Günther Mühlbauer von der Schulleitung begrüßte in der voll besetzten Aula die zahlreichen Gäste, darunter Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Vertreter der Ausbildungsbetriebe, der Kammern und der benachbarten Schulen sowie die Eltern und Verwandten. Sie alle seien hier, um den Abschlussschülerinnen und Abschlussschülern aus dem Berchtesgadener Land und den umliegenden Landkreisen ihre Wertschätzung zu zeigen. Neben den 179 Auszubildenden verschiedenster dualer Ausbildungsberufe waren auch 14 Fachabiturienten und 14 Absolventen der Berufsfachschule für gastronomische Berufe (Fago), die »heute einen wichtigen Meilenstein in ihrem Leben feiern dürfen«, so der Studiendirektor.
Sabine Ofner, die ständige Vertreterin des Schulleiters Ludwig Grill, der sich seit mehreren Monaten im Krankenstand befindet, zollte den Absolventen Respekt, weil sie einen wichtigen Schritt in ein eigenständiges Leben geschafft hätten, indem sie alle Anforderungen, Herausforderungen und Prüfungen des Ausbildungsberufes erfolgreich gemeistert haben. »Respekt ist nichts, was einem zufliegt. Respekt muss man sich erarbeiten«, betonte sie. Die Studiendirektorin appellierte an die jungen Leute, sich selbst treu zu bleiben und für ihre Meinung einzustehen. Sie riet ihnen, klar und deutlich zu sagen, was sie denken und wollen. Ein offenes Wort werde sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext wertgeschätzt. Des Weiteren legte Sabine Ofner den Abschlussschülern ans Herz, alle Mitmenschen mit Respekt zu behandeln, ihre Würde, Standpunkte und Emotionen anzuerkennen und die Meinungen anderer zu achten, solange diese sich im Rahmen der Grundordnung unseres Grundgesetzes bewegen. Sie machte dem Nachwuchs auch Mut, sich auf Neues und neue Technologien einzulassen. Als junge, gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte ergebe sich für sie durch die Pensionierungswelle der Babyboomer eine nie da gewesene Fülle an Möglichkeiten am Arbeitsmarkt.
"Heidenrespekt für das, was ihr geschafft habt"
Große Anerkennung zollten auch die Grußwortgeber dem Nachwuchs. Landrat Bernhard Kern gratulierte zum bestandenen Abschluss per Videobotschaft, weil zur selben Zeit eine Kreistagssitzung stattfand. Nun sei der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt, in der sich neue Möglichkeiten sowohl in beruflicher wie auch privater Hinsicht eröffnen werden. Für all das, was kommt, wünschte er ihnen weiterhin Durchhaltevermögen, so der Landrat.
Als »Eintrittskarte« in einen neuen Lebensabschnitt bezeichnete MdL Dr. Martin Brunnhuber den bestandenen Abschluss. Der ehemalige Schulleiter des Berufsschulzentrums, der vor zwei Jahren, kurz nach Antritt auf dem neuen Posten, in den Bayerischen Landtag gewählt wurde, sagte in Richtung Absolventen: »Ich habe einen Heidenrespekt für das, was ihr geschafft habt. Respekt aber auch für diejenigen, die euch begleitet haben, also eure Eltern, eure Ausbilder und eure Lehrer an der Berufsschule.« Er habe sich sehr gefreut, seine ehemalige Schule zu besuchen und zu sehen, dass viele Absolventen, die während seiner Zeit die Ausbildung begannen, nun ihren Abschluss in der Tasche haben, hob Dr. Brunnhuber abschließend hervor.
Als Paradebeispiel für die großen Chancen, die eine berufliche Erstausbildung bei entsprechendem Fleiß und Engagement eröffnen kann, stellte Günther Mühlbauer Markus Hiebl vor. Der Freilassinger Bürgermeister verband seine Glückwünsche dann auch mit einem sehr persönlichen Einblick in seinen beruflichen Werdegang, der mit einer Ausbildung im Bauhandwerk begann. Er könne sich gut vorstellen, wie es ihnen heute geht, denn solch ein Abschluss sei keine Selbstverständlichkeit, man müsse viel Zeit und Schweiß investieren. »Ihr habt jetzt eine große Freiheit, aber auch eine Verantwortung«, richtete sich das Stadtoberhaupt an die jungen Menschen. »Bleibt neugierig, mutig, offen fürs Leben, erkennt und nutzt eure Chancen«, gab er den jungen Fachkräften mit auf den Weg.
Sich und anderen Respekt entgegenbringen
Nach den Grußworten folgten besinnliche Worte zum Schulabschluss und Glückwünsche der Schülersprecherinnen Sila Arslan und Maria Tsaklidou von der gesamten Schülerschaft. Romy Bauernschmid und Seppi Klinger, Absolventen aus der Schreinerklasse, nahmen die Gäste mit von Laufen über den Europasteg hinauf zur Wallfahrtskirche Maria Bühel in Oberndorf, wo sich neben dem Weg ein alter, schiefer Apfelbaum befindet. Man solle bitte Rücksicht auf ihn nehmen, ihm quasi Respekt entgegenbringen, steht dort auf einem Zettel. Romy und Seppi wollten mit diesem Bild daran erinnern, dass Respekt bei einem selbst anfängt. Man könne andere nämlich nur respektvoll behandeln, wenn man sich auch selbst respektiert. Diesen sehr besonderen Beitrag hatte wie schon seit vielen Jahren Religionslehrer Dr. Xaver Scheuerer mitgestaltet.
Um einen Einblick in das vielfältige Schulleben zu geben, wurden zwei Projekte aus dem Unterricht sowie die erfolgreiche Karriere eines Absolventen vorgestellt. Die Jugendsozialarbeiterin Zina Jolmes berichtete zusammen mit der Schülerin Iman und dem Schüler Juan über die zwei Berufsintegrationsklassen (Bik) und das spannende Projekt »Kulturbrücken«, welches zusammen mit dem Freilassinger Kulturzentrum Space realisiert wurde. Sehr berührend war der Moment, als nach dem Vortrag mehrere Bik-Schüler in der Mitte der Aula einmarschierten und den Gästen ihre Hände reichten, um sinnbildlich Brücken zu bauen.
Per Film stellte die Friseurklasse ihren Projekttag »Wasser« vor. Bei einem Ausflug nach Berchtesgaden ins Haus der Berge hätten sie viel über die wertvolle Ressource Wasser gelernt, mit der man sparsam umgehen müsse.
Sichtlich beeindruckt waren die Gäste vom nächsten Filmbeitrag, in dem der ehemalige Fago-Schüler Rico Birndt gezeigt wurde. Aktuelle Fago-Schüler hatten den Spitzenkoch interviewt, der im vergangenen Jahr in Übersee das Restaurant »June« eröffnete. Vor Kurzem wurde der 32-Jährige sowohl mit einem Michelin-Stern als auch mit einem grünen Michelin-Stern ausgezeichnet. »Respekt, sich in nur einem Jahr in die Champions League zu kochen«, würdigte Moderator Günther Mühlbauer diese Erfolgsgeschichte.
Staatspreise für die »Besten der Besten«
Sie freue sich nun sehr, fuhr Sabine Ofner fort, die »Besten der Besten« mit dem von Regierungspräsidenten Dr. Konrad Schober ausgelobten Staatspreis für hervorragende Leistungen im Abschlusszeugnis der Berufsschule zu ehren. Strahlend, stolz und von viel Beifall begleitet kamen die 39 Absolventen nacheinander auf die Bühne, um ihre Urkunden für einen Notendurchschnitt zwischen 1,0 bis 1,5 von der Schulleiterin und ihren Klassenleitern in Empfang zu nehmen. Sieben von ihnen haben sogar die Traumnote 1,0 geschafft.
Die Absolventen begaben sich im Anschluss in ihre Klassenzimmer, wo sie ihre Zeugnisse überreicht bekamen. Die Besten durften sich noch über Preise freuen. Karin Kleinert