Der Rücktritt des Vereinsvorstands, heftige Diskussionen im Gemeinderat, Fußball-Lokalderbys, das Jahreskonzert des Musikvereins, aktuelle Kunstausstellungen und bewegende Einzelschicksale – als Lokalzeitung berichten wir aus dem Leben und über die Menschen in unserer Region. Dafür bilden unsere freien Mitarbeiter das Fundament: Sie sind bei Wind und Wetter unterwegs, früh morgens und spät abends, haben das Geschehen in ihrer Gemeinde im Blick und liefern an die Redaktionen das Material, das täglich unser Blatt füllt.
Rund 90 freie Journalisten sind für uns monatlich im Einsatz – der eine mehrmals wöchentlich, der andere nur ein paar Mal im Monat. Drei davon erzählen hier aus ihrem Arbeitsalltag – über Freud' und Leid' eines Reporters:
»Es sind die Leute hier draußen, die meine Arbeit so schön machen!« Tamara Eder (58) arbeitet seit über 30 Jahren für das Traunsteiner Tagblatt und berichtet aus den Gemeinden Grassau, Staudach-Egerndach und Bergen. »Den Leuten zuzuhören, ist das Wichtigste an meinem Job«, ist sie bis heute überzeugt.
Gleich nach dem Abi hat sie mit dem Schreiben begonnen. »Ich wollt' mir zum Studium ein bisserl Geld dazu verdienen, hatte Deutsch-Leistungskurs und dachte, das probier ich jetzt einfach mal«, erzählt sie von den Anfängen. Auf eine Anzeige hin meldete sie sich beim Verlag. Und die ersten Termine sind ihr noch gut in Erinnerung – vor allem die ersten Texte, die sie verfasst hat.
»Ich hatte ja noch keinen Computer. Und hab alles auf der Schreibmaschine geschrieben. Korrekturband hatte ich auch keins, wollte aber in den Texten keine Fehler haben und hab sie deshalb unzählige Male abgetippt. Das hat ewig gedauert.« Als eine der ersten Mitarbeiterinnen richtete sie sich zu Hause ein Fotokammerl ein und entwickelte ihre Bilder selber. Deshalb war sie es, die am Wochenende etliche Termine machen musste, zu Hause nachts die Bilder entwickelte und früh morgens an die Redaktionen lieferte. Seither hat sich technisch so viel verändert »und das alles erleichtert die Arbeit sehr«.
Was gleich geblieben ist, das ist der Kontakt zu den Menschen – ihr täglicher Antrieb. »Man erfährt so viel und lernt so viele Menschen kennen, das ist schön.« Tamara Eder lebt und liebt die Region und hat ein gutes Gespür für die Leute hier. »Ich bin inzwischen selber bei über 20 Vereinen Mitglied und weiß, wie viel Engagement und Arbeit dahintersteckt.« Und das versucht sie, in ihren Texten weiterzugeben. Zu fünf bis sechs Veranstaltungen geht sie im Schnitt pro Woche – von Arbeiten nur vom Schreibtisch aus hält sie nicht viel. »Ich will mir ja selber ein Bild machen.« Beobachten, nicht bewerten ist dabei ihr Credo. Und das will sie auch noch viele Jahre machen.
Im Jahr 1975 hat Siegi Huber aus Traunstein angefangen, für den Post-SV Traunstein Tischtennis-Berichte zu schreiben. Seitdem ist er freier Mitarbeiter unserer Sportredaktion – und das mit ganz viel Herzblut und Leidenschaft. Der mittlerweile 72-Jährige schreibt jetzt vor allem über den Wintersport. In Sachen Eishockey, Eisschnelllauf, Biathlon und Skicross ist er der Fachmann in der Region. Ihm geht es vor allem »um die Menschen im Sport«. Egal ob sie Profis sind oder Hobbysportler. Deshalb liebt es Siegi Huber, Porträts über die heimischen Sportler zu schreiben oder auch spannende Hintergrund-Geschichten. »Aber natürlich gehört auch die Ergebnis-Berichterstattung nach wie vor dazu«, betont er.
Über die Jahre hat sich die journalistische Arbeit sehr verändert. »Ich habe meine ersten Artikel noch mit der Schreibmaschine verfasst«, blickt er zurück. »Mittlerweile geht das mit dem Computer natürlich alles viel einfacher und schneller.« Allein auch die Ergebnis-Mitteilung an die Sportredaktion war vor Jahren noch viel aufwändiger. Besonders gerne erinnert sich Huber an die vielen persönlichen Begegnungen mit den Sportlern zurück. Eine ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben: Er traf beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding einst den mittlerweile verstorbenen Franz Beckenbauer.
Ein wichtiger und langjähriger freier Mitarbeiter ist der Traunsteiner Wolfgang Schweiger (73). Er erinnert sich: »Da ich neben meiner beruflichen Tätigkeit als Schriftsteller und Drehbuchautor schon immer ein eifriger Kinogänger war, war ich höchst erfreut, als mich vor 25 Jahren Robert Heigl, damals Kulturredakteur beim Tagblatt, beiläufig fragte, ob ich für sein Ressort auch mal Filmkritiken schreiben könnte. Das fiel mir nicht schwer, da ich bereits ein Sachbuch über den Polizeifilm veröffentlicht hatte.
Etwa zur gleichen Zeit öffnete die Traunsteiner Kulturfabrik NUTS ihre Pforten, so dass ich nun auch über Kabarett, Musik, Theater, Lesungen und Ausstellungen schreiben sollte. Dazu kamen noch Veranstaltungen in Bad Reichenhall (Sternenzelt) und in der Salzburgarena. Das war am Anfang nicht ganz einfach, schließlich war dies ein gänzlich neues Genre für mich. Ich merkte, dass Kunst schön ist, aber viel Arbeit macht, wie schon Karl Valentin sagte.
Wenn ich trotzdem und mit wachsender Begeisterung dabei geblieben bin, dann vor allem, weil es mir Freude und Zufriedenheit verschafft, die Leser über Kunst und Kultur zu informieren, kompetent und möglichst unterhaltsam. Egal, ob es sich dabei um einen talentierten Nachwuchskünstler oder eine Pop-Ikone wie Leonard Cohen handelt. Dazu kommt, dass ich neben der Arbeit am Computer die Gelegenheit schätze, den Kontakt mit Veranstaltern, Künstlern und Besuchern zu pflegen.« ka/sb/hr