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Landrat Bernhard Kern: »Das Café ist auch wichtiger Anlaufpunkt für ältere einsame Menschen.«

Fünf Jahre »Café der Begegnung« der Caritas: eine Erfolgsgeschichte

Bad Reichenhall – Einen »Ort der Gemeinschaft und Solidarität, der Menschen zusammenbringt und unterstützt« und damit den »gelebten Caritas-Gedanken« nannte die Kreisgeschäftsführerin des Caritas-Zentrums Berchtesgadener Land, Dr. Franziska Fritz, das »Café der Begegnung«. Die Kontakt- und Begegnungsstätte an der Bahnhofstraße 21 in Bad Reichenhall feierte nun mit einem Festakt und bunten Programm ihr fünfjähriges Bestehen.


In erster Linie richtet sich die Begegnungsstätte an Menschen mit Suchtproblemen, ist jedoch für jede Interessierte und jeden Interessierten offen. Genutzt wird das niederschwellige Angebot ohne Konsumzwang mit für jeden leistbaren Preisen für Kaffee, Kuchen und Mittagessen von Männern und Frauen aus dem ganzen Landkreis.

Zum Jubiläum kamen neben vielen Stammgästen und Caritas-Mitarbeitern auch Ehrengäste und Netzwerk-Partner mit Klienten, wie Vertreter der Tagesstätte »Gelbes Haus« und des Freilassinger Zuverdienst-Projektes der Caritas »FINA« für psychisch kranke Menschen.

»Das Café der Begegnung« wurde unter schwierigen Bedingungen während der Corona-Pandemie eröffnet«, rief Dr. Franziska Fritz in Erinnerung. »Trotz der widrigen Umstände haben wir es geschafft, einen Ort der Wärme, des Austausches und der Unterstützung zu schaffen. Hier finden Menschen vor allem auch Gemeinschaft und Freundschaft.« In den fünf Jahren habe das Team, das aus sieben teils Teilzeit angestellten Mitarbeiterinnen unter Leitung von Julia Schmid samt einer Köchin besteht, vielen Menschen helfen können, ihre Lebenssituation zu verbessern. Täglich sei das Team mit »großem Engagement und Herzblut« dabei, mit viel Einfühlungsvermögen machten die Mitarbeiterinnen diesen Ort zu einem »Zufluchtsort für viele Menschen«.

»Die Kontakt- und Begegnungsstätte ist längst mehr als ein Ort – sie ist für viele Menschen ein Stück Alltag geworden«, ergänzte Bezirksrat Georg Wetzelsperger. Sie ist ein »Ort, an dem man gesehen wird. An dem man nicht bewertet, sondern unterstützt wird. An dem man einfach da sein darf – und gleichzeitig wachsen kann.« Aktuell sei die Haushaltslage des Bezirks freilich sehr angespannt. Das Hinterfragen jeder pauschal finanzierten Leistung sei eine wertvolle Erfahrung und zeige, wie unverzichtbar und wirksam dieses Angebot sei. »Keine Bange, dass wir uns auch in fünf Jahren wieder hier treffen«, versprach er, sich wieder für weitere Förderung stark zu machen.

Café wichtiger Anlaufpunkt für ältere, einsame Menschen

Aufgrund der sich ändernden Altersstruktur sei das Café auch wichtiger Anlaufpunkt für ältere, einsame Menschen, sagte Landrat Bernhard Kern. Das Angebot bewähre sich in Krisen und schwierigen Lagen wie finanziellen Sorgen, Tod des Partners, bei psychischen oder körperlichen Erkrankungen und helfe, die Isolation, die oft mit Suchterkrankungen einher geht, zu durchbrechen. Erfreut zeigte sich Kern, dass es hier auch noch ein Tauschregal gibt, sowie Veranstaltungen wie ein »faires Frühstück« oder das Wohnzimmerkonzert der Philharmonie. Auch Spiele, Basteln, Gymnastik, Kekse Backen oder »Joghurt selber machen« sind einige der vielen Angebote im Rahmenprogramm. Die Kuchen werden von Caritas-Mitarbeitern alle selber gebacken und für die preiswerte Beschaffung der Lebensmittel gibt es eine Kooperation mit »Foodsharing«.

»Es ist eine Erfolgsgeschichte«, freute sich Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung. Pater Terencjan Wieslaw Wawrzonkowski zeigte sich begeistert, dass er diesen, für einen Franziskaner sehr passenden »Ort, an dem Herzen geöffnet, Sorgen geteilt und neue Wege gefunden« werden, nun offiziell einweihen durfte.

Anna Müller umrahmte den Festakt mit dem Waldhorn mit einem Rondeau sowie dem Ave Maria von Schubert, begleitet von Christina Ruttinger.

An der alkoholfreien Cocktailbar steht Stefan Metzenleitner von der ambulanten Suchtbehandlung in Berchtesgaden. Er bringt öfter Klienten vom Betreuten Wohnen oder Bewohner der Obdachlosen-Unterkunft in Winkl hierher, »damit sie eine Tagesstruktur haben«. Einer seiner Schützlinge, Thomas Reitz (54), fand über private Kontakte aus dem Café sogar eine eigene Wohnung in Bad Reichenhall. Was ihm im Café am besten gefällt? »Dass man nicht alleine ist.« Er wirkt auch begeistert beim gemeinsamen Singen und bei Unternehmungen, vom Eisessen bis zu Ausflügen zum Tierpark oder Gut Aiderbichl, mit.

Geöffnet ist der Treffpunkt an der Bahnhofstraße 21 von Montag bis Freitag von 8.30 bis 16.30 Uhr nur am Dienstag ist die Öffnungszeit verkürzt auf 10 bis 15.30 Uhr. Veronika Mergenthal