In seinen zwei Amtsperioden habe er sich einen Erfahrungsschatz aufgebaut, der es ihm ermögliche, das jeweils Beste für Ruhpolding herauszuholen. Er nannte als Beispiel die 49 Millionen Euro, die von 2009 bis 2018 investiert wurden. Dafür bekam man 29 Millionen Euro an Zuweisungen und Zuschüssen. Anhand einiger Themenbereiche skizzierte Claus Pichler, wie er sich Ruhpolding in den nächsten sechs Jahren und auch darüber hinaus vorstellt.
Er verstehe sich und das Rathaus als Anlaufstelle für alle Mitbürger. Auf die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und den anderen Rettungsorganisationen lege er besonders großen Wert, deren Situation müsse verbessert werden, auch wenn der Handlungsspielraum beschränkt sei, da man dafür ein Grundstück, Baurecht und eine tragbare Finanzierung brauche.
Mit der Wasserversorgung West werde ein großer Schritt zu einer nachhaltigen Sicherung des Ruhpoldinger Wassers getan. Im Jahr 2020 sollte dieses Projekt abgeschlossen sein, anschließend stünden für weitere Jahre Sanierungsarbeiten an der Grashofquelle an. Für das Kanalnetz werden vom Staat laufend strengere Vorschriften erlassen und Erschließungen für entlegene Ortsteile gefordert. Für den Hochwasserschutz werden an Steinbach, Urschlauer Ache und Traun große Baumaßnahmen notwendig werden.
Da der Vertrag für das Hackschnitzelheizwerk 2020 ausläuft, werde die Gemeinde dies selbst betreiben, so Pichler. Zeitgleich werde auch die Erdgasleitung nach Ruhpolding verlegt. Die Zielsetzung laute, weniger Kohlenstoffdioxid zu erzeugen, um eines Tages umweltfreundlichster Urlaubsort im Alpenraum zu werden. Ob dafür Hackschnitzel, Erdgas, Photovoltaik, Wasserkraft oder eine Mischung die bessere Energiequelle sei, sei abzuwägen. Notwendig sei aber auch weiterhin die energetische Sanierung der gemeindlichen Liegenschaften.
Nachdem in der Ortsmitte vieles verbessert worden sei, müsse nun das Umfeld von Sen Vital – Rathaus – Haus der Gesundheit angepackt werden, sagte der Bürgermeister. Auch müsse für den öffentlichen Personennahverkehr etwas getan werden. Für die Dorflinie sei eine annähernde Verdoppelung des Angebots beschlossen. Eine Lösung für die Ausflugsgebiete müsse gefunden werden, da in Spitzenzeiten die Parkmöglichkeiten oft nicht mehr ausreichten. Man werde diese Schwerpunkte mit Busverbindungen erschließen müssen und dann mit Parkgebühren steuernd eingreifen.
Eine Ausweitung der Ganztagsbetreuung in der Schule sowie ein Ausbau des Kindergartens St. Irmgard mit Kinderkrippe und parallel dazu des »Spatzennest« ebenfalls mit Kindergarten und Kinderkrippe sei ebenfalls ein Ziel. Ein neues Gebäude für den Kindergarten St. Irmgard, das man sich durchaus auch als Holzhaus vorstellen könne, würde in der Schule Räume freimachen, die dort für Mensa und Betreuung notwendig sind, so Pichler. Zum Schuljahr 2020/21 werde das Schulhaus an das Glasfasernetz angeschlossen und die Schule bekomme damit einen sehr schnellen Internetanschluss.
Zum Themenbereich Freizeit/Sport meinte der Bürgermeister, Ruhpolding verfüge über ein breites Angebot an Anlagen; diese müssen unterhalten und saniert werden. Die Sanierung der Leichtathletikanlagen im Waldstadion diene als Einstieg für weitere notwendige Sanierungen in den nächsten Jahren. Der neue Spielplatz in Bibelöd werde sehr gut angenommen, nun sei zu prüfen, wo man weitere kleinere Einheiten ergänzen könne. Für die Chiemgau-Arena müsse über Bundes- und Landeszuschüsse sowie eigene Aktivitäten erreicht werden, dass sich diese selbst trägt.
Das Aja-Hotel habe dem Dorf einen großen Schub gebracht, so der Bürgermeister weiter. Viele örtliche Betriebe profitierten von einem gesunden Tourismus. Ein generelles Problem seien die vielen Leerstände im Ortskern. Man müsse ein Konzept zur Leerstandsbekämpfung entwickeln. Die Sicherung von gewerblichem Baurecht sei für Ruhpolding aufgrund seiner Lage nicht einfach. Diese Herausforderung müsse aber angenommen werden. Die Überarbeitung des Flächennutzungsplans sei dabei ein wichtiger Schritt.
Zum Thema Wohnungsbau meinte Pichler, dieser sei keine Pflichtaufgabe der Gemeinde, jedoch eine Fleißaufgabe. Der Bestand des Wohnbauwerks sei zwar nicht mehr so hoch, wie früher, aber insgesamt besser als in vergleichbaren Gemeinden. Der Gemeinderat habe sich bereits für mehr gemeindlichen Wohnungsbau ausgesprochen und in Bibelöd die Errichtung eines Wohnhauses mit mindestens zwölf Wohnungen in die Wege geleitet. Weitere Maßnahmen sollen geprüft werden.
Als eine echte Vision bezeichnete es Pichler, Mitten im Dorf einen Treffpunkt für Jung und Alt zur Nutzung durch die verschiedensten Gruppen, Vereine und Beratungsangebote zu haben. Das Gelände des ehemaligen Kindergarten St. Franziskus zusammen mit dem früheren Pfarrhof bieten sich dafür an. Eigentumsverhältnisse, Denkmalschutz und einiges andere machen dieses Vorhaben aber zu einem dicken Brett, das hier gebohrt werden muss. HHo