Süßlicher Schokoladenduft liegt in der Luft. In den riesigen Tanks lagert die Rohmasse, zweimal pro Woche wird diese angeliefert. Es sind knapp 50 Tonnen Zartbitter- und Milchschokolade und weiße Schokolade. In der großen Betriebshalle laufen sechs Produktionslinien parallel. Durch die Rohrleitungen fließt flüssige Schokolade. Es rattert und dröhnt. Es rauscht. Die meisten der Arbeitsschritte laufen vollautomatisch. Die Firma beschäftigt in Hochzeiten rund 300 Mitarbeiter.
Im Mai 2019 haben die Verantwortlichen des im Jahr 1865 gegründeten Unternehmens, das seit Beginn in Familienhand ist, mit der Planung einer neuen Mozartkugel-Maschine begonnen. Die »Echte Reber Mozartkugel« ist das wichtigste Produkt, das in Bad Reichenhall entsteht und in vielen Ländern der Welt erhältlich ist.
Die Kugeln aus Bad Reichenhall weichen in der Form und dem Inhalt von der Originalrezeptur der Konditorei Fürst, die als Ersthersteller von Mozartkugeln bekannt ist, ab. Für Süßwarenfreunde klingt der Herstellungsprozess dennoch verlockend: Doppelt umhüllt mit Alpenmilch- und Zartbitterschokolade, gefüllt mit Edel-Marzipan aus Mandeln und Pistazien und mit einem Haselnuss-Nougat-Kern ist die Reber Mozartkugel.
Der Prozess von den Rohstoffen zur Mozartkugel ist lange und kompliziert. Von der Planung über den Bau bis zur Installation der neuen Maschine hat es ganze zwei Jahre gedauert. In der Theorie können nun bis zu einer Million Mozartkugeln pro Tag hergestellt werden. »90 Meter lang ist die neue Maschine, die vollautomatisch läuft, die den doppelten Überzug mit jeweils 3,6 Gramm Alpenmilch- und Zartbitterschokolade garantiert«, sagt der Betriebsleiter.
Die Maschine überwacht sowohl die Schokolierung als auch die Kühlungsprozesse zwischendurch. Eine richtig temperierte Schokolade gilt als das A und O. Roboterarme picken die fertigen Mozartkugeln im Sekundentakt vom Band und setzen sie in die Stanzverpackungen. Früher wurde das noch mit der Hand getan.
Unzählige Monitore überwachen das Geschehen. Alle Arbeitsschritte mit einbezogen, dauert die Produktion des schokoladigen Aushängeschildes der Firma rund 40 Minuten. Erst dann kommt die fertige Kugel in die Verpackung. Der letzte Arbeitsschritt, die Kartonierung, erfolgt bislang noch per Hand. Bis Herbst 2022 plant der Mozartkugel-Hersteller eine weitere Modernisierung: eine vollautomatische Kartonierung. Dafür werden erneut eigens konzipierte Maschinen zum Einsatz kommen.
In Bad Reichenhall sind die Verantwortlichen stolz auf die Millioneninvestition, die das Traditionsunternehmen in die Zukunft führen soll. Die Beliebtheit von Süßwaren ist zwar weiterhin ungebrochen. »Corona hat uns aber massiv getroffen«, sagt die Reber-Inhaberin Burgi Reber-Schmidt.
Der Absatz von Kugeln, Pasteten und Mozart-Schokoladen hat in den vergangenen zwei Jahren kräftig unter Corona gelitten, weil die Einschränkungen auch die Weihnachts- und Osterzeit betrafen und das Kaufverhalten der Kunden irritierten. Hinzu kommt: Der Tourismus war zeitweise weggebrochen. Das Mitbringsel aus Bad Reichenhall blieb in den Auslagen liegen, an Schokoladen-Weihnachtsmännern und süßen Ostereiern wurde gespart. Weihnachten und Ostern sind für das Bad Reichenhaller Unternehmen aber die zwei umsatzstärksten Feste im Jahr. »Bei uns haben einige angerufen und gefragt, ob wir pleite sind«, sagt Burgi Reber-Schmidt: Die Insolvenz von »Salzburg Schokolade« im vergangenen Dezember führte zu Irritationen in der Branche. Jetzt, Anfang Januar, ist die Osterproduktion bereits fast abgeschlossen. Die Firma arbeitet mit vielen Monaten Vorlauf. In arbeitsintensiven Hochphasen wird im Werk in Marzoll im Schichtbetrieb bis 22 Uhr gearbeitet.
»Wir müssen mit der Zeit gehen und modernisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben«, sagt Burgi Reber-Schmidt. Ein Stillstand wäre ein Rückschritt. Deshalb investieren die Reber-Verantwortlichen hohe Millionensummen in ein neues Lager auf dem 9000 Quadratmeter großen Betriebsgelände an der Reichenhaller Straße. Im Juli wurde mit dem Bau begonnen, im Dezember wurde dieser fertiggestellt.
Das Zentrallager des Unternehmens ist ausgelagert. Es befindet sich derzeit in Gotha. Dort sind rund 6 500 Paletten mit Süßwaren eingelagert. Von dort aus werden die Produkte zentral gesteuert versendet. Sie treten den Weg zu den Lebensmittelmärkten an.
Das neue Lager direkt am Produktionsstandort ist 3300 Quadratmeter groß. Es ist voll klimatisiert. Es ist ein Areal für die Roh- und die Fertigwaren, zudem für die Packstoffe.
Der Umzug steht kurz bevor: 5200 Palettenstellplätze gibt es im Neubau, ab Mitte Januar wird das riesige Gebäude mit Regalen ausgestattet. Klimaneutral soll nicht nur das Bauwerk sein, sondern künftig auch die Süßwaren-Produktion. Eine gewaltige Photovoltaikanlage soll auf dem Dach installiert werden, so der Plan.
Die bereits bestehenden Lagerflächen im Betriebsgebäude sollen in die neue Halle umziehen. »In Zukunft werden auf der frei werdenden Fläche weitere Produktionsflächen entstehen«, sagt Reinhold Kaiser, der seit 25 Jahren dem Unternehmen angehört.
Bis Ende Januar, so das Vorhaben, soll der Umzug abgeschlossen sein. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll es nicht das letzte Bauvorhaben auf dem Reber-Gelände gewesen sein.
Kilian Pfeiffer