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Marco Balonier, Diplom-Sozialpädagoge der Fachambulanz für Suchterkrankungen (l.), beim Liedernachmittag in Bad Reichenhall mit einem Klienten aus dem Programm der Aufsuchenden Assistenz. (Foto: privat)

Erinnerung an Drogentote: Fachambulanz engagiert sich am internationalen Gedenktag

Berchtesgadener Land – Anlässlich des internationalen Gedenktages für an Drogen verstorbene Menschen veranstaltete die Fachambulanz für Suchterkrankungen einen Liedernachmittag in der Bad Reichenhaller Fußgängerzone. Der Diplom-Sozialpädagoge Marco Balonier sang für und mit dem Publikum Lieder von an Drogen verstorbenen Musikerinnen und Musikern.


Mit dem diesjährigen Motto »Überdosierung und Drogentod können alle Menschen (be)treffen« sollte der Gedenktag auf die breite Betroffenheit durch direkte und indirekte Folgen wie HIV oder Hepatitis aufmerksam machen.

In Deutschland starben 2 137 Menschen im Jahr 2024 an illegalem Drogenkonsum; die Zahl der unter 30-Jährigen ist um rund 14 Prozent gestiegen. In der Fachambulanz finden Menschen mit Drogenkonsum Unterstützung. Die Fachambulanz arbeitet dabei eng mit den Substitutionsambulanzen und Apotheken im Landkreis zusammen. Die Substitutionstherapie ist ein medizinisch betreutes Behandlungsangebot für Menschen mit einer Opioidabhängigkeit. Dabei wird das illegale Opioid – meist Heroin – durch ein ärztlich verordnetes Substitut wie zum Beispiel Methadon ersetzt. Ziel ist es, die gesundheitlichen Risiken des Drogenkonsums zu verringern, die Lebensqualität zu verbessern und soziale Stabilität zu fördern. Ein wichtiger Bestandteil ist die psychosoziale Begleitung durch Therapeuten und Berater. Ein zentrales Thema in der Begleitung ist der Umgang mit Überdosierungen. Hier spielt Naloxon eine lebensrettende Rolle. Naloxon ist ein Notfallmedikament, das die Wirkung von Opioiden aufhebt und bei einer Überdosis schnell verabreicht werden kann. Es kann von Substituierten oder deren Umfeld mitgeführt werden.

In der Fachambulanz werden rund 40 Personen aus dem Substitutionsprogramm betreut. Dabei sind alle Gesellschaftsschichten und beide Geschlechter vertreten. Die Jüngsten im Programm sind gerade mal 18 Jahre alt. Erschreckend ist die Beobachtung im Landkreis bei jungen Erwachsenen. Immer früher und immer häufiger wird nicht nur eine illegale Droge konsumiert, sondern oft mehrere.

Der Konsum psychotroper Substanzen steigt insgesamt, während das Einstiegsalter sinkt – ein Trend, der das Risiko für Abhängigkeit schon im Jugendalter erhöht. Benzodiazepine und Opioide spielen dabei besonders bei jungen Erwachsenen eine Rolle, etwa bei Schlafproblemen, Angst oder Stress. Auffällig ist, dass junge Frauen häufiger Benzodiazepine, Kokain und Amphetamine konsumieren, während junge Männer etwas öfter zu Opioiden greifen. Viele nehmen diese Mittel nicht zum Feiern, sondern allein zu Hause – zum Runterkommen, Entspannen, Vergessen oder zum Chillen mit Freunden.

Die Fachambulanz bietet zu all diesen Themen umfassende Beratung und Unterstützung an – sei es zur Substitution selbst, zur psychosozialen Begleitung oder zur Anwendung von Naloxon. Ziel ist es, Menschen auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit zu begleiten und ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Beratung ist kostenfrei und vertraulich.

Informationen bei der Caritas Fachambulanz für Suchterkrankungen in Bad Reichenhall (Telefon: 08651/ 95850; E-Mail fachambulanzBGL@caritasmuenchen.org). fb