Die Liebe von Rosi und Emil begann in den 1960er Jahren in Waging. Rosi arbeitete damals im Café Hafenmair, während Emil aus Unterfranken zum Urlaub in die Gegend kam. Er war schüchtern, sie gesprächig – eine Kombination, die offenbar bestens funktionierte. Nach Feierabend traf man sich zu Spaziergängen – der zarte Anfang einer großen Liebe. Das Tolle daran: Die Liebe hielt auch auf Distanz. Als Rosi 1962 für ein Jahr nach Köln ging, hielten Briefe und Telefongespräche die Verbindung lebendig. Nur ein- bis zweimal sahen sie sich in dieser Zeit. Erst acht Tage vor der Hochzeit 1965 zogen sie schließlich zusammen nach Waging, doch kurz darauf begann für Emil das Berufsleben als Monteur. Viele Jahre lebten sie eine Wochenendbeziehung, bis er 1984 in Rente ging und endlich »daheim angekommen« war. Eine große Umstellung – nicht nur für ihn. »Ein Jahr lang stand ich alle 14 Tage am Traunsteiner Bahnhof und hab den Zügen sehnsüchtig nachgeschaut, die ohne mich gefahren sind«, erinnert sich Emil.
Heute ist ihr Alltag ruhig, aber niemals langweilig. Nach dem Aufstehen brüht Emil seinen legendären Filterkaffee (»den kann nur er so!«), danach wird gemütlich gefrühstückt. Im Sommer wird im Garten gewerkelt oder auf die Moaralm gewandert – wobei Rosi auch gerne mal ihre Runden im eigenen Pool zieht. Emil? Lieber nicht. »Wasser ist nicht mein Element«, sagt er und zieht seine Werkstatt vor. Zum Mittagessen kocht Rosi – Emil isst alles, was sie ihm auftischt, mit einer kleinen Ausnahme: »Semmelknödel sind für mich einfach keine Option«, meint er schmunzelnd. Dafür schwärmt Tochter Claudia von Rosis Apfelkücherln: »Die sind einfach himmlisch!«
Nach dem Mittagessen wird geruht, bevor die Enkelkinder von Sohn Elmar – die gleich nebenan wohnen – nachmittags vorbeikommen. Und wenn gespielt wird, dann richtig: Beim Kniffeln misst sich die ganze Familie – Töchter, Enkelkinder, wer gerade da ist – und es wird fair, aber mit voller Konzentration gespielt.
Reisen gehörten lange zu ihren Lieblingsbeschäftigungen: Tochter Christine lebte 22 Jahre in Irland, also zog es die beiden oft auf die grüne Insel. »Wenn ich die Sprache besser gekonnt hätte, wären wir vielleicht dort geblieben«, sagt Emil augenzwinkernd. Heute sind es vor allem die Enkelkinder, die für Freude, Schwung und Leben in ihrem Alltag sorgen. Das Geheimnis ihrer Ehe? Rosi bringt es trocken auf den Punkt: »Glück ghabt hamma beide.« Vielleicht ist es das – oder die Mischung aus Vertrauen, Humor und der Fähigkeit, die kleinen Dinge des Lebens immer wieder zu genießen.
»Zusammenhalten, nicht aufgeben, aufeinander aufpassen und zufrieden sein mit dem, was man hat« – das ist Emils Rat an alle, die noch auf dem Weg zur Diamantenen Hochzeit sind. Und wer die beiden erlebt, merkt: Glück kann man nicht erzwingen – aber man kann es pflegen. Mit Liebe, Lachen und einer guten Tasse Filterkaffee. ar