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Die mit dem Coronavirus infizierte Siegsdorfer Familie konnte nach einer rund zweiwöchigen Isolation im Trostberger Krankenhaus jenes nun wieder verlassen. Das Foto entstand am 30. Januar, als das BRK die Familie aus Siegsdorf abgeholt hatte. (Foto: FDL/Lamminger)

Zwei Coronavirus-Fälle im Landkreis: Vater und Kind aus Siegsdorf infiziert

Traunstein/Siegsdorf – Das Coronavirus ist im Landkreis Traunstein angekommen: Betroffen ist eine fünfköpfige Familie aus Siegsdorf. Der Vater und das älteste Kind haben sich infiziert, das bestätigte das Bayerische Gesundheitsministerium. Die ganze Familie wurde am Donnerstagabend in die Kreisklinik nach Trostberg gebracht.


Alle Familienmitglieder befinden sich aber in einem guten Zustand, wie bei einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag im Gesundheitsamt in Traunstein bekannt gegeben wurde.

Wie Dr. Wolfang Krämer, der Leiter des Gesundheitsamts, erklärte, hat sich der Familienvater am Mittwoch gemeldet, weil er Mitarbeiter der Firma Webasto ist, und Kontakt zu einem der Infizierten hatte, die sich derzeit im Klinikum Schwabing befinden. Außerdem würden auch bei ihm grippeähnliche Symptome auftreten.

Wie Dr. Krämer weiter ausführte, wurde für den Mann, seine Ehefrau und die drei Kinder, die auch erste Anzeichen einer Erkrankung aufwiesen, zunächst eine häusliche Isolation angeordnet. Zwei Ärzte sowie Mitarbeiter des Gesundheitsamtes haben bei der Familie Proben genommen und ins Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Oberschleißheim geschickt, wo diese untersucht wurden.

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Bei einer Pressekonferenz im Gesundheitsamt informierten Dr. Martin Hoch von der Task Force des LGL (von links), Gesundheitsamtsleiter Dr. Wolfgang Krämer, Prof. Dr. med. Thomas Glück, Chefarzt an der Kreisklinik Trostberg, und Dr. Stefan Paech, medizinischer Direktor bei der Kliniken Südostbayern AG, über den Coronavirus-Fall im Landkreis Traunstein. (Foto: Albrecht)

Am Donnerstag lag schließlich der positive Test für den Vater vor. »Unter Schutzmaßnahmen wurde die Familie deshalb ins Krankenhaus nach Trostberg gebracht.« Am Freitag wurde dann bestätigt, dass auch das älteste Kind positiv getestet wurde. »Die beiden anderen Kinder und die Mutter sind derzeit noch anzeichenfrei.«

Derzeit laufen laut Dr. Krämer Befragungen, mit wem die Familie in den vergangenen Tagen engen Kontakt hatte. Man wisse auch, wann die Kinder zum letzten Mal im Kindergarten waren. Derzeit ermittele man, ab wann das Kind infektiös war. Sollte für andere Kinder dann eine Gefährdung bestehen, würde das Gesundheitsamt aktiv mit den Eltern in Kontakt treten.

Übertragung per »Face to Face«-Kontakt

Dr. Krämer informierte auch, dass für eine Übertragung des Coronavirus' ein »Face to Face«-Kontakt notwendig ist. »Ein reines Vorbeigehen würde für eine Infektion nicht reichen.« Da in der Bevölkerung die Verunsicherung derzeit sehr groß ist, hat das Gesundheitsamt eine Hotline eingerichtet. Bei Fragen ist es unter der Telefonnummer 0861/58-147 von 8 bis 20 Uhr erreichbar.

Bilder vom Einsatz am Donnerstagabend:

Genauere Angaben zur Familie, zum Beispiel zum Alter oder Geschlecht der Kinder, machte Krämer nicht. »Wir müssen die Familie in Schutz nehmen. Für die ist das jetzt auch nicht ganz einfach. Man muss ihnen auch mal Ruhe lassen.«

Prof. Dr. med. Thomas Glück, Chefarzt am Klinikum in Trostberg und betreuender Arzt, erklärte, warum die Patienten nach Trostberg gebracht worden sind. In der Kreisklinik sei die bauliche Situation sehr günstig, sodass man einzelne Stationen einfach abriegeln oder gegebenenfalls auch erweitern könne, ohne dass der restliche Routinebetrieb gestört wird. Weiter sagte er: »Wir haben uns am Donnerstagnachmittag noch mit unserem Pandemieplan beschäftigt und uns vorbereitet. Es war auch für uns überraschend, dass nur wenige Stunden später der Ernstfall eingetreten ist.«

Wie Dr. Glück weiter informierte, ist die Familie derzeit stabil; nur ein Mitglied würde etwas stärkere Symptome aufzeigen. Die Familie ist zusammen in einem Zimmer. »Die Eltern wollen mit ihren Kindern zusammen sein.« Laut Glück habe man derzeit mit dem Vater und dem ältesten Kind zwei bestätigte Fälle. Man gehe aber davon aus, dass auch der Rest der Familie infiziert sein könnte. Es werden daher noch weitere Tests durchgeführt. So lange bleibt die Familie im Krankenhaus. Dort ist sie zurzeit auch bestmöglich versorgt.

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Mit dem Rettungswagen wurde die Familie von Siegsdorf nach Trostberg gebracht. Dieser musste anschließend desinfiziert werden. (Foto: FDL/Lamminger)

Wie Dr. Martin Hoch von der Task Force des LGL erklärte, ist das Risiko einer Erkrankung am Coronavirus in Bayern allgemein eher gering. Zum einen verlaufe die Krankheit bisher bei allen Personen, die damit infiziert sind und sich in Krankenhäusern befinden, sehr mild. Darüber hinaus bestehe bei allen ein Zusammenhang zur Firma Webasto.

»Immunsystem muss mit Virus fertig werden«

Wie Dr. Glück auf eine Nachfrage bei der Pressekonferenz sagte, gibt es derzeit keine Therapie gegen das Coronavirus. Zu den Merkmalen informierte er, dass es ähnlich wie ein grippaler Infekt verlaufe mit »Muskelschmerzen, Fieber und leichtem Durchfall, aber alles in zeitlichen Abständen.« Man könne es derzeit nur symptomatisch behandeln. »Mit dem Virus selbst muss das Immunsystem fertig werden.«

Wie Dr. Stefan Paech, der medizinische Direktor der Kliniken Südostbayern AG, erklärte, seien die drei Kliniken in Traunstein, Ruhpolding und Trostberg gut gerüstet, um Infektionserkrankungen wie das Coronavirus zu behandeln. An jedem der Standorte sei ein Isolieren von Patienten möglich. Auch die Notaufnahmen seien entsprechend ausgestattet, um mögliche Fälle zu erkennen und die Patienten dann zu isolieren. »Auch in Traunstein und Ruhpolding sind wir in der Lage, Patienten aufzunehmen, sollten weitere Fälle auftreten, was wir jetzt einmal nicht hoffen.« jal

Was ist zu tun, wenn man betroffen ist?

 

Vorberichte vom Freitag:

Update, 15.34 Uhr:

Neben dem Vater ist mittlerweile auch ein Kind einer Familie aus Siegsdorf am Coronavirus erkrankt. Das wurde heute Nachmittag auf einer Pressekonferenz im Gesundheitsamt Traunstein bekannt. Der Vater, das Kind, zwei weitere Geschwister und die Mutter befinden sich in einer isolierten Station im Klinikum Trostberg.

Gleich zu Beginn der Pressekonferenz wurde bestätigt, dass auch ein Kind der betroffenen Familie mit dem Corona-Virus infiziert ist. Kurz zuvor hatte bereits das Gesundheitsministerium den fünften Fall in Bayern bestätigt. Es handelt sich um die erste Infektion eines Familienmitglieds durch einen bereits Erkrankten.

Das Kind ist nach Angaben der Behörden keine fünf Jahre alt. Die beiden anderen Geschwister, eines davon im Säuglingsalter, sowie die Mutter sind bislang nicht positiv getestet worden. Die Ärzte gehen allerdings davon aus, dass die gesamte Familie den Virus in sich trägt. Sie weißen »entsprechende Symptome« auf. Derzeit laufen noch die Nachtests. Zum Schutz der Betroffenen werden keine genaueren Angaben zum Alter der Kinder gegeben.

Alle Betroffenen wurden ins Trostberger Krankenhaus eingeliefert. Grund dafür ist laut Prof. Dr. Thomas Glück, Chefarzt des Klinikums, dass man die Familie hier besonders gut isolieren könne. Außerdem habe das Krankenhaus besonders gut auf diesen Fall vorbereitet.

Nun gilt es noch abzuklären, zu welchen Personen die Familienmitglieder in den letzten Tagen länger als 15 Minuten Kontakt hatte. Da eine Übertragung des Virus nur »Face-to-face« möglich ist, wird die Krankenheit nicht »im bloßen Vorbeigehen« auf andere Menschen übertragen.

Ganz normal geöffnet bleibt derweil der Kindergarten, in dem das infizierte Kind war. Es wird nun ermittelt, ab wann das Kind infektiös war. Anschließend werde man mit der Leitung der Einrichtung und den anderen Eltern über das weitere Vorgehen sprechen.

Zudem wurde im Landratsamt eine Hotline für Bürger eingerichtet (Telefon 0861/58-147). Es stehen Ansprechpartner für Nachfragen zur Verfügung.

Es ist damit nun der sechste Fall in Bayern. Alle Betroffenen befinden sich nach Angaben von Ärzten derzeit in einem stabilen gesundheitlichen Zustand. Das Medieninteresse im Landratsamt war groß: Neben den lokalen Medien waren auch Fernsehteams und die Bild-Zeitung vor Ort vertreten.

Update, 12.40 Uhr:

Wie das Landratsamt Traunstein soeben mitteilte, wurde für 14 Uhr eine Pressekonferenz angesetzt. Dort werden aktuelle Informationen zum Coronavirus-Fall im Landkreis Traunstein bekannt gegeben.

Dabei werden der Leiter des Gesundheitsamtes Traunstein, Dr. Wolfgang Krämer, der Medizinische Direktor der Kliniken Südostbayern AG, Dr. Stefan Paech, sowie der Chefarzt des Klinikums Trostberg, Prof. Dr. med. Thomas Glück, die Details des Falles erläutern und Fragen beantworten.

Siegsdorf/Trostberg: Coronavirus im Landkreis Traunstein: Erkrankte Familie aus Krankenhaus entlassen
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Die mit dem Coronavirus infizierte Siegsdorfer Familie, zwei Eltern und ihre drei Kinder, von denen nur eines von dem Virus verschont blieb, konnten nach einer rund zweiwöchigen Isolation im Trostberger Krankenhaus jenes nun wieder verlassen. Das Foto entstand am 30. Januar, als das BRK die Familie aus Siegsdorf abgeholt hatte. (Foto: FDL/Lamminger)

Erstmeldung:

Ein fünfter Fall des Coronavirus beschäftigt die Rettungskräfte und Behörden in Bayern – diesmal im Landkreis Traunstein. Am Donnerstagabend rückte das BRK mit Schutzanzügen und Atemschutzmasken nach Siegsdorf aus. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums stammt der fünfte Betroffene aus dem Landkreis.

Ein Einheimischer hat sich mit dem neuen Coronavirus aus China infiziert, so die Information gestern Abend aus dem Ministerium. Wie die vier ersten Infizierten ist auch der Mann aus dem Landkreis ein Mitarbeiter der Firma Webasto mit Sitz bei Starnberg.

Am Abend kam es in Siegsdorf zu einem größeren Einsatz des Rettungsdienstes, der möglicherweise in Zusammenhang mit dem fünften Coronavirus-Fall steht:

Einsatzkräfte des Roten Kreuzes haben nach ersten Informationen mindestens vier Personen – darunter befanden sich auch kleine Kinder – von einem Wohnhaus in Siegsdorf abgeholt und in das Krankenhaus nach Trostberg gebracht. Die Rettungskräfte waren mit Schutzanzügen ausgerüstet und trugen Schutzmasken.

Nach aktuellen Informationen wurden die Personen vermutlich über einen Hintereingang des Klinikums auf die Isolierstation gebracht. Im Anschluss wurden die Krankentransportwagen im Innenraum gereinigt.

Es ist noch nicht bestätigt worden, ob der Einsatz am Donnerstagabend in direkter Verbindung mit dem fünften Coronavirus-Fall steht. Bekannt ist bislang nur, dass der betroffene Patient aus dem Landkreis Traunstein stammt. Womöglich handelt es sich um Angehörige des infizierten Mannes.

Das Gesundheitsministerium in München ruft derzeit alle Krankenhäuser in Bayern auf, dass diese sich darauf vorbereiten, Verdachtsfälle und Patienten mit einer bestätigten Infektion aufzunehmen. Bislang wurden bereits 110 Kontaktpersonen der betroffenen Starnberger Firma getestet. Alle Ergebnisse liegen noch nicht vor. Bestätigt wurden bisweilen nur die fünf bekannt gewordenen Fälle.

Weitere Informationen wird das Ministerium am heutigen Freitag veröffentlichen. Außerdem werden die ausstehenden Testergebnisse erwartet.

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Lungenkrankheit verläuft zumeist mild

Ärzte und Experten mahnen angesichts der großen Sorge unter den Bürgern hierzulande zur Ruhe. Bislang verläuft die neuartige Viruserkrankung in den meisten Fällen sehr mild. Die ersten vier infizierten Personen in Bayern »sind weiterhin symptomfrei und in klinisch gutem Zustand«, so der Chefarzt des Münchner Klinikums Schwabing. Zum weiterführenden Bericht

red/FDLnews

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