Ein wichtiger Punkt bei dem »Gebäude-Check«: der Energieverbrauch. »Je mehr Geld Bewohner fürs Heizen und für warmes Wasser ausgeben müssen, desto höher ist der Druck, das Haus energetisch zu sanieren«, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Im Fokus der Untersuchung steht deswegen auch die durchschnittlich verbrauchte Energie pro Quadratmeter Wohnfläche im Berchtesgadener Land.
»Dabei herausgekommen ist, dass die Wohngebäude im Landkreis Berchtesgadener Land beim Energieverbrauch 0,9 Prozent pro Quadratmeter unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen«, so Günther. Dazu habe das Pestel-Institut in seiner Datenanalyse die Struktur der Wohngebäude im Berchtesgadener Land mit dem Bundesdurchschnitt verglichen. Wichtig sei dabei insbesondere die Altersstruktur der Wohngebäude. Ebenso der Gebäudetyp – also die Anzahl der Ein- und Zweifamilienhäuser sowie der Mehrfamilienhäuser.
Der Energieverbrauch fürs Wohnen ist nach Angaben des Pestel-Instituts der entscheidende Richtwert für die Energiespar-Sanierungen, die in den kommenden Jahren auf das Berchtesgadener Land zukommen: »Immerhin sei es das Ziel, den gesamten Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Wenn das Berchtesgadener Land bis dahin klimaneutral wohnen soll, dann ist es notwendig, bei den Sanierungen in den ›Turbo-Gang‹ zu schalten«, so Matthias Günther vom Pestel-Institut, das die Regional-Untersuchung zur Sanierung von Wohngebäuden im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) gemacht hat.
Riesige Investitionen sind notwendig
Für die Hauseigentümer bedeute dies, in die Tasche greifen zu müssen: »Pro Jahr sollte sich der Landkreis Berchtesgadener Land auf rund 189 Millionen Euro Sanierungskosten einstellen – allein fürs Energiesparen. Und das 20 Jahre lang«, erklärt Günther. Basis der Berechnungen ist eine bundesweite Studie des Bauforschungsinstituts »ARGE für zeitgemäßes Wohnen« in Schleswig-Holstein.
Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel spricht von einem »Mammut-Projekt für das Berchtesgadener Land«. Dessen Präsidentin Katharina Metzger fordert deshalb jetzt »finanziellen Rückenwind« für die Eigentümer: »Entscheidend ist, dass mehr und mehr – gerade private – Hauseigentümer mitziehen. Vor allem, dass sie sich Sanierungen überhaupt erlauben können. Das klappt nur, wenn die Politik mehr Anreize schafft: Es ist höchste Zeit, Energiesparsanierungen deutlich besser zu fördern als bislang.« Auf keinen Fall dürfe Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) mit ihren Plänen durchkommen, Förderprogramme für die Sanierung um mehr als 3 Milliarden Euro zu kürzen.
An die Adresse der Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Traunstein-Berchtesgadener Land appelliert der Baustoff-Fachhandel, sich in Berlin für einen »Push bei der Gebäudesanierung« stark zu machen: »Altbau-Sanierungen würden helfen, Jobs auf dem Bau im Berchtesgadener Land zu sichern. Denn die Wohnungsbaukrise wird von Tag zu Tag schlimmer«, so Katharina Metzger.
Wohnungsbaukrise geht weiter
Der Wohnungsbau sei wie gelähmt: Zwar habe Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) versprochen, dass »die Bagger auch wieder rollen«. »Doch auf den versprochenen Neubau-Turbo warten das Berchtesgadener Land und Bayern immer noch. Dem Bau rutschen die Kapazitäten weg: Bauarbeiter verlieren ihre Arbeit. Betriebe machen dicht. Diese Spirale nach unten muss vor allem der Bund dringend stoppen: Er muss die Konjunktur-Notbremse für den Bau ziehen«, fordert Katharina Metzger. Gerade das Ankurbeln von Sanierungen und Modernisierungen gebe dem Bau einen Schub, den dieser dringend brauche.
Im Fokus muss dabei das Energiesparen stehen, so das Pestel-Institut. »Um Heizkosten zu senken, sind die Dachdämmung, neue Isolierfenster und Wärmepumpen das A und O. Dabei ist es bei einem alten Dach nicht so entscheidend, ob drei Zentimeter mehr oder weniger an Dämmung zwischen die Sparren passen. Hauptsache, ab der obersten Geschossdecke passiert überhaupt etwas«, sagt Institutsleiter Günther. Wenn sich Eigentümer entschließen, Handwerker ins Haus zu holen, dann sollte man möglichst umfassend sanieren: »Wenn Dach und Fassade gemacht werden müssen, dann ist es natürlich günstiger, das Gerüst nur einmal aufbauen zu müssen«, rät Katharina Metzger vom Bundesverband des Baustoff-Fachhandels.
Es sei oft effektiver, möglichst viel in einem Rutsch zu machen: »Also lieber im Rundumschlag sanieren als Stück für Stück über Jahre verteilt. Das ist natürlich immer auch eine Frage des Portemonnaies«, so Katharina Metzger. Es lohne sich aber, mit Handwerksbetrieben darüber zu sprechen und ein Sanierungskonzept zu machen. Und wenn doch in Schritten saniert werde, dann in der richtigen Reihenfolge: »Erst die Häuser energetisch fit machen – also dämmen. Dann die Wärmepumpe«, so Metzger.
Sanierung sollte altersgerecht sein
Neben der energetischen Sanierung biete sich vor allem auch der altersgerechte Umbau an, um Seniorenwohnungen zu schaffen. »Wer ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung hat, sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass er in den eigenen vier Wänden auch alt werden kann«, rät Katharina Metzger. fb