Die vier ausführenden Musikerinnen des Quartetts empfahlen sich mit herausragender Intonation und Virtuosität. Jede Künstlerin für sich genommen ist bereits eine außerordentliche Solistin, aber im Zusammenspiel entfaltete sich regelrecht eine Sogwirkung, die den Zuhörenden in die Musik hineinzog. Man merkt es dem Quartett an, dass sie bereits seit 2016 gemeinsam konzertieren. Eine wunderbare Ergänzung dazu ist die Flötistin Vita Benko. Und so konnte man den ein oder anderen Besucher mit geschlossenen Augen ganz im Hören versunken beobachten.
Trotz einsetzendem Starkregens war der Saal des Schloss Fürstenstein fast voll mit Zuhörern besetzt. Zum besonderen Charme des Abends trug dann unerwarteter Weise ausgerechnet der Regen mit seinem leisen Klopfen und dem Geruch nach Sommerschauer bei.
Heutzutage ist kaum noch vorstellbar, dass eine Komponistin ihre Werke auf Druck ihres Mannes nur unter Pseudonym veröffentlichen konnte: H.H.A.Beach, so nannte sich Amy Beach zu Lebzeiten ihres Mannes. Erst nach seinem Ableben trugen ihre Werke auch wieder ihren richtigen Namen und sie selbst trat eine dreijährige Konzertreise durch Europa an. Die Zuhörer im Fürstenstein hörten ihr 1916 komponiertes Werk »Thema und Variationen für Streichquartett und Flöte« virtuos vorgetragen und den Charakter des Werkes voll ausgestaltet mit farbenreicher Harmonik und beeindruckendem kontrapunktischem Geschick.
Es folgte das Streichquartett in G- Moll von Emilie Mayer. Im Gegensatz zu Amy Beach durfte sie zu ihren Lebzeiten Erfolge feiern und diese auch für sich selbst in Anspruch nehmen. Sie trug damals den Spitznamen »weiblicher Beethoven« und diesem wurde das vorgetragene Stück absolut gerecht: Die romantisch anmutende Gestaltung des Stückes und die geradezu in Dialog miteinander tretende erste Violine und das Cello lieferten dazu den Hörbeweis.
Nach einer kurzen Pause bekamen die Zuhörer ein Blumenbouquet der besonderen Art – musikalisch exzellent gebunden – überreicht. Es erklangen Vilma von Webenaus Sommerlieder für Streichquartett. Dieser thematisch dem Sommer gewidmete Reigen aus der Spätphase der Wiener Moderne ließ musikalisch erst Rittersporn dann roten Mohn, Vergissmeinnicht, Kornblumen, Jasmin und zum Abschluss die stolzen Rosen vor dem geistigen Auge des Zuhörers erblühen. Den vier Streicherinnen gelang es, die der Komponistin eigene poetische Handschrift und die dichte atmosphärische Gestaltung auch durch die Rezitation mit Sprechstimme eindringlich wiederzugeben.
Zum musikalischen Abschluss des Abends schlich sich dann noch Maurice Ravel – auch er wie die Komponistinnen ein Unangepasster – in das Programm »Damenspiel«, mit seiner Sonatine für Flöte und Streichquartett. Gleichsam als Weiterführung des Blumenbouquets fügt er, der Meister der Klangfarben, der Töne malt und so impressionistische Atmosphären schafft, sich hervorragend ins Programm. Die künstlerische Gestaltung des »Constanze Quartets« mit der Flötistin ließen stringente Harmonik und elegante Melodien lebendig werden.
Nach so herausragendem Kunstgenuss durften die Konzertbesucher, wie beim Berchtesgadener Kulturkreis üblich, bei dem ein oder anderen Glas Wein und Gebäck den Abend ausklingen lassen. fb