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Interessiert verfolgen die Besucher die Ausführungen der Entwickler zur Funktionsweise eines »MASS«-Systems. (Foto: privat)

CSU zu Gast beim Weltmarktführer

Schneizlreuth – Der CSU-Ortsverband Bad Reichenhall besichtigte kürzlich gemeinsam mit dem Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreis (ASP) der CSU des Berchtesgadener Landes sowie dem CSU-Ortsverband Schneizlreuth und der Jungen Union die Niederlassung der Firma »Rheinmetall« in der Fronau. Der Besuchergruppe schloss sich zudem der Internationale Sekretär der CSU und Verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Florian Hahn (MdB), an, der im Rahmen einer Wehrübung am Bundeswehrstandort in Bad Reichenhall zugegen war.


Die Besucher erfuhren viele interessante Fakten über die Tätigkeit des Unternehmens in der Region und konnten sich selbst ein Bild davon machen, welche hochkomplexen technologischen Entwicklungen im Bereich der Verteidigung dort aktuell vorangetrieben werden. Dabei wurde deutlich, dass »Rheinmetall« in der Region ein sehr attraktiver Arbeitgeber ist, der insbesondere auf stabile, langfristige Beschäftigungsverhältnisse setzt und daher in besonderer Weise die heimische Bevölkerung anspricht.

Nach einer kurzen Begrüßung, in der er die Struktur der Firma vorstellte, die als Konzern ihren Sitz in Düsseldorf hat, ging der Standortleiter Martin Fegg insbesondere auf den »schönsten« Standort des Konzerns in der Fronau ein. Die Niederlassung gehört zur Konzerntochter »Rheinmetall Waffe Munition«.

Fegg erläuterte zunächst die Geschichte des Standortes. Auf dem Gelände im Gemeindegebiet von Schneizlreuth war ursprünglich ein Sitz von »Radio Free Europe«, der später von der Familie Buck übernommen wurde und als Fertigungsstätte bei ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit eine wesentliche Rolle spielte. Noch heute ist die Firma »Buck« vielen Einheimischen ein Begriff und tatsächlich trägt der Standort auch nach der Übernahme durch »Rheinmetall« 1999 den offiziellen Namen »Niederlassung Buck Fronau«.

Doch was geschieht dort genau? Wie Fegg erläuterte, beschäftigen sich die Mitarbeiter in der Fronau insbesondere mit der Abwehr von Gefahren, die etwa durch Raketen oder Lenkflugkörper drohen. Dann bestehen die prinzipiellen Möglichkeiten, die Gefahr selbst unschädlich zu machen (Hardkill) oder aber durch »Tarnen und Täuschen« die Gefahr abzulenken (Softkill). Der Standort »Fronau« ist nun innerhalb des Rheinmetall-Konzerns das nationale Kompetenzzentrum für dieses Softkill-Schutzprinzip und dabei mit einigen Produkten weltweit der führende Anbieter.

Wie so etwas geschehen kann, zeigte Fegg anschaulich durch Vergleiche mit der Tierwelt auf. So reagiert jedes Tier auf bestimmte Schlüsselreize, andere Merkmale interessieren hingegen weniger. Ebenso verhält es sich bei abgefeuerten Waffen, die selbsttätig ihr Ziel suchen: Auf manche Reize reagieren diese Systeme, auf andere hingegen nicht.

Diese Erkenntnisse hat man sich bei der Konstruktion des automatischen Täuschkörpersystems »MASS« zunutze gemacht. Das »Multi Ammunition Softkill System« bietet Schutz gegen moderne, sensorgelenkte Flugkörper. Wie die Besucher erfuhren, wird »MASS« insbesondere auf See eingesetzt, indem vor das eigentliche Ziel in sicherer Entfernung eine Art Vernebelungsmunition ausgebracht wird. Diese soll die anfliegenden Geschosse irritieren und rechtzeitig vor dem Aufschlag zum Absturz bringen. Dem herannahenden Lenkflugkörper wird also durch Vorspiegelung von Schlüsselreizen ein Ziel vor dem Ziel simuliert. Wie das in der Praxis funktioniert, erläuterte Fegg anhand mehrerer Videos von aufgezeichneten Tests. Mit der Entwicklung von »MASS« hat »Rheinmetall« eine Schutzeinrichtung kreiert, die insbesondere in den maritimen Krisenregionen der Welt für die militärische und zivile Nutzung attraktiv ist. Es geht hierbei ausschließlich um die Abwehr von Gefahren, bei deren Realisierung eine Vielzahl an Menschenleben auf dem Spiel stehen würden.

»Rheinmetall« findet sich dabei freilich im Wettbewerb mit anderen hoch spezialisierten Unternehmen wieder, die ihrerseits versuchen, den Markt mit ihren Produkten zu versorgen. Die Käufer sind ganz überwiegend Staaten, die Rüstungsaufträge ausschreiben und dementsprechend potent sind, um sich die hochpräzisen und automatischen Abwehrsysteme leisten zu können.

Vik Kadavanich, verantwortlich für den Bereich Luft, ergänzte dazu, dass es gelungen sei, die sehr anspruchsvollen Amerikaner beim Schutzsystem für die F 35 vom eigenen Produkt zu überzeugen und nun den Zuschlag zur Ausrüstung der F 35 mit dem Schutzsystem erhalten zu haben.

Anschließend durften die Besucher einen Blick auf ein echtes »MASS«-Gerät werfen, das aber zu Testzwecken verwendet wird. Dabei wurde erklärt, dass der Aufbau und die Funktionsweise des Gerätes darauf ausgelegt sind, dem Nutzer eine möglichst einfache Bedienung zu ermöglichen. Die Anwender müssten lediglich entscheiden, ob das »MASS«-System zum Einsatz kommen soll, und die Freigabe erteilen. Im Einsatzfall berechnet das System aus den Daten des Schiffes, der Umgebung und des herannahenden Flugkörpers alle notwendigen Parameter selbst und sorgt binnen Sekundenbruchteilen für einen optimierten Abschuss der Ablenk-Munition. Nach deren Ausbringen ist das Nachladen der Vorrichtung durch zwei Mann in weniger als einer Minute möglich.

Bei dem anschließenden gemütlichen Teil diskutierten die Besucher über die vorgestellten Fakten. Insbesondere dass das Unternehmen rund 60 sichere Arbeitsplätze in der Region bietet, stieß auf positive Resonanz. Davon sind zahlreiche Beschäftigungsverhältnisse im hochqualifizieren Bereich einzuordnen. Ingenieure, Physiker, Informatiker, aber auch Kaufleute sind stets gesucht und Rheinmetall wirbt zunehmend um interessierte und gut ausgebildete junge Leute aus der Region.

CSU-Ortsvorsitzender Marco Trebuth aus Bad Reichenhall bedankte sich abschließend für die informative Führung und hob hervor, dass vielen zuvor nicht klar gewesen sei, welche Hightech-Lösungen für den Einsatz auf See oder in der Luft in der unmittelbaren Nachbarschaft ausgetüftelt werden: »Auch hier zeigt sich die einzigartige Verbindung von Laptop und Lederhosen. Rheinmetall kann sich glücklich schätzen, so hochkompetente und engagierte Mitarbeiter vor Ort zu haben.« fb