Das Wanderfleischerpaar: Die ältesten Hoheiten

Lange, elegante Kleider und eine Krone oder ein Diadem auf dem Kopf: Das zeichnet die meisten Hoheiten beim Deutschen Königinnen Treffen aus. Das Thüringer Wanderfleischerpaar Irene (67) und Werner (72) Kästner tanzt da ziemlich aus der Reihe. Die beiden vertreten für den Wechmarer Heimatverein das Fleischerhandwerk. Für offizielle Anlässe haben sich die beiden Gewänder nach den Original-Trachten der Fleischer von 1750 anfertigen lassen.
Wenn die beiden auf Märkten unterwegs sind, dann haben sie oft eine Art »Museumswagen« dabei, mit dem sie den Besuchern das alte Handwerk näher bringen wollen. Und übrigens: Irene ist selbst Fleischerin und hat bis zur Geburt ihrer Kinder in einer großen Wurstfabrik gearbeitet. Seit 22 Jahren vertreten sie nun schon das alte Wanderfleischerhandwerk und gehören zu den ältesten Majestäten die in diesen Tagen in der Region residieren.
Buckelapotheker und Olitätenkönig: Eine gemeinsame Geschichte


Ähnlich traditionell präsentieren sich auch Mirko Landrock und Siegward Franke. Als Schmeller Buckelapotheker repräsentiert Mirko eine alte Berufsgruppe, die es seit dem Mittelalter bis zum Erlass des Apothekergesetzes 1895 gab. In der Stadt Saalfeld wurden über die Jahrhunderte Arzneien hergestellt, die die Buckelapotheker mit einer Kraxe auf dem Rücken in ganz Europa verteilten. Siegward ist dagegen der Olitätenkönig und vertritt das Thüringer Kräuter- und Olitätenland. Olitäten sind gutriechende Salben oder Öle, die früher für medizinische Zwecke genutzt wurden — klar, dass Mirko und Siegward oft gemeinsam unterwegs sind.
Die Bernsteinkönigin: Ein besonderer Kopfschmuck

Für das Königinnen Treffen ging die Reise für Jennyfer Boortz einmal quer durch Deutschland: Die 37-Jährige ist die Deutsche Bernsteinkönigin und repräsentiert das Ostseebad Göhren und Rügen. Bernstein hatte für den ganzen Ostseeraum eine große Bedeutung. Klar, dass so auch Jennyfers Schmuck mit Bernstein verziert ist. Besonders prachtvoll ist ihr Diadem: Der Kopfschmuck wurde extra für sie angefertigt und hat einen Wert von über 1000 Euro.
Der einzige „echte" König

Mit seinem bunten Gewand, der großen Krone auf dem Kopf, den vielen Ringen an den Händen und den goldenen kleinen Krokodilen an den Schuhen sticht König Cephas Bansah aus der Menge der Hoheiten heraus. Der 76-Jährige ist der einzige »echte« König, der zu dem Deutschen Königinnen Treffen gekommen ist. Vor 30 Jahren wurde der Kfz- und Landmaschinenmeister, der schon seit seiner Kindheit in Rheinland-Pfalz lebt, als neuer König der sogenannten Ewe-Stämme, einem Volk in Ghana, Togo und Bernin, bestimmt. Der Grund: Als sein Großvater starb, hätte eigentlich sein Vater laut Thronfolge nachrücken müssen. Da dieser jedoch Linkshänder war, suchten die Ältesten seiner rund 206.000 »Untertanen« nach einem neuen Nachfolger und setzten letztendlich ihn als neuen König ein.
Für den damals 46-Jährigen war das eine große Überraschung. Da er viele Geschwister hat, habe er nicht damit gerechnet einmal König zu werden. »Ich habe mich aber natürlich sehr darüber gefreut«, erzählt Cephas Bansah in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Herausfordernd war jedoch die Zeit vor seiner Krönung. Damit er als rechtmäßiger Nachfolger ins Amt eingeführt werden konnte, musste er verschiedene Zeremonien über sich ergehen lassen. So musste er acht Tage lang alleine in einer Hütte im Wald verbringen. Während dieser Zeit kamen Schamanen und Heiler, die ihm von »bösen Geistern« befreien sollten. Dafür musste er zum Beispiel durch das Blut von frisch geschlachteten Schafen waten oder ihm wurden mit einem Messer Ritze an Handgelenken und Brust zugefügt. Die Wunden wurden dann mit einem Pulver aus Kräutern eingerieben, die ihn für seine Amtszeit stärken sollten. Heute ist von den Narben an seinen Handgelenken nichts mehr zu sehen.
Trotz seines Amts in Afrika lebt Cephas Bansah mit seiner Familie in Ludwigsburg. Sechsmal im Jahr fliegt der König in seine Heimat. Dort hat er während seiner Amtszeit so einige humanitäre Hilfsprojekte umgesetzt — so zum Bespiel den Bau von Brunnen, deren Wasser die Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt.
Die Brunnenfee: Eine märchenhafte Geschichte

Der historische Marktplatz in Drebkau hat eigentlich überhaupt keine Brunnen. Doch wieso gibt es dann eine Brunnenfee? Als vor mehreren Jahren der historische Marktplatz restauriert worden war, stießen die Bauarbeiter auf einen alten, vergessenen Brunnen. Das nahm die Stadt zum Anlass, um ein jährliches Brunnenfest auszurichten. Kern dieses Fests, ist die Krönung einer Brunnenfee, die laut Sage aus dem Brunnen schlüpft. Aline Kielow ist mittlerweile die 13. Fee und hat sich deswegen etwas ganz Besonderes ausgedacht: Mit ihren roten Haaren und ihrem langen, schwarzen Kleid möchte sie einen Gegensatz zu den bisherigen Feen darstellen. Denn: »Bei der 13. Fee weiß man nie, ob sie gut oder böse ist«, erzählt sie und schmunzelt.
Die Pickert-Prinzessin: Ein traditionelles Gericht

Was vermutlich für die Bayern die Kartoffelpuffer sind, sind für die Westfalen die Pickert. Mit geriebenen Kartoffeln, Milch, Mehl und Hefe wird eine Art Teig hergestellt, der in der Pfanne angebraten wird. Dazu gibt es zum Beispiel Marmelade, Lachs oder Leberwurst. Das Gericht hat in Ostwestfalen Lippe eine lange Tradition. Es wird vor allem von Frauen gekocht und zwar aus alten Lebensmitteln, die man auch in Krisenzeiten zur Verfügung hatte — wie zum Beispiel den Kartoffeln, erklärt Friederike I.
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