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Gruppenfoto der Teilnehmer und der Juroren der Naturgartenzertifizierung im Garten von Familie Helminger.
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Landrat Bernhard Kern zeichnete die Teilnehmer mit Urkunden und Plaketten aus. (Fotos: LRA BGL)

Der Flächenbrand für Natur pur im eigenen Garten ist gelegt

Berchtesgadener Land – 16 Bürger und Bürgerinnen aus dem ganzen Landkreis Berchtesgadener Land haben ihren Garten in diesem Jahr zum Naturgarten zertifizieren lassen und bekamen nun die begehrte Naturgartenplakette von Landrat Bernhard Kern überreicht. Diese wird dann gut sichtbar als Inspiration für andere am Gartenzaun angebracht, um auch sie für das naturnahe Garteln zu inspirieren und den »Flächenbrand« für »Natur pur« weiterzutreiben. 


Die Liste guter Gründe, bei der Naturgartenzertifizierung mitzumachen, ist lang: Die Teilnehmer bekommen wertvolle Tipps von echten Experten – den Zertifizierern –, schaffen einen Rückzugsort für Mensch und Tier, leisten einen entscheidenden Beitrag zu Artenschutz und Artenvielfalt und können mit Gleichgesinnten Wissen und Erfahrungswerte austauschen.

Mit einem naturnahen Garten können leicht viele »Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden«; oder, um es mit dem geflügelten Wort nicht konträr zur Zielsetzung zu formulieren: Von einem Naturgarten profitieren alle Beteiligten – er wird zum Rückzugsort für Menschen und zur Heimat für viele heimische Pflanzen und Tiere.

16 Teilnehmer aus dem Landkreis meldeten sich in diesem Jahr an, um ihre Gärten zertifizieren zu lassen. Die Begehung der Gärten durch die Jury fand zwischen Mai und Juli statt. Nun erhielten alle Teilnehmer ihre Urkunde und die begehrte Naturgartenplakette.

Für die Urkunden- und Plakettenübergabe versammelten sich die Teilnehmer im Garten der Familie Helminger in Rückstetten, der ebenfalls in diesem Jahr zertifiziert wurde. Federführend bei der Gartengestaltung ist hier vor allem Katja Helminger. Mit viel Liebe und Herzblut nutzt sie jeden Quadratmeter ihres Gartens in einer Neubausiedlung, um mit der tatkräftigen Unterstützung von ihrem Mann und ihren beiden Töchtern heimische Pflanzen und Stauden, Gemüsesorten und Obstbäume, Kräuter und Blumen wachsen und gedeihen zu lassen – ohne den Einsatz von Torf, synthetisch-chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Das Wissen hat die Kräuterpädagogin sich über die Jahre selbst angeeignet und teilt es im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als 1. Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Teisendorf und seit Kurzem auch als Jury-Mitglied für die Naturgartenzertifizierung.

Vor der Urkundenverleihung führte sie die Teilnehmergruppe durch die Gartenbereiche und gab wertvolle Einblicke und Tipps. Nach der Urkundenübergabe zeigte sie eindrucksvoll die Früchte ihrer Arbeit: Die Zutaten der liebevoll zubereiteten und vielfältigen Verköstigung stammen zum Großteil aus dem eigenen Garten – meist aus sogenanntem »Unkraut«, wie sie selbst anmerkte. Hier fanden die begeisterten Gartler Zeit, ihre Erfahrungswerte und ihr Wissen miteinander auszutauschen.

»Seit fünf Jahren machen wir nun jedes Jahr die Naturgartenzertifizierung und der Andrang wird immer größer. Der Nachfrage können wir gut nachkommen, weil sich auch auf der Seite der Zertifizierer einiges tut. So absolvierten dieses Jahr weitere drei Gartenexperten die Ausbildung, sodass wir nun drei Begutachter im nördlichen Landkreis und noch mal drei im südlichen Landkreis haben«, freut sich Kreisgartenfachberater Sepp Stein. Er ist das siebte Jury-Mitglied und steht auch außerhalb der Zertifizierung Hobbygärtnern beratend zur Seite.

Auch auf der Teilnehmerseite zeigte sich, dass das Interesse an einem zertifizierten naturnahen Garten quer durch den Landkreis besteht: Sechs der in diesem Sommer zertifizierten Gär-ten sind in Freilassing, drei in Schönau am Königssee, drei in Berchtesgaden und jeweils einer in Ramsau und in Teisendorf. Ein Naturgarten wurde grenznah zu Oberau am Dürrnberg zertifiziert.

»Das Besondere in diesem Jahr sind die Unterschiede in den Voraussetzungen: von 100 Quadratmetern in einer Kleingartensiedlung bis zu einem Hektar Gartenfläche eines Bauernhofes, von eben bis Hanglage, auf 500 Metern bis auf 1 000 Metern hoch gelegen. Die Vielfalt an verschiedenen Gärten der diesjährigen Teilnehmer könnte größer nicht sein. Aber alle haben eindrucksvoll bewiesen, dass es letztlich auf eines ankommt: die Liebe zur Natur. Damit kann aus jedem Garten ein Juwel werden, so wie bei unseren Teilnehmern«, erklärt Juror Anderl Lexhaller. Als gelernter Gärtner und langjähriger Vorstand des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege BGL freut er sich besonders, dass der Natur mehr und mehr Raum gelassen wird bei der Gartengestaltung.

Landrat Bernhard Kern ließ es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, den Teilnehmern ihre Urkunden und Plaketten zu überreichen: »Man muss kein Großgrundbesitzer sein, um hier teilnehmen zu können. Ganz im Gegenteil: Zwei der Teilnehmer heuer sind Mitglieder des Kleingartenvereins Freilassing und haben eindrucksvoll gezeigt, dass Natur pur selbst auf kleinerem Grund bestens entstehen kann.«

Unter den Teilnehmern waren dieses Jahr einige Profis am Werk: Anita Streitfelder aus Dürrnberg, Vorsitzende des Gartenbauvereins Oberau, hat dieses Jahr ihren Garten zertifizieren lassen und die Schulung zur Jurorin absolviert. Zusammen mit Kerstin Tusl aus Berchtesgaden unterstützt sie das naturnahe Garteln. Sie vermehren und vertreiben heimische Stauden. Als besonderes Dankeschön vonseiten des Landratsamtes durften sich die Teilnehmer der diesjährigen Naturgartenzertifizierung bei der Urkundenübergabe jeweils vier heimische Stauden aussuchen und mit nach Hause nehmen. Denn wer heimische Wildstauden im Garten hat, braucht auf heimische, oft seltene Insekten nicht lange warten – und sammelt wichtige Punkte für die Zertifizierung.

Wann ist ein Garten ein Naturgarten?

Zu einem Naturgarten gehören einerseits die Kernkriterien: keinen Torf, keine chemisch-synthetischen Dünger und keine Pflanzenschutzmittel in seinem Garten einzusetzen. Alle drei Kriterien müssen erfüllt sein. Daneben werden aus sogenannten »Kann-Kriterien« Punkte gesammelt, wie beispielsweise das Vorhandensein von heimischen Gehölzen, Beerensträuchern und Obstbäumen, Stauden und Bienenweiden, Wildkräutern, einem Wilden Eck oder Nützlingsunterkünften. Hat man genug Punkte beisammen, kann die Auszeichnung verliehen werden und der Garten erhält eine der begehrten Naturgartenplaketten.

Wer seinen Garten naturnah gestalten oder zum Naturgarten zertifizieren lassen will, kann sich melden beim Kreisfachberater Sepp Stein unter Telefon 08651/773853 oder per E-Mail an kreisgartenfachberatung@lra-bgl.de. fb