Kampf gegen Kindesmissbrauch
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Der Kinderschutzbund fordert mehr Anstrengungen im Kampf gegen Missbrauchsdarstellungen im Internet. (Symbolbild) Foto: Arne Dedert/DPA

Kinderschutzbund: Mehr Missbrauchsbilder im Netz löschen

Mönchengladbach (dpa) - Trotz Ermittlungserfolgen tauchen immer wieder Missbrauchsdarstellungen im Netz auf. Warum das schnelle Löschen für Betroffene so wichtig ist - und weshalb fünf Männer vor Gericht stehen.


Vor Beginn eines Prozesses gegen mutmaßliche Drahtzieher einer Kinderpornografie-Plattform verlangt der Kinderschutzbund mehr Anstrengungen beim Löschen von Missbrauchsdarstellungen im Netz. »Der Fokus der Behörden liegt vor allem darauf, aktuell stattfindenden und anhaltenden Missbrauch zu beenden«, sagte der Vize-Präsident des Verbandes, Joachim Türk, der Deutschen Presse-Agentur. »Das ist angesichts der begrenzten personellen Ressourcen auch nachvollziehbar.«

Aber auch das Löschen von Darstellungen vergangener Missbrauchstaten sollte vorangetrieben werden, forderte Türk. »Hier müssen zum einen die Zuständigkeiten klar geregelt werden, zum anderen fehlen den Strafverfolgungsbehörden die Kapazitäten.« Für Betroffene sei das Entfernen des Materials elementarer Bestandteil der Traumabewältigung.

Worum geht es bei dem Prozess?

Vor dem Landgericht in Mönchengladbach beginnt am Mittag ein Prozess gegen fünf Männer, die nach einem bundesweiten Schlag gegen die Betreiber einer riesigen Kinderpornografie-Plattform als mutmaßliche Drahtzieher gelten. Die 44 bis 63 Jahre alten Männer sollen als Moderatoren oder Administratoren der Darknet-Plattform aktiv gewesen sein, auf der mehrere Hunderttausend Nutzer weltweit Millionen von Bildern und Videos tauschten.

Das Forum diente laut Anklage zudem dazu, Kontakte zwischen Gleichgesinnten herzustellen. So sollen sich User auch zum sexuellen Missbrauch von Kindern verabredet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten bandenmäßiges Verbreiten und den Besitz von Kinderpornografie vor.

Ermittler hatten die Plattform im September 2024 stillgelegt und bei Durchsuchungen in sechs Bundesländern umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Darunter waren nach damaligen Angaben mehr als 1.500 Asservate wie Laptops und Handys sowie 94 Umzugskartons mit Videokassetten und DVDs, die den Missbrauch von kleinen Kindern zeigten.

Kinderschutzbund sieht Ermittlungserfolge

Der Kinderschutzbund lobte die Anstrengungen der Behörden im Kampf gegen solche Plattformen. »Sowohl das Bundeskriminalamt als auch viele Polizeien der Länder haben die Bekämpfung von Missbrauchsdarstellungen im Netz zu einer Priorität ihrer Arbeit gemacht«, sagte Türk. Die Ermittlungserfolge der vergangenen Monate zeigten, dass diese Strategie erfolgreich sei.

Laut einem im Juni von der Bundesregierung vorgestellten Bericht für das Jahr 2024 war bei Hinweisen auf Darstellungen von sexuellem Missbrauch an Kindern im Internet gut die Hälfte aller Inhalte auf deutschen Servern innerhalb von gut zwei Tagen gelöscht. Wegen des komplexeren Verfahrensablaufs und der größeren Anzahl beteiligter Stellen sei für die Löschung im Ausland gehosteter Inhalte mehr Zeit erforderlich. 

Wer Missbrauchsdarstellungen im Internet entdeckt, ist darauf angewiesen, dass Betreiber von Seiten sie löschen. Die Polizei verwies darauf, dazu zum Beispiel den sogenannten Meldebutton in sozialen Netzwerken zu nutzen - oder sich direkt an Polizeidienststellen zu wenden.

© dpa-infocom, dpa:251001-930-107863/1

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