Mit Durchsuchungen in mehreren Ländern ist die Berliner Staatsanwaltschaft gegen ein Netzwerk vorgegangen, das mehr als 400 überschuldete Firmen abgewickelt haben soll. Der mutmaßliche Haupttäter, ein 61 Jahre alter Berliner, wurde bereits am Dienstag im Ortsteil Buckow verhaftet, wie die Behörde mitteilte. Ein 51-Jähriger wurde am Mittwoch in Frankfurt/Main als Komplize festgenommen. Beide befinden sich laut Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft.
Insgesamt ermittelt die Berliner Behörde nach eigenen Angaben derzeit gegen 20 Beschuldigte im Alter von 40 bis 73 Jahre, darunter auch Notare. Bundesweit durchsuchten Polizisten und Zollbeamte insgesamt 29 Orte in Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz; allein in der Hauptstadt waren es 9 Objekte.
61-Jähriger soll Drahtzieher sein
Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht der Beihilfe zu Insolvenzverschleppungen und zu Bankrotttaten. Der mutmaßliche Kopf des Netzwerks soll Gesellschaftern oder Geschäftsführern angeboten haben, wirtschaftlich angeschlagene oder nicht mehr aktive Firmen abzuwickeln.
Umgangssprachlich spricht man von »Firmenbestattungen«. Ziel kann dabei sein, dass die ursprünglichen Verantwortlichen aus den Firmenunterlagen verschwinden - oder auch, dass Geld aus dem Unternehmen abgezogen wird.
Mehr als 400 Firmen »bestattet«
Nach den Ermittlungen soll sich der 61-Jährige über ein Netzwerk von Hilfspersonen unter anderem an neuen Anschriften um eingehende Post gekümmert und damit den Anschein eines normalen Geschäftsbetriebes aufrechterhalten haben. Seit dem Jahr 2022 sollen auf diese Art mehr als 400 Firmen »bestattet« worden sein.
Die Auftraggeber sollen dafür jeweils Geld an den 61-Jährigen gezahlt haben. Der mutmaßliche Komplize soll dafür - meist polnische - Strohleute organisiert haben. Dabei handelt es sich nach laut Staatsanwaltschaft häufig um überschuldete oder unbedarfte Menschen, teils auch Obdachlose.
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