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Danksagung der Witwe des Schmieds Sebastian Wagenhofer für die Anteilnahme am Tod ihres Mannes.
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So sah die Titelseite der Ausgabe vom 30. August 1932 aus.

Alte Ausgabe von 1932: Als die Reichstagsauflösung Thema war

Traunstein – »Ich hab hier noch eine Ausgabe des Traunsteiner Wochenblatts vom Dienstag, 30.08.1932«, schreibt uns unsere Leserin Sabine Kriegenhofer aus Kammer, und schickt ein Bild von der Titelseite, eins von der Doppelseite innen und eines von der Rückseite mit.


»Kurz vorm Abriss des maroden Gebäudes in Kammer haben wir alles durchstöbert. Hier kam eine kleine Überraschung ans Tageslicht. In einem über hundert Jahre alten illustrierten Hausbuch von Pater Franz Tischler fand sich dieses Exemplar des Wochenblatts«, erklärt Kriegenhofer, wie sie zu der Ausgabe kam.

Ein Hausbuch, so erklärt sie im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt, erhielten junge Leute früher zur Vermählung, quasi als »Anleitung für eine sittsame, gläubige Familie« wie eine Art Familienstammbuch, auch mit Familienchronik darin. Das haben wir aufgehoben, denn es ist ein spannendes Zeitdokument.«

»Ob es jetzt an dem Haupttitel der Zeitung liegt, wissen wir nicht, wahrscheinlich eher an der kleinen Danksagung auf der letzten Seite über Herrn Sebastian Wagenhofer. Dieser war vormals der Besitzer des Anwesens.«

In der Danksagung würdigt die Witwe »Maria Wagenhofer mit ihrem Söhnchen« die zahlreiche Anteilnahme am Tod ihres Mannes »Herrn Sebastian Wagenhofer, Schmiedmeister von Kammer«. Im Inneren der Ausgabe wirbt »Kaiser's Kaffeegeschäft« mit doppelten Rabattmarken, welche die Kunden vom Mittwoch bis Samstag auf alle Waren erhalten. Und auf der Titelseite geht es um nicht weniger als »Um Deutschlands Schicksal« und die Auflösung des Reichstags.

Das »Söhnchen« der Witwe Maria Wagenhofer wurde zwar erwachsen, aber wurde im Laufe des Krieges vermisst und später als gefallen erklärt. Das Haus vererbte sie an diejenige ihrer drei Nichten vom Kriegenhofer-Hof in Leiderting, die einen Schmied oder Spengler heiraten und den Betrieb weiterführen würde. So kam das Anwesen in den Besitz von Maria Kriegenhofer, deren Ehe mit Josef Wagner kinderlos blieb. Und so vererbte sie das Anwesen an ihren Neffen Robert Kriegenhofer – von dessen drei Kindern allerdings keines mehr Schmied wurde.

»Leider konnten wir das alte Haus nicht erhalten, wir mussten es abreißen. Und beim Ausräumen haben wir manches gefunden, das wir aus Respekt vor den Altvorderen bewahren wollten, so wie das Hausbuch.« coho