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Das stand am 2. August 1911 in der Zeitung

Waging. Am 2. August 1472 starb, wie uns mitgeteilt wird, der von hier stammende Pater Bernhard »von Waging«. Da sein Familienname nicht bekannt ist, wurde er stets nach seinem Geburtsorte benannt.

Bernhard studierte an der Wiener Universität, wurde dort Baccalaureus artium liberalium und trat dann in das Stift der regulierten Chorherren des Hl. Augustins in Indersdorf und von dort 1446 zu Tegernsee in den Benediktinerorden über. Am 8. Dez. 1447 legte er die Profeß ab. Sein ausgebreitetes Wissen in Theologie sowie seine tiefe Frömmigkeit verschafften ihm bald die Stelle eines Priors, die er unter den Äbten Caspar und Conrad bekleidete, die ein solches Vertrauen in ihn setzten, daß sie kaum etwas von Belang unternahmen, ohne sich vorher mit ihm beraten zu haben.

Als um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die deutschen Benediktineräbte eine Vereinigung zum Zwecke der Gleichförmigkeit in bezug auf Ritus und Disziplin anstrebten, wobei die Äbte Caspar und Conrad von Tegernsee und Johann IV. von Melk vorzüglich tätig waren, bedienten sich selbe besonders des Pater Bernhard zur Verwirklichung ihrer Pläne. Der Abt Johann IV. von Melk nannte ihn mit Recht den Pater providus et zelosus. Im Jahre 1467 vertrat P. Bernhard den Abt Conrad auf dem Ordenskapitel zu Michaelsberg in Bamberg. Die versammelten Äbte richteten an Abt Conrad in Tegernsee ein Schreiben, worin sie voll des Lobes über P. Bernhard sind, indem sich derselbe dort außerordentlich tüchtig und umsichtig bewiesen habe. Unter den damaligen Kirchenfürsten Deutschlands war es vor allem Kardinal Nicolaus von Casa, Fürstbischof von Brixen, der den P. Bernhard in den Kreis seiner Ratgeber und vertrauten Freunde zog (wie die an ihn gerichteten Briefe bezeugen) und seine Hochschätzung für Tegernsees Mönche auch dadurch an den Tag legen wollte, daß er denselben seinen Traktat »De Visione dei seu de lcona« widmete. Ebenso wurde P. Bernhard auch vom Fürstbischofe von Eichstätt, Johann II. von Eich (1445 bis 1464), oft in Angelegenheiten, welche die Reform seines Klerus betrafen, zu Rate gezogen und man wird kaum irren, wenn man ihn als den Urheber betrachtet, daß P. Bernhard mit der Stelle eines Beichtvaters des Nonnenklosters Bergen, das kürzlich renoviert worden war und im Bistume Eichstätt lag, betraut wurde, weil er ihn in seiner Nähe zu haben wünschte.

Bernhard schloß in dieser Eigenschaft sein Leben zu Bergen (bei Eichstätt) den 2. August 1472. (...) Bernhard hinterließ eine große Anzahl von Druckschriften, Manuskripten und Briefen.