Klinik am Chiemsee bestanden bereits vor der Zertifizierung notwendige Bereiche wie Kneippbecken, Wannenbäder, Thermostatbatterie, Gießraum, Schwimmbad, Kräuterhochbeet, und auch gesundheitsfördernde Wickel wurden bereits verabreicht. Im Zuge der Zertifizierung wurden das medizinisch-therapeutische Personal den Anforderungen des Kneipp Bundes entsprechend weiterqualifiziert und ein Heu-Raum installiert. So gehören zur Klinik nun Hydrotherapeuten nach Kneipp und Trainer für Venengesundheit. Auch eine Heu-Hütte, die vier Personen gesundheitsfördernde Heu-Anwendungen ermöglicht, ist vorhanden.
Die Vorsitzende des Kneipp Landesverbands, Ingeborg Pongratz, stellte heraus, dass durch die Initiative Holetscheks im Jubiläumsjahr 174 Kneipp-Anlagen in Bayern neu gebaut oder saniert worden waren, mit einem Betrag von knapp 2,4 Millionen Euro – davon 21 Anlagen in Oberbayern, 39 in Niederbayern, 15 in der Oberpfalz, 44 in Franken und 55 in Schwaben. Kneipps Gesundheitskonzept sei sehr wertvoll, weil es das Immunsystem stärke und überall auf der Welt natürlich, einfach und nachhaltig anzuwenden sei.
»Das Ziel der Kneipp-Bewegung ist es, die Menschen gesund zu erhalten, indem sie ein gesundes Leben in Einklang mit der Natur und Umwelt führen«, betonte Pongratz. Aus der ursprünglichen Wasser- und Kräuterheilkunde von Kneipp habe sich ein anerkanntes Naturheilverfahren und Präventionskonzept entwickelt. Es basiert auf den fünf Elementen Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung.
»Hinter dem ganzheitlichen Ansatz der fünf Elemente verbirgt sich die Erkenntnis, dass ein richtig funktionierendes Immunsystem, eine umfassende körperliche Fitness und eine gute Stress-Resilienz wichtig für die Selbstheilungskräfte sind, mit denen die Widerstandsfähigkeit gestärkt wird – präventiv, heilend, lindernd.«
In Bayern, so die Vorsitzende des Landesverbands, gebe es 113 Kneipp-Vereine mit 19 000 Mitgliedern sowie 60 kneippzertifizierte Kurbetriebe, 25 Gesundheitshöfe, zehn Senioreneinrichtungen, sechs Schulen und 91 Kindertageseinrichtungen – »Tendenz steigend«.
Gesundheitsminister Holetschek sieht in Sebastian Kneipp einen Visionär, der schon vor 150 Jahren eine gesundheitsbewusste Lebensweise erkannt habe, »sein Name ist weltberühmt und ich freue mich, dass der Kneipp-Bund zu Kneipps 200. Geburtstag ein Jubi-läumsjahr ausgerufen hat.« Aus Sicht des Ministers habe Kneipp ein ganzheitliches, naturnahes Konzept zum Gesundbleiben oder Gesundwerden entworfen, das aufgrund der Corona-Pandemie »wichtiger denn je ist« und das für jedes Lebensalter geeignet sei. Auch der bayerische Präventionsplan, der von 131 Präventionspartnern unterstützt werde, sei auf Kneipp zurückzuführen. »Der beste Schutz, Gesundheit zu stärken und Krankheiten vorzubeugen sind gesunde Lebensweise und gesunde Lebenswelten.«
Zu Wort kam auch der Präsident des Kneipp Bundes, Dr. Joachim Rudolph. Er verwies auf das Sozialgesetzbuch, in dem den Krankenversicherten der Anspruch auf Heil- und Hilfsmittel präventiv zugesprochen werde, um einer Schwächung der Gesundheit, vorhersehbaren Krankheiten und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Dazu zählten auch die Kneipp`schen Anwendungen.
Geschäftsleiterin Nadine Espey, die für das Mutter-Kind-Hilfswerk für sechs Kliniken mit insgesamt 1400 Mitarbeitern zuständig ist – darunter die Klinik in Chieming – bedankte sich bei Ingeborg Pongratz, die in zwei Wochen altersbedingt ihr Amt als Landesverband-Vorsitzende aufgibt, für deren langjährigen Einsatz, der auch die Kneipp-Zertifizierung in Chieming erst möglich gemacht habe.
Und auch der stellvertretende Landrat Andreas Danzer (FW) und Bürgermeister Stefan Reichelt (CSU) würdigten das heilsame Wirken in der Chieminger Kur-Klinik im Sinne Kneipps.
Mit Verweis auf Pfarrer Sebastian Kneipp und mit Blick auf den geplanten Ausflug der Gäste auf die Fraueninsel, sagte Reichelt: »Wer genau hinschaut, wird im Laufe des Tages feststellen können, dass wir am Chiemsee vier der fünf Elemente der Kneipp`schen Lehre anbieten können: Wasser, Bewegung, eine gute Ernährung und Heilpflanzen. Nur die Lebensordnung, die muss jeder für sich finden.«
az