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Im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs wollen die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land zusammenarbeiten. Ihr Ziel ist ein Verbund. (Foto: Pültz)

Zusammenarbeit in Sachen ÖPNV rückt näher

Traunstein – Eine Zusammenarbeit der beiden Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) rückt Schritt für Schritt näher. Eine Grundlagenstudie lassen sie zurzeit ausarbeiten – und die Erkenntnisse, die die Gutachter bislang zu Tage gefördert haben, stärken den Willen der beiden Landkreise, einen Verbund zu gründen. So betonten Tarik Shah von civity Management Consultants aus Berlin und Stefan Schwarzbach von VCDB (VerkehrsConsult Dresden-Berlin) in einem Zwischenbericht, den sie am Donnerstag im Verkehrsausschuss des Kreistags gaben, dass ein Zusammengehen in Sachen ÖPNV verkehrlich betrachtet Sinn mache.


Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land haben laut Landrat Siegfried Walch (CSU) das gemeinsame Ziel, den ÖPNV deutlich zu stärken. Eine wesentliche Grundlage hierfür sei die Schaffung einer geeigneten Verbundstruktur. Die Staatsregierung strebe an, dass in ganz Bayern flächendeckend leistungsfähige Verkehrs- und Tarifverbünde aus Bus und Bahn entstehen, die den Fahrgästen die Möglichkeit anbieten, den gesamten gebietsinternen ÖPNV mit nur einem Tarif zu nutzen.

Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land unterstützen die Zielsetzung der Staatsregierung Walch zufolge nachdrücklich. Im Rahmen der »Grundlagenstudie zur Verbundintegration der Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land« lassen sie seinen Angaben zufolge seit September 2021 vor allem die zentrale Fragestellung untersuchen, ob der Zusammenschluss der Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land zu einem Verkehrsverbund in verkehrlicher und wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll ist – und falls ja, wie ein solcher Verbund effizient und zeitnah umgesetzt werden kann. Walch erwartete, dass die Grundlagenstudie Ende 2023 vorliegt.

Tarik Shah von civity Management Consultants aus Berlin erläuterte, dass auf dem Weg zur Grundlagenstudie fünf »Arbeitspakete« zu schnüren seien. Nach der Projektsteuerung und der Darstellung der Ausgangslage seien die verkehrliche und dann auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit zu untersuchen, ehe schließlich Empfehlungen auszusprechen seien. Nach dem ersten und zweiten Schritt sei mittlerweile nun auch der dritte Schritt erfolgt. Und so sei mittlerweile nun auch die die Frage geklärt, ob der von den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land angestrebte Verbund »verkehrlich sinnhaft« sei. Die Antwort laute »Ja«.

Stefan Schwarzbach von VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin erläuterte Einzelheiten zur verkehrlichen Sinnhaftigkeit des Vorhabens. »Das Arbeitspaket III ist abgeschlossen«, sagte er. Im Rahmen des Erwartbaren sei die verkehrliche Sinnhaftigkeit einer Verbundintegration auch im Raum Traunstein und Berchtesgaden gegeben. Und weiter: Aus verkehrlicher Sicht sei die Gründung eines eigenen Verkehrsverbundes dem Anschluss an einen bestehenden Verbund vorzuziehen.

Auf dem Weg zur Grundlagenstudie stehe nun das »Arbeitspaket IV« – die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit – im Brennpunkt, so Shah. Neben zentralen Themen wie etwa der Entwicklung eines Verbundtarifs laute die Zielsetzung unter anderem, den Vertrieb zu durchleuchten. Und schließlich sei auch zu erörtern, wie denn ein Verbund organisiert werden kann.

Landrat Walch betonte in der Diskussion, dass die Studie die Grundlage für eine Bezuschussung durch den Freistaat Bayern sei. »Auf die Förderung können wir nicht verzichten«, betonte er. Und so komme der Landkreis Traunstein nicht umhin, viel Geld in die Hand zu nehmen, um die Untersuchung erstellen zu lassen. Walch sagte auch, dass der Freistaat eine Förderung in Aussicht stelle, dafür aber auch definiere, was in der Studie untersucht werden muss. Einen Verbund zu gründen, sei »unser politischer Wille«, betonte der Landrat. Im Bereich des ÖPNV wolle der Landkreis Traunstein mit allen Nachbarn zusammenarbeiten. Und den Anfang mache er nun mit dem Berchtesgadener Land.

Andreas Huber (ÖDP) erinnerte daran, dass der Landkreis Traunstein in der Vergangenheit bereits umfangreiches Datenmaterial zum ÖPNV erhoben habe. Die Gutachter, die die Grundlagenstudie erstellen, arbeiten laut Huber nun aber mit dem Verkehrsmodell Bayern und damit mit einer Prognose zum Jahr 2030. Schwarzbach entgegnete, dass die Anwendung dieses Modells eine Vorgabe des Staates sei. Die im Landkreis Traunstein erhobenen Daten würden jedoch miteinfließen.

Auf Fragen von Simon Hüller und Helga Mandl (beide Bündnis 90/Die Grünen) erläuterte Shah, dass im Tarifsystem für den Verbund auch das Deutschlandticket für 49 Euro berücksichtigt werde. Und angestrebt werde ebenso, den Kauf eines Tickets per App zu ermöglichen. Stephan Bierschneider (CSU) gab jedoch zu verstehen, auch künftig – wie bisher üblich – an die Ausgabe von Fahrscheinen zu denken. Denn die Bürgerschaft sei »nicht zu 100 Prozent digitalisiert«.

Der Verkehrsausschuss nahm – wie er in seinem Beschluss betonte, den er einstimmig fasste – den Zwischenbericht zur Kenntnis. Das Gremium beauftragte die Verwaltung, die Grundlagenstudie auf Basis des Zwischenberichts und mit dem Ziel der Schaffung gemeinsamer Verbundstrukturen zwischen den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein voranzutreiben.

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