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Das geschah am 5. Juli 1922

Traunstein. Wenn die Lindenbäume ihren süßen Duft ausströmen, dann hat die hochsommerliche Zeit ihren Einzug gehalten. Es ist, als ob die Linden den Duft des ersten üppigen Rosenflores ablösen wollen.


Der Lindenbaum ist der ausgesprochene Liebling des deutschen Volkes, versinnbildlicht die Eiche Kraft, die Buche Anmut, die Birke jugendliche Freude und die Schmiegsamkeit, so markiert die Linde mit ihrem baslamischen Wohlgeruch zur Blütezeit das warme deutsche Gemüt. Schon im Mittelalter genoß der Lindenbaum hohe Wertschätzung, wie die Fehm- und Gerichtslinden beweisen.

Unter der Linde am Anger fanden sich die jungen Burschen und Dirndl zum Tanz, wurden Festlichkeiten und Gelage abgehalten. Mit Vorliebe pflanzte man eine Linde ans Haus gleichwie einem schützenden Wächter des heimischen Daches. Auf manchem Dorfplatze findet man noch heute eine uralte Linde. Neuerdings verbindet man mit der Anpflanzung von Gedächtnislinden bemerkenswerte Zeitereignisse. Und ist nicht eines unserer schönsten Volkslieder mit dem Lindenbaum unlöslich verknüpft?

Selten ist ein Baum so reich besungen worden wie der, der jetzt die abendlichen Lüfte mit süßwürzigem Geruche durchtränkt und die stillen Freuden der wandelnden Liebespärchen, wie die der großen Menge der Spaziergänger und Naturfreunde erhöht. Schließlich sei noch der vorzüglichen Wirkung des Lindenblütentees Erwähnung getan.