Den Baum kennt man besser im August, wenn er von korallenroten Früchten übersät ist, die bis in den Dezember hinein an den Bäumen hängen können. Die roten Beeren werden von über 60 Vogelarten gerne gefressen, daher auch der zweite, meist besser bekannte Name des Baumes, die Vogelbeere. Auch der wissenschaftliche Name, Sorbus aucuparia, hat etwas mit Vögeln zu tun: »Aucuparia« leitet sich nämlich vom lateinischen »aves capere« ab, was soviel bedeutet wie »Vögel fangen«. Die roten Beeren wurden nämlich früher als Lockmittel zum Fangen der Singvögel eingesetzt.
Im Englischen heißt die Vogelbeere »Witch Wood«, was soviel wie Hexenholz bedeutet. Denn früher glaubten die Menschen, die Vogelbeere schütze vor Hexen und bösen Geistern. Im angelsächsischen Raum wurden aus Ebereschenzweigen »Hexenzauberstäbe« geschnitten, die man zum Aufspüren von Erzen wie eine Art Wünschelrute verwendet hat. Die keltischen Druiden umpflanzten ihre heiligen Opfersteine und Kultstätten mit Ebereschen. Die Kraft des Baums sollte Unglück und Fluch fernhalten. Auch die niederdeutsche Bezeichnung »Quitschenbaum« geht auf die Lebenskraft zurück, die diesem Baum zugeschrieben wurde. Mit »queck« war Lebendigkeit und Frische gemeint (abgeleitet vom Quecksilber). Das Schlagen oder »pfeffern« mit der »Lebensrute« einem Bündel Ebereschenzweige, war lange Zeit in vielen Gegenden ein beliebter Brauch zur Oster- und Weihnachtszeit, wenn Kinder von Haus zu Haus zogen, ihren »Pfefferspruch« aufsagten und dafür Gaben erhielten.
Die Tiroler Bezeichnung Mostbeere deutet auf eine Verwendung der Früchte zur Herstellung von Getränken hin. Die roten Früchte sind auch für Menschen nicht giftig, auch wenn dies manchmal angenommen wird. Getrocknete Beeren gekaut helfen gegen Durchfall. Auch enthalten sie mehr Vitamin C als Zitronen. Ihr Verzehr in größeren Mengen führt wegen der vielen Bitterstoffe, die sie enthalten, leicht zu Magenbeschwerden. In früheren Zeiten hat man Ebereschenblätter zusammen mit Wacholderbeeren, Wermut oder Salbei zur Herstellung eines »Heilbieres« verwendet. Mancherorts macht man aus den getrockneten Früchten einen Tee gegen Husten, Bronchitis und Lungenentzündung. Mit der Borke des Baumes konnte man Wolle rot und braun färben, das harte, dichte Holz ist zum Drechseln gut geeignet.
Heute ist die Eberesche ein beliebter Großstrauch oder Baum für Parks oder Straßenbegrünung. Sie kann bis zu 15 Meter hoch und 100 Jahre alt werden. Ihre Wurzen gefährden Fundamente nicht, weshalb sie auch in die Nähe von Gebäuden gesetzt werden kann. »Ein einziger der rot glühenden Bäume könnte schon das Glück eines Spätsommers ausmachen«, schrieb die Dichterin Else Lasker-Schüler zur Eberesche. kon