Nachdem der Siegsdorfer Gemeinderat nach jahrelangen Überlegungen und Vorplanungen nun die Planungsaufträge für eine Neugestaltung des Areals in Auftrag gegeben hat, steht der Abriss des Gebäudes kurz bevor. Die Abrissarbeiten für das Areal sind für den Herbst vorgesehen, wenn im benachbarten Festsaal die Hochzeitssaison beendet ist. Derzeit kann das »Hochzeitszelt« im Innenhof entbehrt werden und die Gemeinde nutzt den kurzen Zeitraum nun, um dem beauftragten Unternehmer die Möglichkeit zum Entkernen der alten Gastwirtschaft zu geben.
Der Innenhof ist abgesperrt und große Container warten darauf, mit Material aus dem Inneren des Gebäudes gefüllt zu werden. Im Oktober wird der Hof dann wieder mit dem Zelt für die Hochzeiten vom Festsaalbetreiber genutzt werden. Nach Aussage des Bauamtes der Gemeinde können aber in der letzten Oktoberwoche die eigentlichen Abrissarbeiten beginnen.
Der Gasthof Neue Post, wie er in seiner jetzigen Form seit Beginn des 20. Jahrhunderts existiert, geht in seinen Ursprüngen auf das 14. Jahrhundert zurück. In einem Erbrechtsbrief von Herzog Heinrich XVI. wird im Jahr 1424 erstmals über eine »Taverne zu Siechsdorff« berichtet, die einwandfrei als Vorläufer des heutigen Anwesens zu deuten ist. Aus den Unterlagen in den »Siegsdorfer Haus- und Hofgeschichten« (Band III der Ortschronik) ist eine dauernde Nutzung als Taverne oder Wirtshaus ersichtlich. 1561 erscheint ein Georg Peierl als Wirt, 1650 ist ein Balthasar Obermayr als Oberwirt und Obmann der Nagel-, Huf- und Waffenschmiede verzeichnet und 1858 erwarb der Posthalter-Sohn Karl Rainer aus Stein an der Traun den Oberwirt.
1896 konnten Georg und Anna Kaiser das Anwesen erwerben, das ihr Sohn Anton dann 1934 an Josef Höck und seine Frau Therese aus Inzell verkaufte. 1966 übernahm deren Sohn, der Metzgermeister und Gastwirt Rudolf Höck die Verantwortung und leitete den Betrieb verantwortlich bis ins Jahr 1995, als er es seinen beiden Kindern Rainer und Pia übergab. Die Gemeinde konnte in direkter Nachbarschaft 1999 ihren neuen Festsaal einweihen, der von den Pächtern des Gasthofs mit betreut wurde, und erwarb 2013 dann das gesamte Areal. Nun wird das marode Gebäude, das in seiner Substanz eine Sanierung nicht ratsam erscheinen lässt, bald aus dem Ortsbild verschwinden, und die Gemeinde plant an gleicher Stelle auf historischem Boden ein Gebäude in ähnlicher Kubatur und Optik, das dann dem gesellschaftlichen Leben des Ortes mit all seinen Facetten zur Verfügung stehen soll.
FK


