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Sie teilen sich ein Büro und diskutieren auch regelmäßig über die Tagespolitik: Politikredakteur Norbert Pangerl und die Leiterin des Kulturressorts und Vertretung für die Politik, Agnes Huber. (Foto: Bauer)

Der Letzte in der Redaktion

Nachrichtenredakteur Norbert Pangerl verantwortet täglich fünf Seiten – »Wir berichten über die Realität«


Er ist der letzte, der in die Redaktion kommt: Norbert Pangerl (43) leitet seit acht Jahren das Politik-Ressort beim Traunsteiner Tagblatt. Mittags erst beginnt sein Arbeitstag in der Redaktion. Lesen, filtern, einordnen – redigieren, layouten. Das sind im Wesentlichen seine Aufgaben. Und dabei angesichts schlechter Nachrichten nicht verzweifeln – möchte man meinen. »Ich hätte nichts dagegen, wenn die Nachrichten positiver wären. Aber die Welt ist, wie sie ist. Und wir berichten über die Realität«, sagt er dazu nüchtern.

Täglich ist er für etwa fünf überregionale Seiten verantwortlich, angefangen bei den beiden Politikseiten (Titelseite und Seite 2) über die Wirtschaft, das »Vermischte« und die Börsenseite. Dabei greift er auf den Dienst der Deutschen Presse-Agentur (im Tagblatt gekennzeichnet durch das Kürzel dpa) zurück. Sie gehört zu den großen, unabhängigen und international tätigen Nachrichtenagenturen mit über 50 Standorten in Deutschland und über 80 Korrespondentenbüros in aller Welt.

Viele hundert Nachrichten laufen auf diese Weise jeden Tag in der Politikredaktion ein. Norbert Pangerl muss sie sich anschauen. Bei der Auswahl ist für den 43-Jährigen nur eines entscheidend: Relevanz! Viele Stunden verbringt er damit, das Wesentliche des Tages zu erfassen, orientiert sich dabei auch an den großen Leitmedien. Und beginnt dann, zunächst die Wirtschaftsseite und das »Vermischte« zu füllen. »Da landet alles, was nicht Politik ist: Naturkatastrophen, wichtige Prozesse, Kriminalfälle, Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und bunte Geschichten aus aller Welt.«

Mit den Politikseiten wartet er bis zum Schluss. »Die mach ich topaktuell – muss manchmal auch spät abends noch umbauen.« Das heißt, Artikel überarbeiten, weil sich schon wieder etwas geändert hat oder austauschen, weil etwas neues, viel bedeutenderes passiert ist. »Wenn ich heimgeh', ist die Zeitung auf dem aktuellsten Stand.«

Dem Umfang sind dabei Grenzen gesetzt. »Bei uns bekommt der Leser komprimiert, kurz und knapp das Wichtigste vom Tag«, so der Nachrichtenredakteur. Schließlich liege der Fokus der Lokalzeitung auf den Nachrichten aus der Region.

Eine Vollredaktion, wie es sie beim Traunsteiner Tagblatt gibt, ist angesichts der Medienkonzentration in Deutschland unter Lokalzeitungen inzwischen eine Ausnahme. Von der ersten bis zur letzten Seite wird im Haus alles selber gemacht – also auch der Mantel, spricht der überregionale Teil. Den teilt sich das Traunsteiner Tagblatt dann nur mit dem Berchtesgadener Anzeiger, der seit 2008 zum Verlagshaus gehört.

Diese Eigenständigkeit weiß der 43-jährige Nachrichtenredakteur zu schätzen. Schließlich gewichtet jeder ein bisschen anders, hat andere Kriterien für Relevanz. Aber genau das ist Medienvielfalt, eine wichtige Säule der Demokratie. Norbert Pangerl ist der letzte, der täglich das Verlagsgebäude an der Marienstraße verlässt. Spät abends schickt er »seine« Seiten an die Druckerei und prüft, ob die morgige Ausgabe komplett ist. Dann geht er nach Hause. Wohl wissend: Die Nachrichten enden nie, aber der nächste Tag kommt bestimmt. Kathrin Bauer