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Vor zehn Jahren wurde in Traunreut erstmals nach heißem Wasser gebohrt, um zu überprüfen, ob man damit eine Geothermieanlage betreiben kann. (Foto: Mix)

Vor zehn Jahren: Erste Bohrung bei Traunreuter Geothermieanlage

Traunreut – Wärme und Strom aus den Tiefen der Erde zu gewinnen, ist gefragter denn je. In Traunreut ist man schon vor zehn Jahren auf diesen Zug aufgesprungen. 2012 fand die erste Bohrung nach heißem Wasser statt, seit 2014 liefert die Anlage Wärme und seit 2016 auch Strom.


Die Gegend um Traunreut ist aufgrund ihrer Lage im Bayerischen Molassebecken ein hervorragender Standort für ein geothermisches Kraftwerk. Das weiß man schon länger und gründete deshalb auch 2009 die »Geothermische Kraftwerksgesellschaft Traunreut mbH«, kurz GKT. Vor zehn Jahren, Anfang 2012, fand die erste Bohrung statt, mit der man herausfinden wollte, ob überhaupt ausreichend heißes Wasser in der Tiefe gefunden werden kann. »An der Geothermie-Baustelle bei Traunreut geht’s jetzt endlich los«, hieß es damals in unserer Zeitung. Inzwischen läuft die Anlage seit mehreren Jahren reibungslos und liefert Strom und Wärme.

Die Erdwärme wird in Form von heißem Wasser aus einer teilweise zerklüfteten Kalksteinschicht gewonnen. Diese Gesteinsschicht liegt in Traunreut in einer Tiefe von etwa 4500 Meter.  Über eine etwa fünf Kilometer lange Leitung wird das 114 Grad heiße Thermalwasser mittels Pumpe an die Oberfläche gefördert. Über Tage wird dem Thermalwasser Energie mit Hilfe von Wärmetauschern entzogen. Anschließend fließt das auf rund 55 Grad abgekühlte Thermalwasser wieder über die zweite Bohrleitung in die Kalksteinschicht zurück. Somit wird kein Thermalwasser entnommen – der Kreislauf ist geschlossen.

Zweiter Bürgermeister Reinhold Schroll erklärt die Bedeutung für die Stadt: »Die Ergänzung des Energiemixes in Traunreut um die Geothermie sehe ich als sinnvolle Bereicherung. Der Einsatz des heißen Wassers aus 5000 Metern Tiefe für unser Fernwärmenetz trägt sowohl zur Nachhaltigkeit der Geothermie an sich, als auch zu unserer Versorgungssicherheit bei.«

Anlagenführer Rochus Huber vom Geothermiekraftwerk Traunreut erklärt im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt, dass immer wieder an der Effizienz gearbeitet werde und man versuche, den »Energieoutput« zu optimieren. »Wir sind eine wärmegeführte Anlage. Die Stadt Traunreut bekommt die Menge an Fernwärme, die sie benötigt. Mit dem Rest Wärme wird Strom produziert, der ins öffentliche Netz eingespeist wird.« Immer wieder sei man, so Huber, mit den Stadtwerken im Gespräch und könnte auch nach vertraglicher Regelung entsprechend reagieren, wenn das Fernwärmenetz noch ausgebaut werden sollte und mehr Wärme gewünscht würde.

Laut Auskunft der Stadtwerke gibt es aktuell 290 Wärmezähler. Da manche Kunden in Traunreut mehrere Wärmemengenzähler verwenden, sind es 272 Objekte, die von den Stadtwerken versorgt werden. Es wird auch vielen Mehrfamilienhäuser und Wohnblocks Fernwärme bereitgestellt; dort ist aber jeweils nur ein Zähler verbaut. Daher profitieren wesentlich mehr Haushalte und noch mehr Personen von der Geothermie.

Laut Energiemonitor gibt es in Traunreut in 10.460 Privathaushalten, in 161 kommunalen Anlagen und in 1656 industriellen Anlagen Stromzähler. Es gibt neben der GKT noch andere Wärmeeinspeiser. Der Strom, den die GKT erzeugt, wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist, wofür die GKT eine Vergütung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz erhält. Dieser Strom kann aber nicht einzelnen Abnehmern zugeordnet werden.

mix

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