Es ist eine gerne erzählte Anekdote. Am 14. Juli 1974 feierte die Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental ihre Wiedergründung. Dazu hatte auch die Feuerschützengesellschaft Ruhpolding ihre Teilnahme zugesagt. Natürlich wollten die Ruhpoldinger ihre Kanone zum Fest mitbringen. Doch am gleichen Morgen waren die Feuerschützen noch in einer Kirchenveranstaltung in Ruhpolding gebunden. Um es allen Beteiligten recht zu machen und beide Termine unter einen Hut zu bringen, wählten die Feuerschützen den kürzesten Weg von Ruhpolding nach Unterwössen. Der führte ins Röthelmoos und dann über zwei Kilometer und rund 250 Höhenmeter steil hinauf auf den Sattel am Oberwössner Jochberg.
Mit ihrer Kanone blieben die Feuerschützen auf diesem Steilstück hängen. Nur mit größter Mühe, mit viel Geschick und viel Muskelkraft gelang es, die Kanone wieder flott zu machen. Den Festzug erreichten die Ruhpoldinger verspätet, konnten sich aber noch einreihen.
Dem Wegstück trug diese Anekdote den Namen Kanonenpass ein. Seit Jahrzehnten erfreuten sich die Wanderer am Oberwössner Jochberg an dieser Geschichte, die es auf einer Eichentafel mit geschnitztem Bild vom Kanonentransport oben am Kanonenpass zu lesen gab. »Gab« ist richtig, war die Tafel in 48 Jahren Standzeit doch sehr verwittert, der Text kaum noch lesbar.
Die Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental erlegte sich in ihrer Satzung auf, die Kulturdenkmäler in der Gemeinde zu erhalten. Das war Anlass für Kompaniehauptmann Georg Haslberger, sich mit dem Schützenmeister Florian Wimmer der Ruhpoldinger Feuerschützengesellschaft abzustimmen. Die Gebirgsschützen übernahmen die Aufgabe, die Eichentafel instand zu setzen.
Helmut Brandl und Sohn Andreas Brandl entfernten im Ehrenamt marode Holzteile und bürsteten das alte Holz und die Schnitzereien in mehreren Arbeitsgängen. Jetzt mit dem Schutzdach versehen und frisch nachgezeichneter Schrift, erzählt die Tafel wieder die Geschichte des Kanonentransports über den Kanonenpass.
Darauf stießen die Gebirgsschützen Brandl mit Hauptmann Georg Haslberger, seinem Stellvertreter Oberleutnant Ivo Oberauer und Marketenderin Brigitte Meier vor Ort gerne an.
lukk