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Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hielt die Hauptrede bei der Hegeschau in Saaldorf. BJV-Kreisgruppenvorsitzender Hans Berger (rechts) und stellvertretender Vorsitzender Werner Schmölzl bedankten sich mit einem Blumenstrauß. (Foto: Konnert)

Gemeinsam für Wald und Wild unterwegs: Hegeschau der Kreisgruppe Berchtesgadener Land des Landesjagdverbandes Bayern

Nach zwei Jahren Unterbrechung fand wieder die Hegeschau der Kreisgruppe Berchtesgadener Land im Landesjagdverband Bayern (BJV) statt. Über 2000 Trophäen des erlegten Wildes hatten die Jägerinnen und Jäger der vier Hegegemeinschaften mit 51 Jagdrevieren aus dem Berchtesgadener Land, der Staatsjagdreviere und des Nationalparks Berchtesgaden in die Mehrzweckhalle nach Saaldorf gebracht. Hauptrednerin der von den Rupertiwinkler Jagdhornbläsern musikalisch umrahmten Versammlung war Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.


Wie Hans Berger, Vorstand der BJV-Kreisgruppe Berchtesgadener Land, betonte, sind Hegeschauen nicht nur zur Tradition gewordene Treffen der Jägerschaft, sondern gesetzlich vorgeschriebene Veranstaltungen, die Einblicke in die Situation der Waldentwicklung sowie die körperliche Verfassung und die Entwicklung der Wildbestände in einer Region bieten. Die Jägerschaft im Landkreis habe im abgelaufenen Jagdjahr die Abschusspläne weitestgehend erfüllt, so zu 93 Prozent beim Rotwild, zu 91 Prozent beim Gamswild und zu knapp 98 Prozent beim Rehwild.

Bürgermeister Buchwinkler, selbst Jäger, betonte die wichtige Rolle der Jagd für das ökologische Gleichgewicht im Wald. »Die Ausgewogenheit von Wald und Wild ist wichtig, mitei-nander reden der richtige Weg«, so Buchwinkler. Dem schloss sich Landrat Bernhard Kern an. »Gestern wie heute ist es die unverzichtbare Aufgabe der Jägerschaft, den Wildbestand so zu regulieren, dass ein naturnaher und klimastabiler Mischwald entstehen kann«, so Kern. Dies gehe nur in enger Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern, Waldbesitzern und Forstleuten. Dabei sei entscheidend, dass alle Akteure offen und auf Augenhöhe aufeinander zugehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dass dies im Landkreis Berchtesgadener Land überwiegend der Fall ist, bekräftigte Hans Berger in seinen kurzen Ausführungen. »Lösungen werden in der Arbeitsgemeinschaft 'Mensch-Wild-Natur' gemeinsam erarbeitet, auf destruktive Ratschäge von außen verzichten wir«, stellte Berger klar.

Gerade diese Art der Zusammenarbeit nannte Landwirtschaftsministerin Kaniber ein »echtes Musterbeispiel für eine offene Gesprächskultur« und bedankte sich bei allen Akteuren dafür. Sie plädierte für eine zukunftsfähige Gestaltung der Jagd in Bayern, als Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise und zur Erhaltung der Akzeptanz für die Jagd in der Gesellschaft. Der Klimawandel stelle Waldbesitzer und Jäger gleichermaßen vor enorme Herausforderungen, so Kaniber. Der Umbau zu stabilen Mischwäldern mit klimafesten Baumarten werde nur eine Chance haben, wenn die Jagd stimme. Es freue sie, dass die Jägerschaft im Berchtesgadener Land ihre Verantwortung für Wald und Wild ernst nehme. In 68 Pro-zent der Reviere zeige das aktuelle Forstliche Gutachten eine tragbare oder sogar günstige Verbisssituation. Sorgen bereite ihr, dass gerade in den südlichen Gebirgsrevieren, wo der Schutzwald von fundamentaler Bedeutung ist, der Verbiss zu hoch sei. »Deshalb bitte ich Euch, bleibts dran«, so die Ministerin. In der Jagd gebe es aber auch emotionale Themen wie die Gams, Rotwildbestände oder auch den Wolf, auch wenn er nicht jagdbar ist.

Auf alle drei Themen ging Kaniber detailliert ein, und betonte die Notwendigkeit fundierter wildbiologischer Forschung und des Monitorings, eine sachliche Diskussionskultur und die Berücksichtigung der Interessen aller betroffenen Gruppen. Sie sei Landwirtschafts-, Forst- und Jagdministerin gleichermaßen und müsse die Interessen aller zusammenbringen. »Lasst uns gemeinsam über die Probleme reden. Brandbriefe zum Rotwild an das Ministerium sind dabei wenig hilfreich«, so Kaniber. Der Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht erteilte sie eine Absage, »weil dies nichts am hohen Schutzstatus des Wolfes ändern würde.« Bayern werde sich aber mit Nachdruck bei Bund und EU dafür einsetzen, dass der Schutzstatus des Wolfs abgesenkt wird. Aufgrund der hohen Populationsdichte in der EU gehöre er nicht mehr auf die »Rote Liste«.

Auch der Präsident des Landesjagdverbands, Ernst Weidenbusch, sowie der Leiter des Forstbetriebs Berchtesgaden, Dr. Daniel Müller, betonten die Wichtigkeit einer guten Zusammenarbeit aller Akteure um Wald und Wild einschließlich der Behörden und politischen Entscheidungsträger. »Dem BJV ist bewusst, dass das System nur geht, wenn alle miteinander reden. Auch wenn’s emotional wird, am Schluss muss es passen«, so Weidenbusch. »Wir suchen immer nach Lösungen und Kompromissen, weil es dem Wald und Wild hilft«, war auch Müller überzeugt.

Nach 56 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit trug Hans Niederberger zum letzten Mal seinen Bericht als Leiter der Hochwild-hegegemeinschaft vor. Er berichtete über einen erfreulichen Gamsbestand, kritisierte aber, dass in vielen Privatrevieren zu wenig Gamswild vorkomme. Für viele Reviere sah er die Notwendigkeit der Schonzeitaufhebung. Als erfreuliches Ereignis berichtete Niederberger über eine erfolgreiche Gamskitzrettung durch den jungen Jäger Max Neudecker. Niederberger will sein Amt jetzt in jüngere Hände legen.

Hochwildjagdberater Andreas Soyter zeigte sich besorgt über die Verbisssituation im südlichen Landkreis und forderte eine starke Rehwildbejagung im Bergwald. Eine Rehwildfütterung im Winter sei nicht notwendig, beim Rotwild müsse die Fütterung aber vernünftig sein, sodass die Tiere dort stehen bis die Buche ausgetrieben ist. Soyter befürchtet einen unkontrollierten Anstieg der Rotwildbestände im Reichenhaller und Berchtesgadener Talkessel. Den Gamsbestand bezeichnete er als stabil. Die Jagd stehe angesichts des Klimawandels vor großen Herausforderungen, so sein Fazit.

Der Jagdberater für Niederwild, Mirko Lietz, berichtete von steigenden Jagdstrecken beim Niederwild. Bei steigenden Abschusszahlen sei es wichtig auch gut ausgebildete Hunde zu haben. Deshalb müsse man auf die Ausbildung der Hunde vermehrten Stellenwert legen.

kon