Bildtext einblenden
Ein Musikliebhaber: Ludwig Feil aus Waging hat 2000 Schallplatten. (Fotos: Reiter)

»Spotify ist nicht meine Welt«: Waginger besitzt 2000 Schallplatten, eine »Rock-Ola« von 1971 und sieben Plattenspieler

Waging am See – Seine erste Schallplatte hat sich Ludwig Feil 1974 gekauft. Eine LP von Jerry A. Corbetta mit dem Song »Don't call us, we'll call you«. Für fünf Mark. Mittlerweile hat der Waginger 2000 Schallplatten und einen eigenen »Musiktempel«, wie er lachend sagt. 


Sein Musiktempel, das ist das frühere Kinderzimmer seiner Tochter. Der Plattenspieler dreht sich. Aus den Boxen kommt ein Song von Tina Turner. An der Wand hängen Poster. Es sind die Stars der 60er- und 70er-Jahre wie die Kinks, Janis Joplin oder Jimi Hendrix.

Die Platten von Ludwig Feil sind gut geschützt in verschiedenen Koffern (Cases) untergebracht. So gut wie jeder Meter in dem ehemaligen Kinderzimmer ist belegt. Es gibt sieben Plattenspieler. Der älteste ist aus den 60er-Jahren und funktioniert noch tadellos. Wie auch seine »Rock-Ola« von 1971. Die Musikbox sollte täglich angeworfen werden, damit sie nicht »einrostet.« »Gefüttert« wird sie mit D-Mark. Sechs Lieder für eine Mark. Die Klangqualität ist erstaunlich. Ohne jegliches knistern ertönt »Jingo« von Santana aus der Musikbox. Doch wie findet Ludwig Feil bei 2000 Platten die, die er gerade hören möchte? »Sie sind thematisch geordnet, also unter anderem nach Musikrichtungen.« Eine alphabetische Anordnung wäre für den Musikliebhaber ein Unding: »Wenn Roland Kaiser neben Rolling Stones steht – das geht gar nicht!«

Seine Begeisterung für Musik – vor allem für Rockmusik – ist bei dem heute 70-Jährigen im legendären Seestadl in Waging entstanden. »Die Songs, die dort aufgelegt wurden, die hat man nirgends sonst gehört«, erinnert sich Ludwig Feil. »Ich wollte diese Musik, und habe mir die Lieder nach und nach alle auf Platte gekauft.« LPs, also Langspielplatten. »Ich habe das mit den Singles damals nicht verstanden. Denn wenn dir das Lied einer Band gefällt, dann gefallen dir oft auch die anderen Songs.« Viele seiner Platten kauft er in München, dort gibt es zu der Zeit die besten Plattenläden mit der größten Auswahl. Das geht so bis in die 80er-Jahre.

Bildtext einblenden
In die »Rock-Ola« von 1971 passen 50 Singles. Die Musikbox muss täglich angeworfen werden, damit sie nicht einrostet.

Danach ruht die Sammelleidenschaft von Ludwig Feil für einige Zeit. »Da waren andere Dinge wichtig. Haus bauen, Familie, die Arbeit ....«. Erst um das Jahr 2005 herum wird sein altes Hobby wieder aktuell. »Auslöser war eigentlich, dass ich hörte, dass CDs nur 20 bis 30 Jahre halten. Und meine Platten von damals funktionierten ja noch einmalig. Da habe ich so richtig angefangen, zu sammeln.« Anders als noch zu seinen Anfängen, setzt der Waginger nun vor allem auf Singles. Also Platten mit normalerweise zwei (es gibt auch Ausnahmen) Liedern darauf. Ein Lied auf der A-Seite, ein Lied (manchmal bei überlangen Songs der zweite Teil) auf der B-Seite. Auch wenn er immer noch am liebsten Rock hört, hat Ludwig Feil mittlerweile so gut wie jede Musikrichtung auf Platte – von Disco über Schlager bis zu NDW und Klassik. »Ich will die Musik in der Hand haben. Spotify ist nicht meine Welt«, betont der 70-Jährige. Durch den Kauf von Konvoluten sind auch »viele Platten aus den 50ern unbeabsichtigt in meinen Besitz gekommen«, schmunzelt der Waginger, der mit seiner Sammelleidenschaft mittlerweile an Grenzen stößt. »Ich habe schon sehr viel von dem, was ich suche, aber nicht alle Seestadl-Songs sind auf Single erschienen .«

Ludwig Feil ist ein Musikgenießer und zelebriert sein Hobby. Einfach so Radio zu hören, das sagt ihm nicht zu. »Das ist wie mit einer Perlenkette. Die trägt man auch nicht jeden Tag«, sagt er.

Für eine alte Beatles-Platte wurden 2016 laut Musikexpress 90 000 Euro gezahlt. Für den Waginger eine undenkbare Summe. Seine teuerste Platte, »Stairway to heaven«, kostete 33 Euro – auch wenn einige aus seiner Sammlung nun deutlich mehr wert sind. Auf die Frage nach seiner Lieblingsband muss der Waginger lange überlegen: »Das ist wirklich nicht leicht. Aber ich würde sagen: Jethro Tull. Die britische Band kenne ich seit 1970 – und seitdem lässt mich ihre Musik nicht mehr los. Ich war auf vielen Konzerten.« – Die Tickets hängen in seinem Musiktempel.

Besondere Geschichten

Hobbybierbrauer, Dudelsackspieler oder Palmbuschensammler – in loser Reihe ist das Traunsteiner Tagblatt auf der Suche nach besonderen Geschichten. Dabei ist es egal, ob es sich um Hobby, eine Leidenschaft, eine Persönlichkeit oder um eine besondere Fähigkeit handelt. Wer sich angesprochen fühlt, meldet sich unter lokales(at)traunsteiner-tagblatt.de oder unter Tel. 0861/9877-111.

Klara Reiter

Mehr aus Waging am See