Im Jahr 1950 gründete eine kleine Gruppe interessierter Schwimmer unter Federführung von Johann Ilsanker die Wasserwacht in Berchtesgaden. Berta Wimmer stand Ilsanker gleich als stellvertretende Vorsitzende zur Seite. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Friedl Däuber, Herr Köbeling, Sepp Ponn und Hans Werner. Im Jahr 1953 zählte die Ortsgruppe 19 Mitglieder. Bekannte Namen wie Zenta Minderer, Eugen Enderle, Rudi Federmann und Kurt Krüger sind vielen heute noch ein Begriff. Der Ortsgruppe haben bisher sieben Ortsvorsitzende vorgestanden.
1968 brachte Lehrer Herbert Birkner Gerhard Däuber mit 14 Jahren zur Wasserwacht. Aus dieser Mitgliedswerbung wurde eine Erfolgsgeschichte. Dem späteren langjährigen Vorsitzenden ist es zu verdanken, dass die Wasserwacht mittlerweile über 1 100 Mitglieder zählt. Däuber erhielt im Jahre 2023 für seine großartigen Verdienste um die Wasserwacht das Steckkreuz, die höchste Auszeichnung der Wasserwacht, aus der Hand von BRK-Präsidentin Angelika Schorer.
Erster Schwimmkurs im Bad an der Breitwiese
1967 konnte die wöchentliche Trainingsstätte in das neu eröffnete Hallenbad an der Breitwiese verlegt werden. Dort fand 1968 der erste Schwimmkurs statt. Der langjährige Technische Leiter Rudi Huber war dort ebenfalls fast 30 Jahre Bademeister. Seit 1969 gibt es eine eigene Jugendgruppe, die seitdem regelmäßig Ausbildungen, Übungen und gemeinsame Ausflüge unternimmt.
1975 wurde das 25-jährige Jubiläum gebührend im Aschauerweiher gefeiert. Das Schwimmbad tat bis 1995 gute Dienste, war aber in die Jahre gekommen und musste 1995 geschlossen und abgerissen werden. Die Suche nach einer neuen Trainingsstätte begann zum ersten Mal. Nachdem das komplette Training übergangsweise im Hotelhallenbad Königssee verlegt wurde, fanden die Trainingseinheiten dann im Schornbad statt. Einige Mitglieder können sich noch daran erinnern, dass im Mai Schneeflocken auf die Wasseroberfläche im Freibad fielen.
Um so größer war die Freude, als 1997 die neue Watzmann Therme seine Pforten öffnete und den Schwimmern eine großzügige Trainingsstätte mit 4-Bahnen-Schwimmerbecken zur Verfügung stand.
Auch die Technik wurde immer weiter ausgebaut. Gab es früher nur ein Auto, gehören heute drei Fahrzeuge zum Fuhrpark. Ein neuer Mercedes-Sprinter Allrad, ein Mannschaftsbus und ein Einsatzleiterfahrzeug werden regelmäßig für alle notwendigen Fahrten benutzt. Außerdem gibt es inzwischen einen neuen Eisrettungsschlitten, einen Einsatzanhänger, Kompressor, viele Spezial-Ausrüstungen in den Bereichen Tauchen, Fließwasser und Canyoning. Das erste Boot zog 1998 am Königssee ein. Ein Schlauchboot unterstützte die Arbeit am Königssee und Hintersee schon länger. Im Juli 2011 erhielt die Rettungsorganisation ein völlig für ihre Anforderungen geplantes und gebautes Einsatzboot mit Bugklappe für den Königssee, »Franz Xaver« ist bis heute im Dienst am See. Durch die Bugklappe kann sogar das All Terrain Vehicle der Bergwacht und große Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehr über den See transportiert werden.
Die Ausbildungen sind in den letzten zwei Jahrzehnten so umfangreich und vielschichtig geworden, dass sehr viel Zeit von den Ehrenamtlichen aufgewendet werden muss, um die Grundausbildung für den aktiven Dienst zu absolvieren. Im Jahr 2023 rechnete der Technischer Leiter alle geleisteten Stunden auch mit Einsätzen und Schwimmausbildungen zusammen und kam auf knappe 5 000 Stunden.
Das langjährige aktive Mitglied Klaus Pfeiffer war Gründungsmitglied der Canyoninggruppe, die aufgrund von zwei tragischen Unfällen in Bad Reichenhall und Marktschellenberg mit der Bergwacht zusammen ins Leben gerufen wurde. Er kam bei einem tragischen Unfall in der Kletterhalle 2016 ums Leben. Seine Arbeit wird fortgesetzt. Heute besteht die organisationsübergreifende Canyoningabteilung aus insgesamt 27 kompletten Canyoningrettern und 4 Anwärtern, davon 8 ausgebildete Kräfte der Wasserwacht und 1 Anwärter.
Im Jahr 2000 feierte die Ortsgruppe ihre 50-Jahr-Feier drei Tage lang im Markt Berchtesgaden.
Besondere Einsätze
Der erste, wohl heute noch bekannteste Einsatz, war 1964, als ein VW-Käfer über den zugefrorenen See fuhr. Auf der Rückfahrt brach der Fahrer samt des Pkw in das Eis ein und versank sofort. Bis heute findet der Mann neben dem gut erhaltenen Pkw seine letzte Ruhestätte auf dem Grund des Sees.
1966 wurde die Wasserwacht zu einem Lawinenunglück am Hocheis hinzugeholt. Hier wurden ihre Sauerstoffflaschen zur Hilfestellung bereitgestellt. Außerdem füllte zu der Zeit die Wasserwacht die Flaschen der Atemschutzausrüstung der Feuerwehren.
1972 starben zwei Personen bei einem tragischen Unfall, bei dem ein Pkw in den Berchtesgadener Mühlbach stürzte. Bis heute wird die Wasserwacht immer wieder bei ähnlichen Unfällen zusammen mit der Feuerwehr zum Einsatz gerufen. Durch die nahe Lage der Achen zur Bundesstraße ist es in den vergangenen Jahren des Öfteren zu der Schadenslage »Pkw in Ache« gekommen.
1997 verursachte ein Starkregen einen Einsatz in der Salzgrabenhöhle. Ein vollgelaufener Durchgang versperrte den Rückweg für eine Schulklasse.
2006 der Königssee friert zu und 10 000 Menschen gingen tagelang über den See. Dabei kam es zu vielen kleinen Sturzverletzungen, es waren dank der Dicke der Eisschicht keine Einbrüche zu verzeichnen. Die Verletzten wurden mit dem Ski Doo der Familie Grassl zur Seelände transportiert. Der See war in der Zwischenzeit nur 2017 noch einmal teilweise zugefroren, wurde aber nicht freigegeben. Fünf Eiseinbrüche an nur einem Wochenende wurden gemeldet. Sogar der Hubschrauber musste eingesetzt werden, um die Unvernünftigen vom Eis zu holen.
Ein ungewöhnlicher Einsatz traf die Schwimmer während ihres wöchentlichen Trainings in der Watzmann Therme. Am 16. Mai 2013 brach ein Feuer aus bei dem glücklicherweise alle Kinder und Gäste unverletzt das Bad verlassen konnten.
2018 wurde die Selfie-Sucht und Instagram-Postings am Wasserfall zu einem großen Problem und löste gefährliche Einsätze aus. Viele der Touristen begaben sich in Lebensgefahr im Absturzgelände. 2021 wurde das Areal um den Königssee-Wasserfall gesperrt. Diese Maßnahme zeigte Wirkung und ließ die Einsätze in diesem Bereich fast auf Null sinken.
2019 durchbrach man die 100er-Marke bei den Einsätzen. Diese wurde in den Folgejahren nie mehr unterschritten. In diesem Jahr gehörte die Schneekatastrophe ebenfalls dazu, hier unterstützte die Wasserwacht die Feuerwehren am Dach und im Versorgungsdienst.
Gründungsmitglied Alfons Kandler gestorben
Ende 2019 verstarb der langjährige Ortsvorsitzende und Kreisvorsitzende, Alfons Kandler. Er war bisher der einzige Aktive, dem für 70 Jahre aktiven Dienst eine Auszeichnung verliehen werden konnte. Für seine kommunalen und ehrenamtlichen Verdienste erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Im März 2020 veränderte die Corona-Pandemie für über zwei Jahre das Leben und den Ablauf in der Wasserwacht. Schwimmkurse konnten im Sommer nur unter Hygienebedingungen durchgeführt werden.
Beim letzten Hochwasser 2021 unterstützte die Wasserwacht zum Teil die eigenen betroffenen Kameraden und half bei einzelnen Schadenslagen nach Bedarf.
2022 landete eine Kutsche samt zweier Pferde und Besatzung in der Königsseer Ache. Hier kamen alle Beteiligten mit einem Schrecken davon. Die schon Jahrzehnte dauernde Ausbildung im Fließgewässer, begonnen von Christl Wagner und weitergeführt von Jürgen Klapfenberger, zeigt bei solchen Einsätzen ihre Wichtigkeit.
Nette Anekdoten können die Beteiligten heute noch von den verschiedensten Filmabsicherungen erzählen: Lena Lorenz, Watzmann ermittelt, das Geheimnis des Königssees, ein Spielfilm mit Till Schwaiger am Hintersee. Bei vielen Filmproduktionen wird die Wasserwacht zur Absicherung der Drehorte im und am Wasser um Unterstützung gebeten. Eva Mattes wurde im Bereich der Echowand von ihren Kollegen aufgefordert, das Echo zu singen. Durch die fehlenden Pausen wurde aus dem Echo ein Kanon.
130 Kinder beimwöchentlichen Training
Aktuell versehen circa 45 Aktive ihre verschiedenen Dienste in der Ortsgruppe der Wasserwacht. Der Haupttrainingstag findet am Donnerstag in der Watzmann Therme statt. Insgesamt schwimmen dann immer circa 130 Kinder und Jugendliche in der Therme. Der angebotene Schwimmkurs hat aufgrund der hohen Nachfrage immer noch eine Wartezeit von zwei Jahren. Außerdem absolviert die Tauchergruppe jeweils Mittwoch ihre Tauchübungen. Monatliche Theorie- und Praxisübungen in den Bereichen Fließwasser, Canyoning, Sanitätsausbildung, Funk und Boot vervollständigen die Aus- und Fortbildungen der aktiven Mannschaft über das ganze Jahr verteilt. fb