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Das stand am 10. September 1891 in der Zeitung

Vom Chiemsee. Während in den früheren Jahren der Geldbeutel der Besucher des Königsschlosses auf Herrenwörth in Analogie besserer Restaurants auch im Insel-Hotel gleichmäßige Behandlung fand, scheint in der Neuzeit ein Umschwung daselbst eingetreten zu sein, welcher im Interesse der Privatschatulle S. M. des Königs und zur Wahrung des berechtigten Renomees bayerischer Hof-Etablissements zur Kenntnis der maßgebenden Herren gebracht werden muß.

Man ist nämlich auf der Königsinsel bestrebt, die daselbst vom »Hofe« eingerichtete Restauration, welche allen Besuchern offen steht, in ein sogenanntes »feines Weinhaus« umzuwandeln und läßt deshalb durch die Dienstorgane das sog. »Gesindel«, welches nicht Wein, sondern Bier trinkt, Rindfleisch und Wurst begehrt, zur Fraueninsel verweisen. – In Folge derartiger indirekter Maßnahmen fühlen sich die Besucher des Schlosses, welche nicht zu den oberen Zehntausend gehören, mit Recht beschwert, und speziell die Südbayern, welche sich sonntags daselbst einfinden und denen die Wirtspachtverhältnisse nicht unbekannt sind, fragen sich mit Recht, ob die Administration zu derartigen Ausschreitungen Ja und Amen sagen kann.

Die Herren Kellner im Frack, welche zur Bedienung auf der Insel »weiden«, möchten aus der herrlichen Insel ein Pariser Restaurant machen, wozu der bayerische Königshof, der von dem bereits bezahlten Wirtschaftspachtschilling ganz gewiß nicht die kleinsten Reparaturkosten bestreiten kann, ein Prestige herleihen soll, um hohen »Trinkgeldern« das Wot zum reden. Die Restaurationspreise sollten übrigens mit höchster Genehmigung festgestellt und publiziert werden.