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Den Bildungscampus sehen die Grünen grundsätzlich positiv, allerdings bedauern sie, dass auf dem großen Gelände kaum Wohnraum und auch kein Jugendtreff entstehen soll. Dafür ein Parkhaus – in den Augen von Kreisrat Michael Hüller nicht mehr zeitgemäß.

Grüne diskutierten über Bildungscampus Traunstein: »Wir planen wie vor 20 Jahren«

Traunstein – »Bildungscampus Traunstein – eine gute Idee. Aber was ist mit dem Jugendzentrum, den geplanten Wohnungen und dem Verkehr?« Darüber diskutierten die Traunsteiner Grünen im Rahmen ihres monatlichen »Grünen Themenabends« mit Bürgern aus der Stadt und dem Landkreis Traunstein. Laut wurde der Wunsch nach einem Jugendtreff in dem Areal, zudem machten sich einige Bürger Gedanken, ob es nicht möglich wäre, den Campus komplett autofrei zu machen.


Landrat Siegfried Walch hatte vor einigen Wochen Pläne vorgestellt, hinter dem Traunsteiner Bahnhof einen Bildungscampus zu errichten, sowohl für die berufliche Bildung als auch für einen Zweig der Hochschule Rosenheim. Ortssprecher Wolfgang Wörner fasste den Sachverhalt zusammen: »Ein Bildungscampus ist sicher ein Gewinn, aber auf dem Gelände waren bisher Wohnungen, darunter viele Sozialwohnungen vorgesehen, und ein Jugendzentrum, für das es sogar einen Bürgerentscheid gab.«

Kreisrat Willi Geistanger berichtete: »Bisher ist noch nichts fest beschlossen.« Und Franziska Riese vom Landratsamt Traunstein, Abteilung kommunales Bildungsmanagement, ergänzte: »Wir sind dabei, ein Konzept zu entwickeln, die Bildungseinrichtungen der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, einer Fachrichtung der Hochschule Rosenheim und vielleicht noch mehr hier gemeinsam unterzubringen.«

Kreisrat Sepp Hohlweger fragte dann: »Und was wird mit dem bestehenden Bildungszentrum Mühlwiesen?« Sein Vorschlag wäre, dort Gewerbe anzusiedeln anstatt den Haidforst abzuholzen.

Geplant werde auch, auf dem Pendlerparkplatz Wohnungen für Studenten und Übernachtungsmöglichkeiten für Berufsschüler zu schaffen. Dafür soll die Güterhalle abgerissen und ein Parkhaus errichtet werden. Weitere Wohnungen soll es auf dem Gelände nicht mehr geben. Dazu Martina Himmelstoß: »Da werden also viele Wohnungen nicht realisiert, die Studentenwohnungen werden sicher nicht reichen, also wird sich die Situation für bezahlbare Wohnungen weiter verschlechtern – und das bei so vielen Leerständen in der Stadt.«

Der Bürgermeister von Bergen, Stefan Schneider betonte, »es geht bei dem Projekt um den ganzen Landkreis, auch ein Parkhaus an dieser Stelle ist immer für die ganze Region«. Kreisrat Michael Hüller war über die Verkehrsplanungen erstaunt: »Wir planen wie vor 20 Jahren, aber wir müssen bis 2030 den CO2-Ausstoß halbieren, auch in Traunstein.« Und weiter: »Kein Parkhaus, enge Taktung bei Bus und Bahn, Freiburg macht es uns vor mit einem Bundesliga-Stadion fast ohne Parkplätze.«

»Ich will nicht eines Tages mit Atemmaske rumlaufen, wie die Leute in Peking. Deshalb ist ein Parkhaus eine sinnlose Investition«, sagte Benny. Eine Gruppe Jugendlicher war gekommen und machte sich für ein Jugendzentrum stark. Samuel ergänzte: »Wir möchten uns nicht immer irgendwo im Park aufhalten, wo wir dann vertrieben werden.«

Momentan gibt es in Traunstein nur einen Jugendtreff, und dieser ist für den Andrang und das Interesse viel zu klein. Benny sagte es drastisch: »Der aktuelle Jugendtreff ist ein Witz.« Jugendreferent Thomas Stadler schaut in die Zukunft: »Der Bildungscampus gäbe uns die Chance, dort ein Jugendzentrum zu integrieren.« Er ärgerte sich über die Äußerung von Landrat Walch. Dieser habe gesagt, so werde es gemacht (also kein Jugendzentrum) und es gebe auch keine Diskussion darüber.

Auch die Kreisvorsitzende Helga Mandl meinte, dass es doch toll sei, wenn es Bürger und Stadträte gibt, die sich Gedanken machen und sich für ein Jugendzentrum, für Wohnungen und für Verkehrsvermeidung einsetzen. »Warum wird das oft so negativ dargestellt, wenn jemand Fragen stellt?«

Die Verkehrssituation am Annette-Kolb-Gymnasium jeden Morgen und auch mittags sei schon heute chaotisch und werde durch dem Campus nicht besser werden. Patrick Nepper fragte: »Wie wollen wir den Verkehr gestalten, dass wir nicht auf einen totalen Infarkt hinlaufen?« Und so entwickelte ein Besucher eine Idee: »Traut Euch, macht den Campus komplett autofrei, einschließlich Annette-Kolb-Gymnasium, ihr werdet sehen, die Leute kommen gerne mit dem Bus, dem Zug, mit dem Fahrrad oder zu Fuß.« fb

 

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