Der 3. Mai war der Tag, an dem das letzte Gefecht auf bayerischem Boden stattfand. Die Amerikaner hatten Siegsdorf eingenommen und rückten auf Eisenärzt vor, in dem sich Wehrmachts-General Theodor Tolsdorff auf dem Rückzug in die Alpen mit vier 8,8-cm-Geschützen verschanzt hatte – von Oberbefehlshaber Albert Kesselring dazu verdonnert, Eisenärzt »auf jeden Fall zu halten«, wie Konrad Göllner erklärt. Der langjährige Gemeinderat und spätere Dritte Bürgermeister der Gemeinde Siegsdorf war damals neun Jahre alt. »Ich seh' das noch wie heute vor mir«, sagt er, »wir hatten gute 20 Zentimeter Neuschnee und der Nebel hing im Tal. Das war unser Glück, so konnten die Tiefflieger der Amis nicht weiter runter.«
In Eisenärzt lebten zu dieser Zeit etwa 500 bis 600 Einheimische und Evakuierte, die man hier aus umkämpften Gebieten in Sicherheit gebracht hatte, dazu etliche deutsche Soldaten, es gab ein Lazarett mit rund 100 Schwerverletzten und die ersten Flüchtlinge aus Ungarn – insgesamt rund 1100 bis 1200 Menschen, so Göllner. »Wenn's gescheppert hätt', wär von Eisenärzt nix übrig geblieben.«
Was passieren würde, wenn es in einem Talkessel von einem Kilometer Länge und 500 Meter Breite zu Kampfhandlungen kommt, wusste der seit 1944 verletzungs- und altersbedingt außer Dienst gestellte Hauptmann Franz Xaver Holzhey, ein gebürtiger Penzinger (Landkreis Landsberg am Lech), der damals bei der Bäckerei Högl lebte. »Das war praktisch ein Nachbar«, erklärt Göllner seine bis heute andauernde Verbundenheit. »Wir waren ja kleine Buben, wir haben den verehrt. Damals war ein Hauptmann noch wer, wir waren ja so erzogen.« Holzhey war bereits für seinen Einsatz während des Ersten Weltkriegs zum Tapferkeitsoffizier ernannt worden. - Conny Hohler
Mehr zur heldenhaften Tat des Hauptmanns Holzhey lesen Sie am Samstag, 2. Mai, im Traunsteiner Tagblatt.