Nach Eichenpflanzungen in Traunreut, Seebruck, Al-tenmarkt, Stein an der Traun sowie Burghausen und Tyrlaching im näheren Umkreis ist jetzt auch Chieming Teil eines weltbekannten Kunstprojekts. Vor der Klinik Alpenhof erinnert eine respektable Jungeiche mit einem gut 1,20 Meter hohen Basaltstein samt Messingschild an Joseph Beuys. Zusammen mit Bürgermeister Stefan Reichelt und Mitar-beitern des Bauhofs pflanzten Projektkoordinator Lothar Müller, Schüler der Grund- und Mittelschule sowie als Baumpaten Friedrich W. Mumm von Mallinckrodt, Herbert Stahl als Vorsitzender des Kunstvereins Traunstein und die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl die Eiche ein.
Reichelt erinnerte an Vorgespräche mit von Mallinck-rodt, Ehrenvorsitzender des Kunstvereins Traunstein, im Herbst 2020, sich auch in Chieming an der Beuys-Aktion zu beteiligen. Bei der Suche nach dem richtigen Platz erschien der jetzige Standort als der »Ort, wo sich alles trifft«, ideal. Der Blick auf die Berge, den See und die Natur, die in langen Zeiträumen erschaffen wurden, passe gut zu der Millionen Jahre alten Basaltstele aus Vulkangestein als Symbol für die Vergangenheit. Es sei faszinierend, in die Zukunft zu denken und sich zu vergegenwärtigen, wie der jetzt noch schutzbedürftige Baum mit der Wächterstele zu einer kraftvollen, schönen, großen Eiche heranwachse, die ihrerseits Schutz biete. Der damit verbundene Perspektivwechsel sei auch Ausdruck von Nachhaltigkeit und dem damit verbundenen Gedanken an künftige Generationen, sagte Reichelt.
Lothar Müller sprach davon, wie Beuys 1982 mit der Aktion »7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadt-verwaltung« zur Kunstschau der Documenta 7 in Kassel für Unverständnis, Protest und weltweites Aufsehen gesorgt hatte. Angesichts weltweiter Umwälzungen, der Klimakrise und der Corona-Pandemie seien Beuys' Gedanken an einen notwendigen sozialen und ökologischen Wandel heute aktueller denn je. Im Sinne von Beuys entstehe die eigentlich beabsichtigte »soziale Skulptur« erst durch das schöpferische Miteinander der Menschen, die mit der Eichenpflanzung befasst seien.
Herbert Stahl erinnerte an eine Kurzgeschichte von Jean Giono von 1953, in der ein Schäfer durch beharrliche Baumpflanzungen eine karge Gegend in der Provence wieder fruchtbar machte. In dieser Tradition stehe auch das visionäre Werk von Beuys. Mit der Pflanzung sei Chieming mit regionalen und bundesweiten Aktionen und sogar New York verbunden, wo Heiner Friedrichs Dia Art Foundation 1988 bis 1996 Eichenpflanzungen im Sinne von Beuys organisiert hat.
Gisela Sengl freute sich darüber, dass in der Eichenpflanzung als Kunstprojekt Gedanken der »Freiheit, der Gestaltung und der schöpferischen Begegnung« zusammenflössen. Es sei eine große Aufgabe, »die Schönheit der Schöpfung zu bewahren«. Friedel von Mallinckrodt erinnerte daran, wie ihn als Documenta- und Ausstellungsbesucher das Engagement von Joseph Beuys beeindruckt habe. Dies habe auch den Anstoß gegeben, mit der Pflanzaktion in Chieming ein Zeichen zu setzen.
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