Bei der Aufstellungsversammlung im Hotel Ortnerhof stimmten von den 33 wahlberechtigten VRB-Mitgliedern 23 für den 29-jährigen Bürgermeisterkandidaten Justus Pfeifer. Neun verweigerten ihm die Zustimmung und ein Stimmzettel war ungültig. Der verheiratete Offizier Pfeifer im fliegenden Dienst der Luftwaffe, oder kurz gesagt der Kampfjet-Pilot, wurde bereits im Dezember letzten Jahres von der CSU Ruhpolding als Bürgermeisterkandidat gekürt.
Die Aufstellungsversammlung war gut besucht und neben den 33 VRB-Mitgliedern kamen zahlreiche interessierte Unterstützer der VRB. Bevor es zur Abstimmung kam, stellte sich der Bürgermeisterkandidat in spe der Versammlung vor und erläuterte seine Vorhaben. Die Service-Einstellung der Gemeinde solle verstärkt werden oder die Wirtschaftspolitik so ausgestalten, dass interessierten Unternehmen und Gewerbebetriebe unterstützt würden und ihnen Platz angeboten werden könnte. Dabei sei jedoch auch der Tourismus weiter zu stärken.
Warum er sich auch bei der VRB dem Votum stellt, als Bürgermeisterkandidat aufgestellt zu werden, begründete er so: »Ich trete nicht gegen jemanden an, sondern für Ruhpolding«.
Vor der Abstimmung gab es eine rege Diskussion. Der Fraktionsvorsitzende der VRB, Hermann Hipf, ist für den Kandidaten Pfeifer, da er in Pfeifer einen jungen und dynamischen Ortsmanager sehe. Der Bürgermeister sei der Chef des ganzen Schiffs und schwinge dafür den Taktstock, wie es in der Gemeinde vorangehen solle. Das fehle im aktuell im Rathaus, so Hipf. Er sei der Ansicht, dass in Ruhpolding etwas Neues versucht werden müsse und man das Schema verlassen müsse, für jede politische Gruppierung einen Kandidaten aufzustellen. Man könne nach jetzigem Stand davon ausgehen, dass zur Kommunalwahl in Ruhpolding im nächsten Jahr fünf Listen aufgestellt würden, sagte Hipf.
Das VRB Mitglied Konrad Fegg konnte sich mit der Konstellation nicht anfreunden, dass Pfeifer VRB-Bürgermeisterkandidat werden sollte und zugleich der Bürgermeisterkandidat der CSU ist. Er befürchte, dass sich die VRB damit keinen guten Dienst tue. Aus weiteren Diskussionsbeiträgen war zu entnehmen, dass manche VRBler dadurch einen Verlust von einem Gemeinderatsmandat befürchten. Kritisch wurde auch gesehen, dass Pfeifer sich auch um seine CSU-Parteikollegen kümmern muss und somit die VRB-Räte ins Hintertreffen geraten könnten. Ein Vorwurf ging in die Richtung, dass die Entscheidung zur Aufstellung von Pfeifer zum Bürgermeisterkandidaten nicht transparent gewesen sei und im Hinterzimmer beschlossen worden sei.
Auf den Einwand der mangelnden Transparenz führte Pfeifer an, dass es hier zahlreiche Gespräche mit der Fraktion und der Vorstandschaft gegeben habe und zusätzlich zwei Monatsversammlungen der VRB, die sich mit dem Thema beschäftigten. Der VRB-Vorsitzende meinte, die Vorstandschaft und die VRB-Fraktion hätten sich zuvor Gedanken gemacht, welche Form gewählt werden solle und sie kamen letztlich auf den Entschluss, mit dem gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten. Wobei es hierzu insbesondere in der Juni-Monatsversammlung Raum zur Diskussion gegeben habe, so Wolf. Aus der Runde der Diskutanten kam die Ansicht, dass ein eventuell künftiger Bürgermeister Pfeifer durch die gemeinsame Aufstellung der VRB eher mehr verpflichtet sei, als wenn die VRG nur eine Wahlempfehlung geben würde und sich die gemeinsame Kandidatenaufstellung eher positiv für die VRB auswirken würde.
Ludwig Böddecker betonte, er habe es leid, dass im Rathaus immer wieder wenige Gemeinderäte die Themen anschieben müssten und sie nicht vom Bürgermeister kämen. Er erwarte von einem Bürgermeister, dass dieser die Marschrichtung vorgebe. Eingehend auf die Bedenken, dass die VRB ein Mandat im Gemeinderat durch den gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten verlieren könne, fügte Böddecker an, wenn es so sein solle, dann wäre das für die Allgemeinheit.
Abschließend sagte Pfeifer, dass nicht mehr auf die vergangenen, gegenseitigen Scharmützel oder gar Wunden, die einen vor fünf, zehn oder fünfzehn Jahren zugefügt worden seien, geschaut werden solle, sondern vielmehr auf die Zukunft der Gemeinde und die Heimat, um diese gemeinsam und miteinander zu gestalten und zu formen. MP