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Bei Austrieb sind die Blätter der Roteiche rötlich. Diese Jungpflanze am Waginger See zeigt ihre erste Farbenpracht. (Foto: M. Konnert)

Roteiche ist Baum des Jahres 2025

Weltweit wird am heutigen Freitag der Tag des Baums gefeiert. Seine Einführung wurde 1951 von den Vereinten Nationen beschlossen. Mit Feierstunden, Baumpflanzungen und ähnlichen Aktionen soll an diesem Tag die Bedeutung des Waldes für den Menschen, die Gesellschaft und die Natur ins Bewusstsein gebracht werden. An diesem Tag wird gern auch der Baum das Jahres symbolisch gepflanzt – heuer ist das die Amerikanische Roteiche.


Die Auswahlkriterien für die Wahl eines Baums sind sehr unterschiedlich, aber das Ziel ist dasselbe: die Baumart in dem Jahr bekannter zu machen. Dabei stehen verschiedene Gründe im Vordergrund, wie zum Beispiel seine Gefährdung, seine Seltenheit, Baumkrankheiten, der Klimawandel oder seine Bedeutung für den Menschen. In diesem Jahr hat eine »Amerikanerin« das Rennen gemacht, die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra). Der sommergrüne Laubbaum ist im Osten Nordamerikas zuhause, inzwischen aber auch bei uns in Wäldern, Parks und Grünflächen anzutreffen. So steht beispielsweise eine junge Roteiche in Teisendorf im Kreisverkehr an der Traunsteiner Straße. An der Kreisstraße von Teisendorf nach Waging finden sich schon einige ältere Roteichen entlang eines Straßenabschnitts. Im Herbst sind diese Bäume mit ihren großen, spitzen, tiefrot, manchmal auch orange gefärbten Blättern ein »Hingucker«. Dies war auch der Grund, weshalb die Roteiche im 17. Jahrhundert als Zierbaum nach Europa gebracht und dort lange Zeit nur als Park- und Alleebaum angepflanzt wurde.

Die Ernennung zum Baum des Jahres 2025 verdankt die Roteiche nicht zuletzt dem Klimawandel, denn die wüchsige Baumart ist robust, sturmfest und kann sich auf Klimaänderungen gut einstellen. Sie gedeiht auch auf trockenen Standorten und ist wenig anfällig gegenüber Insekten und Pilzen. Die schnellwüchsige Lichtbaum-Art hat eine gute Wertleistung und ist inzwischen auch in unseren Wäldern zu finden, wo sie mit einem Anteil von 0,5 Prozent bereits die zahlenmäßig häufigste nicht heimische Laubbaumart ist. Die Roteiche wurde anfangs in Reinbeständen angepflanzt. Heute wird sie aber eher in Mischbeständen kultiviert – zusammen mit Buchen, Hainbuchen, Winterlinden oder Bergahorn. Ihr Holz weist im Kern eine rötliche Färbung auf und wird als Bau- und Konstruktionsholz sowie als Furnierholz verwendet. Auch Möbel, Treppen, Dielen und Parkettfußböden werden gerne aus Roteichenholz hergestellt, denn es ist in seiner Biege- und Druckfestigkeit unseren heimischen Eichen, der Stieleiche und der Traubeneiche, sogar überlegen.

Die Roteiche ist ein bis zu 25 Meter hoher Baum, in dichten Beständen kann sie auch schon mal bis zu 35 Meter hoch werden. In der Jugend ist die Borke des Baums glatt, im Alter leicht gerieft bis schuppig. Ihr augenfälligstes Erkennungsmerkmal sind die langstieligen, großen, spitz gelappten Blätter, die bis zu 30 Zentimeterlang werden und beim Austrieb im Frühjahr und vor dem Abfall im Herbst rotgefärbt sind. Die Früchte des Baums, die Eicheln, sind bei dieser Art eher rundlich und reifen in einem flachen Becher. Sie werden erst im zweiten Jahr nach der Befruchtung abgeworfen, ein grundlegender Unterschied zu unseren heimischen Eichen. Eine Kreuzung der amerikanischen Roteichenarten mit unseren heimischen Eichenarten ist nicht möglich. Ein Thema, das bei der Roteiche in Fachkreisen kontrovers diskutiert wird, ist die Invasivität, das heißt die unkontrollierte Ausbreitung der Art und dadurch die Verdrängung heimischer Arten. Bislang ist aber weder im Wald noch aus städtischen Parkanlagen eine massive Ausbreitung der Roteiche bekannt.

Einen Wermutstropfen gibt es bei der Roteiche. Die Aufzucht der Bäume ist nicht ganz einfach, denn die Rehe lieben sie. Deshalb braucht es bei jungen Bäumen einen aufwändigen Verbissschutz, später dann einen Schutz gegen das Verfegen. Denn die Rehböcke reiben daran gern ihre Geweihe, um sie zu säubern. kon