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Das Backen von Brot und Brötchen wird attraktiver: Inzwischen geht ein Bäckerei-Azubi im dritten Ausbildungsjahr mit 1 230 Euro im Monat nach Hause, so die Gewerkschaft NGG Rosenheim-Oberbayern. (Foto:Tobias Seifert/NGG)

440 Profis backen und verkaufen Brot – Appell an die Bäckerein im Landkreis

Berchtesgadener Land – Sie machen die Frühaufsteher-Jobs: Rund 440 Beschäftigte backen und verkaufen im Berchtesgadener Land Brot, Brötchen und Kuchen.


Allerdings passiert in der Branche gerade viel, was die Arbeit in Bäckereien erleichtern könne: »Schafft eine Bäckerei zum Beispiel neue Kühltechnik an, kann der Teig schon am Vortag vorbereitet werden. Morgens wird dann gebacken. Dadurch sind ein paar Stunden mehr Schlaf drin«, so Manuel Halbmeier von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Der Geschäftsführer der NGG Rosenheim-Oberbayern appelliert an die Bäckereien im Landkreis, die Jobs der Branche attraktiver zu machen. Immerhin beklagt gut die Hälfte der Beschäftigten im Backgewerbe, oft Überstunden machen zu müssen. Das ist ein Ergebnis des »Bäckerei-Monitors«, den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der NGG gemacht hat. Die Gewerkschaft hat dazu zum ersten Mal bundesweit rund 1 400 Beschäftigte im Bäckerhandwerk und in der Brotindustrie befragt. Künftig soll es die Branchen-Analyse einmal pro Jahr geben.

Beim ersten »Bäckerei-Monitor« haben acht von zehn Beschäftigten angegeben, dass sie oft Zeitdruck und Stress im Job erleben. Knapp die Hälfte arbeitet mit wenig Pausen. Und 84 Prozent beklagen, dass Personalmangel im eigenen Betrieb für sie zu spürbaren Belastungen führe.

»Fehlender Nachwuchs ist ein entscheidender Punkt – vor allem für das Bäckerhandwerk«, sagt Halbmeier. Insgesamt gebe es in den 35 Betrieben des Backgewerbes im Berchtesgadener Land 25 Auszubildende. Die NGG beruft sich bei den Angaben zu Betrieben und Beschäftigten auf Zahlen der Arbeitsagentur.

Beim Bäckerei-Nachwuchs sieht die NGG Rosenheim-Oberbayern einen Trend: Immer häufiger setzten Bäckereien in der Region auf Migranten. »Eines ist klar: Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig«, so Manuel Halbmeier. Bereits heute habe bundesweit jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund. Für den Nachwuchs habe die NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen wichtigen Anreiz gesetzt: »Das Portemonnaie der Azubis in Bäckereien ist deutlich voller geworden. Zum Ausbildungsstart bekommen sie bereits 1 020 Euro pro Monat. Und im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar 1 230 Euro«, so Manuel Halbmeier. Die NGG kündigt an, noch in diesem Jahr mit den Arbeitgebern über eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verhandeln: »Wichtig sind bessere Arbeitszeiten. Es geht darum, die Belastungen gerade bei Früh-, Spät- und Nachtschichten besser aufzufangen: Wenn auf sechs Tage Schichtarbeit drei freie Tage folgen, dann lassen sich die Jobs in der Brotindustrie dadurch enorm attraktiver machen«, betont der Gewerkschaftsvertreter.

Die NGG werde sich unter dem Motto »Backen wir's« auch für bessere Löhne stark machen: »Es ist wichtig, dass alle Bäckereien Tariflohn zahlen. Denn wenn der Lohn von heute schon ein Problem ist, dann ist es die Rente von morgen erst recht«, so Halbmeier. fb