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Das »Notos Quartett« sorgte mit dem Klavierquartett von Johannes Brahms für einen außergewöhnlichen Abschluss der Traunsteiner Sommerkonzerte. (Foto: Heigl)

Außergewöhnliches Abschlusskonzert

Neben den dänischen Komponisten, denen die Aufmerksamkeit der diesjährigen Traunsteiner Sommerkonzerte galt, gab es einen weiteren Schwerpunkt der hochkarätigen Kammermusikreihe: Dreimal innerhalb des Festivals war Johannes Brahms als musikalischer Magnet im Programm angekündigt worden und dank der hervorragenden Interpretationen der Ensembles wurde die wahrlich nicht leichte »Kost« vom fachkundigen Publikum begeistert aufgenommen.


Auch beim Abschlusskonzert der außergewöhnlichen Veranstaltungsreihe war Brahms mit seinem »Klavierquartett in g-Moll op. 25« die Hauptattraktion des Abends. Mit dem »Notos Quartett« aus Berlin erlebten die Zuhörer ein temperamentvolles, virtuoses und sympathisches Quartett, das sich verausgabte und an seine Grenzen ging, indem es sich psychisch und physisch in den musikalischen Kosmos des brahmsschen Schwergewichts hineinwühlte – allen voran Antonia Köster am Klavier, die sich mit Leib und Seele in die musikalischen Fluten hin-einwarf und so eine frappierende musikalische Gegenwart schuf, die sich wie eine Urgewalt ungebremst und mit entfesselter Dramatik, also hochspannend, entfalten durfte.

Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola) und Philip Graham (Violoncello) hielten mit ihren Streichinstrumenten das golden durchwirkte düstere Summen, das die Kompositionen Brahms so oft begleitet, bravourös in Gang, glitten darüber hinweg und tanzten auf selbigem Grundton mit virtuoser Geschmeidigkeit und Emphase.

Begonnen hatten die jungen Musiker den Abend mit dem Klavierquartett Nr. 1 c-Moll von Gabriel Fauré, das atemlos dahinjagte, mit spannenden Turbulenzen immer weiter raste und mit gefühlt einer Milliarde Noten von dem Quartett gespielt wurde. Eine kleine Atempause gab es dann im Adagio, bei dem die Musiker offensichtlich nur Anlauf nahmen, um im »Finale Allegro molto« – als Endspurt sozusagen – noch einmal zu beschleunigen und die wilde Fahrt dann mit einem abrupten Schluss zu beenden. Famos!

Mit den romantisch eingefärbten Klangwelten des dänischen Komponisten Vagn Homboe (1909 bis 1996), der sich hörbar von Bela Bartok beeinflussen ließ, begeisterten die Musiker ein weiteres Mal ihr Publikum. Märchenhafte musikalische Stimmungsbilder, düstere, gepflegte Melancholie, aber auch volksmusikhafte, tänzerische Sequenzen wirbelten durch den Raum.

Das Publikum feierte das »Notos Quartett«, das bereits zum zweiten Mal in Traunstein konzertierte, nicht erst zum Schluss, sondern bereits nach jedem Stück mit Bravorufen und enthusiastischem Applaus. Mit einer kleinen russischen Kostbarkeit von Tschaikowski als Zugabe verabreichte das Quartett den begeistert applaudierenden Zuhörern quasi ein Beruhigungsmittel zum »Runterkommen« und traf sie mit den innig gespielten Tönen direkt ins Herz, welches das musikalische Elixier auch durchaus nötig hatte, nach dem nicht unanstrengenden und herausfordernden Konzertabend. Barbara Heigl