Lang war der Weg zur neuen Brücke über die Bundesstraße (B) 304 gewesen, die für Fußgänger und gleichermaßen für Radfahrer gedacht ist. Der Neubau stand in engem Zusammenhang mit der Errichtung der Nordumfahrung von Traunstein. Sowohl die Stadt Traunstein als auch die Gemeinde Surberg forderten seinerzeit eine sichere Querungsmöglichkeit der B 304. Der Bund ging an den Bau der Brücke, ausführende Behörde war das Bauamt Traunstein. Den Auftrag übernahm für 1,9 Millionen Euro eine Spezialfirma.
Nach der Herstellung der Unterbauten erfolgte 2019 der Einhub der beiden Hälften des stählernen Überbaus. Alle Beteiligten erlebten eine böse Überraschung: Die beiden Teile passten nicht zusammen, einige Zentimeter fehlten. Noch einmal ging dann ein Jahr ins Land, bis der Fehler behoben und die Brücke erstellt werden konnte. Mitte 2020 erfolgte schließlich die Eröffnung.
Damit die Brücke auch im Winter, wenn Schnee und Eis kommen, gefahrlos benutzt werden kann, verfügt sie über elektrische Heizmatten. Die Stromkosten übernimmt, wie bereits vor einiger Zeit vereinbart worden war, die Stadt Traunstein.
Die Ausgaben, die sich im ersten Winter des Bestehens der Brücke ergaben, waren für Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer wider Erwarten hoch. »Mit Schrecken haben wir nach dem ersten, doch recht milden Winter den Zählerstand abgelesen«, sagte der Rathauschef Anfang Oktober des vergangenen Jahres. Seit der Inbetriebnahme im Juli 2020 habe die Heizung mehr als 69.000 Kilowattstunden Strom verbraucht – was die Stadt Traunstein, die bei den Stadtwerken ohnehin einen günstigeren Tarif erhalte, knapp 19.000 Euro gekostet habe. »Einen derart hohen Verbrauch für eine beheizte Fußgängerbrücke kann und will ich als Oberbürgermeister nicht verteidigen. Das ist weder ökologisch sinnvoll noch finanziell vertretbar. Es gleicht einem Schildbürgerstreich.« Und der Oberbürgermeister kündigte damals an: »Wir werden uns gemeinsam mit dem staatlichen Straßenbauamt Alternativen überlegen.«
Gut drei Monate später, mitten im zweiten Winter für die neue Brücke, sind diese Alternativen aber noch nicht sichtbar. An einer Lösung werde gearbeitet, sagt Giesbrecht, ohne jedoch gangbare Wege aufzuzeigen. Da jedoch mehrere Beteiligte involviert seien – das Bauamt genauso wie die Gemeinde Surberg – nehme die Problemlösung »leider einiges an Zeit in Anspruch«. Und weiter meint sie: »Wie diese Lösung aussehen wird, ist derzeit nicht klar.«
Florian Paukner, der Leiter der Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau im Staatlichen Bauamt Traunstein, berichtet, dass die elektrischen Heizmatten im Belag der Gehbahn integriert seien. »Die Heizung wird automatisch anhand der Messwerte für Feuchte und Temperatur nach einem festgelegten Kennfeld geregelt, es besteht aber auch die Möglichkeit des manuellen Übersteuerns.«
Die Zuständigkeiten für den Bau, die Erhaltung, der Unterhaltung und der Betrieb seien im Planfeststellungsbeschluss auf Grundlage des Bayerischen Straßen- und Wegegesetzes geregelt worden, so Paukner weiter. Demnach sei die Bundesrepublik Deutschland Träger der Bau- und Unterhaltungslast für die tragende Konstruktion und die Stadt Traunstein Träger der Bau- und Unterhaltungslast für den Geh- und Radweg. »Das schließt die Verkehrssicherungspflicht auf dem Bauwerk mit ein, so dass die Aufwendung für die Schnee- und Eisfreihaltung – und der Beleuchtung – von der Kommune zu tragen sind.«
pü