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Prof. Dr. Claudia Bausewein, Palliativmedizinerin und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, bei ihrem Vortrag zu zukünftigen Herausforderungen in der Palliativversorgung. (Foto: Stadler)

Netzwerk Hospiz: Seit 20 Jahren im Einsatz für kranke Menschen

Traunstein – Allen Grund zur Freude gab es beim Festakt des Netzwerks Hospiz zum 20-jährigen Bestehen des Vereins für Hospizarbeit und Palliativbetreuung Südostbayern. Vorsitzender Stephan Bierschneider erinnerte an den Initiator und Wegbereiter des Vereins, Alois Glück.


Glück hatte früh erkannt, dass es für die Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden bessere Versorgungsmöglichkeiten außerhalb des Krankenhauses bräuchte. So kam es 2005 zur Gründung des Netzwerks Hospiz Südostbayern, unter dessen Dach die Brückenschwestern im Landkreis Traunstein ihren Dienst aufnahmen. Sie bildeten die Brücke zwischen Hausarzt und Zuhause, standen mit Rat und Tat zur Seite, um den Angehörigen bei der Begleitung von Sterbenden Unterstützung und Sicherheit zu geben.

Mit einem Kosmetikkoffer fing alles an

Damals waren sie noch mit einfachster Ausstattung ausgerüstet – wie Bierschneider schmunzelnd erzählte, wurde die medizinische Ausrüstung der ersten Brückenschwestern in einem umfunktionierten Kosmetikkoffer transportiert – machten sich die ersten Mitarbeiterinnen voller Elan an die Arbeit. Bereits fünf Jahre später wurde der Dienst auf den Landkreis Berchtesgadener Land ausgeweitet.

Nachdem der Bedarf stetig anstieg, was sich nicht nur in der Zahl der versorgten Patienten, sondern auch in der Komplexität der Anforderungen niederschlug, ging im Mai 2015 das Team der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) an den Start. Seither werden in den beiden Landkreisen auch Patienten mit hoher Symptomlast (etwa große Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen) zuhause versorgt.

Im Anschluss an den Rückblick in die Vereinsgeschichte wurden die Mitarbeiter der Ambulanten Palliativversorgung auf die Bühne gebeten und von den jeweiligen Bereichsleitungen kurz vorgestellt. Die große Wertschätzung des Publikums für die Arbeit des multiprofessionellen Teams fand ihren Ausdruck in lang anhaltendem Applaus.

Prof. Dr. Claudia Bausewein blickte dann in die Zukunft und sprach über künftige Herausforderungen in der Palliativversorgung. Als Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am LMU-Klinikum in München sowie Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ist Bausewein ausgewiesene Expertin auf ihrem Gebiet.

Bausewein: Pflegenotstand wird sich zuspitzen

Eine der größten Herausforderungen sei sicher der demografische Wandel der Gesellschaft. Mit zunehmender Lebenserwartung und einem größeren Anteil an hochbetagten Menschen werde auch die Zahl der erkrankten Menschen und die Dauer, in der sie mit schweren Erkrankungen leben, ansteigen. Der aktuelle Pflegenotstand werde sich weiter zuspitzen, und auch die Krankenhausreform lasse wenig optimistisch in die Zukunft blicken. Die Politik müsse dringend die Rahmenbedingungen für eine gute (nicht nur palliative) Versorgung sicherstellen und endlich das Gesetz zur Suizidprävention auf den Weg bringen.

Zentral für eine gute Versorgung sei letztlich, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, um individuell nach Voraussetzungen und Bedürfnissen handeln zu können. Dies sei Ziel und Anspruch einer guten Palliativversorgung und werde auch heute schon praktiziert. Anschließend präsentierte Hans Werner Kalleder, Geschäftsführer der SAPV, die Angebote, Projekte und Kooperationen, in denen sich die Mitarbeiter des Netzwerks Hospiz neben ihrer eigentlichen Arbeit noch engagieren, wie zum Beispiel in der palliativmedizinischen Weiterbildung für Ärzte und Pflegekräfte, Letzte-Hilfe-Kursen, Palliative-Care für Menschen mit Behinderung oder in der Hospiz- und Palliativregion.

Weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Abschließend kündigte Bierschneider noch folgende Veranstaltungen an: Am 6. Juni findet bei der Lebenshilfe Traunstein ein Letzte- Hilfe-Kurs statt, am 10. Oktober gibt es mit der Veranstaltung »Mal ganz im Ernst: Braucht der Tod Humor?« unter anderem mit Kabarettistin Franziska Wanninger einen humorvollen Abend trotz des ernsten Themas. Am 13. November wird in Traunstein über den Umgang mit Sterbewünschen diskutiert und den Abschluss des Jubiläumsjahrs bildet die Veranstaltung »Ich lach' mich tot – Humor am Lebensende« am 4. Dezember in Bad Reichenhall. Beim gemeinsamen Abendessen mit interessanten Gesprächen und beschwingt begleitet von den Musikern der »SchauMaMoi Muse« klang der Festabend gemütlich aus. fb

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