Nach dem tödlichen Angriff in Aschaffenburg
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Die Opfer werden die Tat ihr Leben lang nicht vergessen. (Archivbild) Foto: Daniel Karmann/DPA
Beginn Sicherungsverfahren gegen einen wohl psychisch Kranken
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Der Beschuldigte hat die Vorwürfe über seinen Verteidiger eingeräumt. (Archivbild) Foto: Karl-Josef Hildenbrand/DPA

»Massaker« - Frauen schildern Messerattacke auf Kleinkinder

Aschaffenburg (dpa) - Zwei Erzieherinnen wollen mit ihren Schützlingen an einem sonnigen Wintertag in einen Park in Aschaffenburg. Doch der Ausflug endet in einem Alptraum, wie sie vor Gericht erzählen.


Unwohlsein, ein komisches Gefühl, Angst: Zwei Erzieherinnen von Krippenkindern in Aschaffenburg, die gezielt von einem Messerstecher attackiert worden waren, haben vor Gericht von den dramatischen Augenblicken berichtet. »Er war im Wahn und er war sehr schnell und er wusste, was er tut. Ich sag' immer, ich habe ein Stück Krieg gesehen«, sagte eine 59 Jahre alte Betreuerin am zweiten Tag des sogenannten Sicherungsverfahrens vor dem Landgericht Aschaffenburg.

Bei dem Verfahren (Az.: Ks 104 Js 668/25) geht es weniger um die Bestrafung des Beschuldigten, der laut einem psychiatrischen Gutachten psychisch krank ist. Vielmehr versucht die Strafkammer, neben dem Tatablauf vor allem zu klären, ob der 28-Jährige überhaupt bei dem Angriff vor rund neun Monaten wusste, was er tat, oder womöglich schuldunfähig war.

Vom Beschuldigten verfolgt

Dank einer Therapie und viel Unterstützung von Polizei und Eltern gehe es ihr verhältnismäßig gut, sagte die 59 Jahre alte Deutsche. Wie auch ihre Kollegin arbeitet sie mittlerweile wieder in der Kinderkrippe. 

An den Tattag am 22. Januar erinnerte sich die Frau sehr gut. Fünf Mädchen und Jungen habe sie an dem sonnigen Mittwoch mit ihrer Kollegin betreut und sei mit ihnen in den nahen Park gegangen, um Vögel zu beobachten. 

»Ungefähr auf der Hälfte des Weges stand der Beschuldigte«, sagte die 59-Jährige. »Ich habe mich sofort unwohl gefühlt. Als wir an dem kleinen Teich waren, stand er auch hinter mir. (...) Ich habe mich bedrängt gefühlt, und ich hatte richtig Angst.«

Angriff unvermittelt

Die Erzieherinnen wollten daher nach eigenen Worten schnell den Park verlassen. »Wir sind nicht mehr weit gekommen«, sagte die andere Betreuerin, 48 Jahre alt.

Der 28-Jährige habe ein Messer gezückt und mehrfach auf einen Zweijährigen eingestochen. Die Frau sprach von einem Massaker. »Ich war dann so fassungslos, bis ich kapiert habe, was da passiert. (...) Das war entsetzlich.« Ihre Kollegin sagte: »Wir haben geschrien wie die Bekloppten.«

Zwei Tote

Bei dem Angriff starb neben dem zwei Jahre alte deutschen Jungen marokkanischer Herkunft auch ein 41-jähriger Deutscher, der den Kindern helfen wollte. Ein zweijähriges Mädchen aus Syrien wurde wie ein weiterer Helfer (damals 72, deutsch) durch Messerstiche verletzt. 

Das Verfahren soll in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Die Staatsanwaltschaft strebt eine dauerhafte Unterbringung des Beschuldigten in einer geschlossenen Psychiatrie an.

© dpa-infocom, dpa:251017-930-173662/1

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