Das Volontariat als Ausbildung zum Redakteur geht oft ein wenig unter, wenn es um Berufsangebote für Medieninteressierte geht. Dabei ist es eine Ausbildung wie keine zweite. Zwei Jahre lang wird man eingeführt in den Ablauf einer Tageszeitung, verbringt Zeit in der Lokal-, Sport- oder Politikredaktion. Man berichtet über Termine, redigiert Texte und gestaltet die Zeitungsseiten. Und man lernt die deutsche Sprache auf eine ganz neue Art und Weise kennen. Hier verraten nun unsere drei Volontärinnen Christina Hochholzner (20), Daniela Schillmeier (21) und Pia Parzinger (21), die in der Redaktion auch liebevoll »Youngsters« genannt werden, warum sie diesen Weg gehen.
Christina Hochholzner
»Ich war schon immer neugierig und wollte wissen, was in meiner Heimatgemeinde Übersee passiert. Schon als Kind habe ich gerne Schulaufsätze oder kleine Geschichten geschrieben. Daher war für mich schnell klar, dass ich in den Journalismus möchte. Und genauso klar war, dass ich zur Zeitung gehe – denn hier steht das Schreiben im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu anderen Medien, wie beispielsweise dem Radio, kann man sich bei der Zeitung intensiv mit Texten befassen, sie überarbeiten und an ihnen feilen.
Ich wollte einen Beruf, der mich fordert und mir die Möglichkeit gibt, mich weiterzuentwickeln. Die Entscheidung für den Journalismus hat mir genau das ermöglicht. Ich setze mich tagtäglich mit verschiedensten Themen auseinander und lerne ständig dazu. Immer wieder gibt es neue Entwicklungen, Fragen und Herausforderungen, die kreatives Denken erfordern.
Das Schöne am Journalismus ist, dass es kein typischer Bürojob ist. Den ganzen Tag nur vor dem Bildschirm zu sitzen, wäre mir zu langweilig. Stattdessen ist man oft unterwegs – mal bei einer Pressekonferenz, mal bei einem Interview oder einer Straßenumfrage. Dabei lerne ich viele Menschen und ihre Geschichten kennen. Besonders gefällt mir die Vielseitigkeit des Berufs: Man kann sich auf Themen spezialisieren, die einen wirklich interessieren, sei es Sport, Lokales oder Politik.
Spannend finde ich, dass man an Orte kommt, die man sonst vielleicht nie betreten würde – und Einblicke erhält, die anderen verwehrt bleiben. Zum Beispiel war ich hautnah dabei, als FC-Bayern-Spieler Konrad Laimer im Dezember nach Übersee kam. Anlässlich der Weihnachtsbesuche der Bayern-Stars war der Fußballer beim Fanclub Rot-Weiße-Traun zu Gast. Genau das macht den Beruf für mich so faszinierend: Er bedeutet Abwechslung, Herausforderung und bietet die Möglichkeit, die Welt jeden Tag mit neuen Augen zu sehen.«
Daniela Schillmeier
»Warum geht man zu einem kleinen 'Regionalblatt', und nicht zu einer großen, überregional bekannten Zeitung? Diese Frage haben mir in meinem Studium viele Kollegen gestellt. Schließlich habe man doch viel bessere, größere Möglichkeiten beim Kurier, der Süddeutschen Zeitung und wie sie nicht alle heißen.
Ich habe Journalismus und Unternehmenskommunikation an der FH Wiener Neustadt in Österreich studiert. In Wien habe ich sogar ein Praktikum beim ORF, dem Österreichischen Rundfunk, gemacht und in den Vorlesungen viele wichtige Leute aus der Medienlandschaft kennengelernt. Dennoch hat es mich nach meinem Bachelor-Abschluss wieder in meine Heimat gezogen. Denn auch wenn das Leben in einer großen Stadt und das Arbeiten in einem riesigen Unternehmen aufregend sind, hat mir dabei eine Sache immer gefehlt: Das Zuhause sein, die vielen Menschen, die man von hier und da kennt … Im Lokaljournalismus hat man so viel Nähe zu den einzelnen Ortschaften und findet oft auch ein persönliches Interesse an Themen, über die man schreibt. Und welche überregionale, große Zeitung schafft es schon, über sämtliche Gemeinderatssitzungen, regionalen Feste und die heimische Kommunalpolitik bis ins letzte Detail zu berichten? Auf den ersten Blick mögen das vergleichsweise langweilige Themen sein, aber spätestens auf dem zweiten Blick wird es spannend.
Ich wohne schon immer in Bergen, und genauso lang interessiert es mich schon, was dort und in der umliegenden Gegend los ist. Seit meiner Jugend bin ich bei der Feuerwehr und über das Vereinsleben habe ich so auch schon lange immer wieder Berührungspunkte mit der Zeitung. Der Gedanke, zur zuständigen Regionalzeitung zu gehen und damit an der Quelle der ganzen Informationen zu sitzen, kam daher wie gerufen. Es ist immer toll und auch irgendwie lustig, wenn mich Freunde fragen, ob ich weiß, was denn hier und da schon wieder los war. Außerdem knüpft man immer weiter Kontakte und lernt viele Menschen wirklich kennen. Das Persönliche geht nicht unter und das ist sehr viel wert.«
Pia Parzinger (seit 1. Juli Redakteurin)
»Es ist Samstagmorgen. Ich komme noch etwas müde in unsere Küche, wo es nach frischem Kaffee riecht. Mit meinem Müsli und einer Tasse Kaffee setze ich mich an den Esszimmertisch, vor mir liegt die Wochenendausgabe des Traunsteiner Tagblatts – an dieses Bild kann ich mich lange zurückerinnern. Das Traunsteiner Tagblatt war und ist bei mir zuhause, wie in vielen anderen Haushalten in der Region auch, Teil des Alltags. Vor allem am Wochenende gibt es, seit ich mich erinnern kann, immer eine Zeitung in meinem Elternhaus.
Als ich mich nach dem Abitur entschied, ein Volontariat zu machen, war es irgendwie naheliegend, das Traunsteiner Tagblatt dafür zu wählen. Nicht nur, weil ich als Wagingerin eine lokale Nähe zu Traunstein habe, sondern auch, weil es einfach 'Die' Zeitung in der Region für mich war.
Freunde und Lehrer hatten am Anfang einige Vorurteile gegenüber meinem Volontariat bei einer kleinen Lokalzeitung. Wird es dir da nicht zu langweilig? Willst nicht doch zu einer größeren Zeitung? Das ist doch ein konservatives Provinzblatt! Im Nachhinein würde ich aber sagen, dass es definitiv die richtige Entscheidung war. Denn eins ist das Traunsteiner Tagblatt auf keinen Fall – langweilig.
Einer der größten Vorteile, den man bei einer kleinen Lokalzeitung hat, ist meiner Meinung nach ihre Vielfältigkeit. So kenne ich mich jetzt nicht nur von Reit im Winkl bis Seeon aus, sondern weiß auch über alle möglichen Themen von Landwirtschaft über Kommunalpolitik bis Regionalsport Bescheid. Gemeinderatssitzungen oder Perchtenläufe in Waging, Fußballspiele des SBC, Pressekonferenzen zum Frühlingsfest, Faschingszüge, Jahreshauptversammlungen oder Texte zu aktuellen Themen, wie den Bauernprotesten, waren meine ständigen Begleiter. Dabei habe ich mir nicht nur wahnsinnig viel Fachwissen angeeignet, sondern auch ein tiefes Verständnis für unsere Region entwickelt und gelernt, was sie so besonders macht.
Wenn man sich mit seiner Heimat verbunden fühlt, neugierig ist und sich für die Bräuche, Traditionen und das System der heimischen Gesellschaft interessiert, ist es auch als junger Mensch sehr reizvoll, bei einer Lokalzeitung wie dem Traunsteiner Tagblatt zu arbeiten.«