Steinbacher verwies auf die Kolomanquelle am Fieberbrünnl in Lebenau; Kolomankirchen liegen oft an vorchristlichen Quell- oder Baumheiligtümern. Ein Fenster im Presbyterium trägt die Jahreszahl 1503. Als Bauherr erscheint »Seytz von Törring zu Seefeld anno domini 1703«; gemeint ist Ritter Seyfried III. von Törring-Jettenbach, der 1503 in Seefeld lebte. Zwei Glasfenster mit den Wappen der Familien Törring und Losenstein erinnern an die Stifter. Die Tradition des Colomani-Ritts ist seit 1489 belegt. Ab dem 16. Jahrhundert entwickelte sich ein großer Flurumritt mit Gottesdienst und Pferdesegnung in St. Coloman, bis Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo ihn 1783 als kulturstörend untersagte; ein späterer Wiederbelebungsversuch scheiterte. Zur Vita des Heiligen berichtete Steinbacher, der irische Adelsspross sei 1012 in Stockerau bei Wien als angeblicher Spion gehängt worden; weil sein Körper unverwest blieb und Wunder geschahen, überführte man ihn 1014 nach Melk.
Der spätgotische Flügelaltar stammt aus der Laufener Werkstatt Gordian Guckhs. Im Schrein stehen Maria als Himmelskönigin, Bischof Maximilian und St. Coloman; im Gesprenge eine Kreuzigungsgruppe, in der Predella Christus als Schmerzensmann mit den Wundmalen. Die Seitenflügel zeigen in Reliefform geschnitzte Heilige, darunter Martin, Nikolaus, Sebastian, Georg, Rupert, Wolfgang, Christophorus und Florian.
Auf der Rückseite zeigen fünf Medaillons die vier Evangelisten und das Lamm, umrahmt von den Kirchenvätern, dazu eine fehler-hafte lateinische Verszeile von 1511. Steinbacher erläuterte den Portiunkula-Ablass, der seit 1910 allen Kirchen gewährt ist, und stellte die sogenannten Kolomaniköpfe vor, in deren Öffnungen früher Gebete gegen Kopfleiden »verpflöckt« wurden; um 1900 besaß St. Coloman ein übergroßes Exemplar.
Steinbacher bezweifelte zudem, dass eine in der Kirche stehende Figur tatsächlich den heiligen Vitus zeigt; das Attribut erinnere eher an die Glocke der heiligen Edigna. Auch der gegenüberliegende vermeintliche Apostel Paulus könne wegen dunkler Handschuhe durchaus auch ein umgearbeiteter mittelalterlicher Ritter sein.
Steinbacher freute sich über voll besetzte Kirchen bei den Kirchenführungen: »Es freut mich sehr, dass die Kirchen jeweils voll besetzt sind und die Rückmeldungen des Publikums durchwegs positiv. Das zeigt, dass es sich lohnt, sich mit den vielen weitgehend unbekannten Kirchen in der Umgebung intensiver zu beschäftigen. Man entdeckt erstaunliche Kunstschätze und historische Zusammenhänge.«
Der Chor Il Coro begleitete die Führung mit 20 Sängern; zum Thema Wasser erklangen »Asperges me« von Carl Witzka und »Moon River« von Henry Mancini. Steinhilber ergänzte: »Ein Chorleiter Steinhilber resümierte am Ende: »Ein guter Chor ist mehr als die Summe seiner Teile.« az


