Kein Aprilscherz: Ab heute entfällt die zweite Postzustellung.
Zum 1. April überrascht die Post mit einem Aprilscherz, der leider keiner ist und nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen werden dürfte, schon gar nicht angesichts der Postgebührenerhöhungen: Die zweite Postzustellung wurde in Traunstein eingestellt, die Zahl der Briefkästen wurde von 27 auf 17, die Zahl der Zustellbezirke von 15 auf 14 reduziert und die Schalterdienstzeit wird etwas verringert. Der Grund zu all dem heißt Rationalisierung, da die Deutsche Bundespost zwar nicht auf "Gewinnstreben" eingestellt sein darf, aber ihr Finanzgebahren nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausrichten muß. Als Trostpflaster für die unpopulären Maßnahmen der Post bekommen die Traunsteiner Postkunden einige Verbesserungen, auf die wir im weiteren eingehen.
In einer Pressekonferenz, zu der der Traunsteiner Postamtsvorstand, Postrat R. Wamsler, einlud, ging er darauf ein, was an Neuerungen bei der Post "fällig" ist. In der nächsten Zeit sei die Mittelzuweisung zu erwarten für den bau der Rampe entlang des jetzigen Busbahnhofes, auf der der neue Parkplatz entstehen soll. Darunter werden, wie berichtet, Arkaden für die Mädchenoberschule sein. Die Baukosten für die Rampe sind mit 150 000 DM veranschlagt. Wegen der angespannten Finanzlage der Post ist mit der Zuweisung der Mittel für den Postamtsneubau nicht vor Sommer oder Herbst dieses Jahres zu rechnen.
Zum Kapitel Zustellung gab Postrat Wamsler bekannt, daß mit deren Einschränkung Traunstein gegenüber anderen Orten, z.B. Kempten, Garmisch oder Oberstdorf, nur nachzieht. Die zweite tägliche Postzustellung, die Dienstag bis Freitag stattfand, entfällt also 1. April. Als Hauptgrund wird angegeben, daß das Nacht-Luftpolsternetz eine Schwerpunktverlagerung des ganzen Briefdienstes bringt. 90 Prozent der Briefsendungen, die tags zuvor aufgegeben worden sind, liegen innerhalb der Bundesrepublik bereits am nächsten Morgen zur Auslieferung vor.
Zweite Zustellung "unrentabel"
Zum "Fall Traunstein" sagte Postrat Wamsler, daß von den in Traunstein wöchentlich zuzustellenden Sendungen (46 000) rund 42 000 bereits morgen vorhanden seien. Die Rationalisierungsmöglichkeiten ergab sich nun aus folgenden Gesichtspunkten: Bei der ersten Zustellung am Tag kamen von der Arbeitszeit von wöchentlich 450 Stunden rund 130 Stunden auf Wegeleistungen (28,8 Prozent), bei der zweiten am Nachmittag von 210 Arbeitsstunden 96 Stunden auf Wegeleistungen (45,7 Prozent). Nun rechnet also die Post so: Je Sendung entstehen der Post bei der zweiten Zustellung 60 Pfennig Kosten, was keiner Kostendeckung entspreche. Bei der ersten Zustellung entfallen auf die Kosten 8 Pfennig je Sendung. Hier sei also keine echte Rationalisierungsmöglichkeit, meinte Postrat Wamsler. Durch die einmalige Postzustellung (und Motorisierung der Landzusteller) erhofft sich die Post eine Ersparnis von 25 000 DM im Jahr. Der Ortszustellbereich Traunstein wurde erweitert und bezieht nun Haslach und Traunstorf mit ein. Auf unsere Frage, was diesbezüglich mit Hufschlag und Thannreit sei, konnte noch keine Zusage bezüglich der Einbeziehung in den Ortszustellbereich gegeben werden. Da jedoch die Landzustellung motorisiert wird, können in diesem Bereich auch Pakete zugestellt werden. Naja, etwas ist es auch.
Jetzt gibt es weniger Briefkästen
Da auf 700 bis 1000 Einwohner - je nach Siedlungsdichte - ein Briefkasten kommen soll, werden die 27 Briefkästen im Stadtgebiet um zehn verringert, da auch davon ausgegangen wird, daß bis zu einem Kilometer Weg bis zum nächsten Briefkasten zumutbar ist. Mit seinen 17 Kästen, so meinte Postrat Wamsler, liege Traunstein immer noch relativ günstig. Ein Teil der Briefkästen wurde bereits entfernt, manche Briefkastenbereiche werden zusammengelegt, da welche darunter sind, in denen je Leerung nur etwa vier Briefe oder Karten abzuholen waren.