Waschbär
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Er sieht putzig aus, ist aber ein geschickter Räuber, der auch vor seltenen Vögeln und Amphibien nicht haltmacht. Foto: Britta Pedersen/DPA
Asiatische Tigermücke
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Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen beobachtet die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke und stellt dafür unter anderem Mückenfallen auf. Foto: Ennio Leanza/DPA
Ambrosia
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Die Ambrosia-Pollen können starke allergische Reaktionen auslösen. Foto: Patrick Pleul/DPA
Signalkrebs
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Der Signalkrebs verdrängt heimische Flusskrebse und verbreitet einen für sie tödlichen Pilz. Foto: Markus Scholz/DPA
Nilgänse
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Nilgänse sollte man nicht füttern, fordert ein Experte. Foto: Bernd Weißbrod/DPA

Invasive Arten breiten sich aus - Mithilfe aller ist gefragt

Hilpoltstein (dpa/lby) - Sie sind gekommen, um zu bleiben: Waschbär, Signalkrebs oder Tigermücke. Viele invasive Arten werden wir nicht mehr los. Deren Ausbreitung einzudämmen, ist deshalb umso wichtiger.


Asiatische Tigermücke, Waschbär, Signalkrebs oder Ambrosia - im Zuge von Globalisierung und Klimaerwärmung haben sich viele Arten in Bayern angesiedelt, die hier ursprünglich nicht heimisch waren. Manche davon können sich so stark ausbreiten, dass sie zum Problem werden. Aus Sicht von Andreas von Lindeiner vom Naturschutzverband LBV könnte es helfen, wenn sich viele Menschen umsichtiger verhielten. Einige Fakten zu dem Thema: 

Was sind invasive Arten?

Als gebietsfremde Arten, also Neobiota, bezeichnen Fachleute nach Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) alle Arten, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 in Deutschland eingeführt wurden. Zur invasiven Art werden diese erst, wenn sie sich weiträumig so stark ausbreiten, dass sie die heimische Biodiversität bedrohen. Manche wie die Stauden-Lupine als Zierpflanze oder der Marderhund für die Pelztierzucht wurden absichtlich nach Deutschland gebracht. Andere werden dagegen versehentlich eingeschleppt, zum Beispiel als blinde Passagiere im Warenverkehr. 

Wie viele invasive Arten gibt es in Bayern?

»Diese Zahl ist wahrscheinlich nur schwer bis gar nicht zu ermitteln und auch von genaueren Definitionen abhängig«, sagt der Experte Frank Glaw von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB). »Viele dieser Arten werden gar nicht systematisch erfasst und eher zufällig entdeckt.« Viele Arten seien den meisten Menschen auch gar nicht bekannt. »Generell geht man davon aus, dass nur sehr wenige eingeschleppte Arten größere Probleme verursachen.«

Nach LfU-Angaben wird die Verbreitung von invasiven Arten bei regulären und großangelegten Kartierungen mit erhoben. Es gibt aber auch Arten, für die es ein gezieltes Monitoring gibt. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen etwa beobachtet die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke und stellt dafür unter anderem Mückenfallen an ausgewählten Standorten auf. Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wiederum behält über die Meldeplattform »beewarned.de« die Asiatische Hornisse im Blick und koordiniert deren Bekämpfung. 

Welche invasiven Arten bereiten bereits Probleme?

  • Sorgen bereitet dem LBV-Experten Andreas von Lindeiner unter anderem der Waschbär. »Die meisten Leute finden ihn echt putzig.« Gleichzeitig sei der Waschbär ein geschickter Räuber, der auch seltenen Vögeln, Fledermäusen oder Amphibien nachstelle und deren Bestände gefährden könne. Aufgefallen sei er bisher vor allem in Unterfranken, sagt von Lindeiner. Aber wahrscheinlich komme das vorwiegend nachtaktive Tier in Bayern flächendeckend vor.
  • Vielen Menschen bekannt ist die nordamerikanische Beifußblättrige Ambrosie oder kurz Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), deren Pollen starke allergische Reaktionen auslösen kann. Über verunreinigtes Saatgut und Vogelfutter gelangte diese nach Deutschland. Laut der Landesanstalt für Landwirtschaft wurden in Bayern von 2007 bis 2023 rund 630 Ambrosia-Bestände mit mehr als 100 Pflanzen gemeldet. Schwerpunkte liegen in Oberbayern, Mittelfranken und teilweise Niederbayern.
  • Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs verdrängt dem LfU zufolge die beiden einheimischen Flusskrebse, Edelkrebs und Steinkrebs. Außerdem überträgt er einen Pilz, der für Edel- und Steinkrebse tödlich ist. Wo der Signalkrebs sich einmal angesiedelt hat, lässt er sich nach LfU-Angaben nicht mehr verdrängen. Spezielle Barrieren können verhindern, dass er sich in weitere Gewässerabschnitte ausbreitet. Den Pilz hält das jedoch nicht auf.
  • Für die Landwirtschaft könnten Kirschessigfliege und Schilf-Glasflügelzikade zur Herausforderung werden. Die Kirschessigfliege könne im Wein- und Obstbau für große Ertragsverluste sorgen, sagt SNSB-Experte Thassilo Franke. Die Schilf-Glasflügelzikade sei im Zuge der Klimaerwärmung aus dem Mittelmeerraum zugewandert und übertrage Bakterien auf Kartoffeln, Zuckerrüben und andere Feldfrüchte, die zu massiven Ernteausfällen führten.

Was kann man tun?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da es von der Art und deren Verbreitung abhängt. Seit 2015 regelt eine EU-Verordnung den Umgang mit den wichtigsten invasiven Arten. Konkrete Maßnahmen müssen die Länder entwickeln, die Umsetzung liegt in Deutschland in der Hand der Bundesländer. In Bayern sind dem LfU zufolge die unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern für die Bekämpfung zuständig. 

Bei der Ambrosia zumindest ist Franke optimistisch, dass diese ausgerottet werden könnte. Wegen der großen Samen verbreite sich diese nicht über weite Strecken. »Jetzt müssten die bereits im Lande befindlichen Bestände nachhaltig bekämpft werden.« Bei den meisten weit verbreiteten invasiven Arten ist es nach Einschätzung der Fachleute jedoch kaum möglich, diese wieder loszuwerden. 

Auch die Bevölkerung könne zum Teil mithelfen, sagt von Lindeiner. Als Beispiel nannte er die Nil- und Kanadagänse, die Menschen mancherorts mit Futter anlockten. Auch Waschbären sollte man auf keinen Fall füttern. »Ein Problembewusstsein ist ein ganz wichtiger Aspekt.« Das gelte auch beim Reinigen von Aquarien und Terrarien. Dadurch könnten Pilze über die Kanalisation in die Umwelt gelangen, die tödliche Krankheiten bei heimischen Arten auslösen könnten. Einen Beitrag könnten auch Angler leisten, wenn sie invasive Sonnenbarsche und Schwarzmeergrundeln als Beifang nicht wieder zurück ins Wasser setzten.

Bundesamt für Naturschutz zu Neobiota

LfU zu gebietsfremden Arten

Stechmücken-Monitoring

Meldeplattform Beewarned

Infos zum Waschbär

Infos zur Ambrosia

Artenhilfsprogramm Flusskrebse

© dpa-infocom, dpa:250917-930-47674/1

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