Damit dieses Wissen rasch an Forstleute sowie Waldbesitzer gebracht wird, investiert das AWG massiv in die Wissensvermittlung. Trotz coronabedingter Einschränkungen in der ersten Jahreshälfte haben AWG-Fachleute auf 47 Veranstaltungen gesprochen oder diese selbst durchgeführt. Damit wurden etwa 2 770 Vertreter der Forstbranche erreicht. Eine beträchtliche Zahl, hinter der viel Aufwand steckt. Denn im direkten Kontakt mit den Menschen, so die Überzeugung am AWG, wird wichtiges Zukunftswissen über den Wald am besten vermittelt.
Grundlage der Wissensvermittlung sind vor allem eigene Forschungen, denn am AWG laufen zahlreiche Forschungsprojekte, beispielsweise zu trockentoleranten Herkünften heimischer Buchen und Tannen, zu seltenen heimischen Baumarten wie Elsbeere, Flatterulme und Feldahorn sowie zu mediterranen Eichenarten.
Bei der Esche wird nach resistenten Bäumen gesucht, die dem pilzbedingten Eschentriebsterben widerstehen können. Auch die Anpassungsfähigkeit von Buchenbeständen im besonders dürregeplagten Unterfranken ist ein Forschungsgegenstand. Vor allem im Rahmen dieser Projekte wurden von insgesamt über 6 200 Bäumen, Samen und Sämlingen die Erbsubstanz extrahiert, mit über 15 000 Tests vervielfältigt und danach analysiert. Dazu wurden im letzten Jahr über 30 Publikationen veröffentlicht, die Mehrzahl davon wissenschaftlich.
»Bei einem Team von etwa 25 Personen ist das eine herausragende Leistung«, so Dr. Joachim Hamberger, Leiter des AWG. Besonders aktiv waren Mitarbeiter des AWG im Ausland. Aus zahlreichen Ländern haben sie Saatgut von Zedern, Baumhaseln und Bornmüller-Tannen nach Bayern gebracht, das in Anbauversuchen getestet werden soll, weil erwartet wird, dass diese Bäume dem Hitzestress besser gewachsen sind. Die Mitarbeiter waren in der Süd-Schweiz, in Italien und in Frankreich unterwegs. Allein in Frankreich konnte gut 500 Kilogramm Saatgut von Flaumeiche geerntet werden, das für 50 000 Pflanzen reicht. Das AWG testet die daraus gezogenen Bäumchen in Anbauversuchen, um herauszufinden, wie gut sie dafür geeignet sind, unsere Wälder klimafester zu machen. Besonders intensiv wurde 2022 der Balkan für Saatguternten bereist: in Griechenland, Bulgarien, Serbien, Rumänien und Ungarn wurden Erntebestände wissenschaftlich beschrieben und Saatguternten begleitet, um Qualität und Herkunft zu gewährleisten.
Monika Konnert