Dass dieser Dorfladen mehr als nur ein Nahversorger ist, darauf weist der Slogan »Ausbildung und Inklusion – Mitten im Dorf« an der Hausmauer der ehemaligen Sparkassenfiliale hin. Der Laden ist zum einen eine Ausbildungsstätte für junge Menschen mit Förderbedarf, gleichzeitig sichert er die Nahversorgung in dem Orff-Dorf. Die Jugendsiedlung als Betreiber des Projekts erweitert damit ihr Ausbildungs- und Dienstleistungsangebot.
Im Beisein von den Initiatoren wurde der Dorfladen am Donnerstag in kleinem Rahmen vom Traunreuter Stadtpfarrer Thomas Tauchert geweiht und offiziell für eröffnet erklärt.
Aufgrund der gegenwärtigen Situation wurden nur die unmittelbar am Projekt Beteiligten eingeladen. Da-runter auch Landtagspräsident a.D. Alois Glück und der Traunwalchner Stadtrat Hans Jobst, die das Projekt angestoßen hatten. Alles habe mit einem Anruf von Hans Jobst vor rund zwei Jahren begonnen, bei dem er ihm mitteilte: »Der Engelsberger (ehemaliges Edeka-Geschäft) sperrt zu«, sagte Glück.
Zu diesem Zeitpunkt habe er aus der Zeitung von einem Dorfladenprojekt der Jugendsiedlung in Kirchweidach erfahren. Daraus habe sich dann das eine oder andere ergeben. An der großen Resonanz bei einem Infoabend mit dem Titel »Konzept und Zukunft Traunwalchner Dorfladen«, habe man auch gespürt, dass die Bevölkerung hinter dem Projekt stehe, sagte Glück. Nicht nur er, sondern auch die Jugendsiedlung hofft jetzt, dass es nicht nur Lippenbekenntnisse waren und der Dorfladen auch angenommen wird.
Der große Zuspruch bei der Infoveranstaltung habe alle Beteiligten in besonderer Weise angespornt, sagte der Prokurist der Jugendsiedlung, Andreas Weisshaupt. Nachdem der Mietvertrag mit der Sparkasse im Januar diesen Jahres unterzeichnet werden konnte, ging es Schlag auf Schlag: Die ehemalige Bank wurde größtenteils in Eigenleistung entkernt, verstärkte Sicherheitswände mussten entfernt werden und vieles mehr.
Teile der Einrichtung wurden umgestaltet und zum Teil wiederverwendet. Dass aus der ehemaligen Bankfiliale jetzt ein schmucker Dorfladen entstanden sei, sei vor allem den Jugendlichen und ihren Ausbildern geschuldet, die sich als Maler, Schreiner oder Metallbauer betätigt haben. Alle hätten in den letzten Monaten gemeinsam an einem Strang gezogen und das Projekt erfolgreich vorangetrieben.
Bürgermeister Hans-Peter Dangschat bezeichnete das Projekt als einen Meilenstein. Vor allem auch für ältere Menschen sei es wichtig, wieder einen Nahversorger am Ort zu haben, den sie fußläufig erreichen können, sagte er dem Traunsteiner Tagblatt. Mit dem Projekt sei nicht nur ein neuer Treffpunkt für die Bevölkerung geschaffen worden, sondern auch ein Ort, an dem Jugendliche mit Förderbedarf ausgebildet und auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden, so Dangschat. Nach Angaben der Jugendsiedlung sollen in dem neuen Dorfladen ab 1. September drei Jugendliche eine Berufsausbildung zum Verkäufer oder Fachpraktiker Verkauf beginnen.
Nach den kurzen Grußworten und der Segnung durch Pfarrer Thomas Tauchert konnten sich die Gäste einen ersten Eindruck von dem neuen Dorfladen verschaffen. Und alle waren begeistert, auch von der Produktvielfalt und der Regionalität, die großgeschrieben ist. Außerdem gibt es eine kleine Sitzecke, in der die Kunden einen Kaffee trinken und dazu einen selbstgebackenen Kuchen essen können. Begrüßt werden die Kunden von Enrico Holland, der als Angestellter der Jugendsiedlung mit einem erweiterten Team den Dorfladen führt. Er und seine Mitarbeiterinnen, Doris Rotter und Martina Weitensteiner, versorgten auch die Gäste bei der Eröffnung mit Getränken und selbstgemachten Kuchen.
Der Dorfladen ist ab sofort geöffnet. Wegen Corona gelten auch hier Auflagen wie Mund- und Nasenschutz und es dürfen sich nicht mehr als sieben Personen im Laden aufhalten. Um den Kunden die Wartezeit zu verkürzen, werden im Freien Getränke angeboten. Der Geschäftsführer der Jugendsiedlung, Heiner Roth, bittet auch um Geduld, sollte in der Anfangsphase noch nicht alles reibungslos klappen. ga