Mit der Frage, wie es mit dem Bad weitergehen solle, habe sich der Gemeinderat in den letzten Monaten wiederholt beschäftigt, sagte Bürgermeister Matthias Schlechter (CSU). Allen sei dabei bewusst geworden, dass neben einer notwendigen Reparatur des Dachs spätestens ein größerer Schaden im technischen Bereich zwangsläufig zu einer Schließung führen würde.
Ideen scheiterten meist am Geld
Seit 1973 steht das gemeindliche Hallenbad. Wie in den 1970er Jahren üblich, wurde es als Sportbad mit Kinderbereich, Sauna und Restaurant errichtet. Nach etwa 20 Jahren wurden einige Attraktionen nachgerüstet. Seit über 20 Jahren wurde immer wieder über Vergrößerungen, Umbau zum Spaßbad, Erweiterung mit Saunalandschaft oder Ähnliches diskutiert, die Ideen scheiterten jedoch meist am Geld.
Mit dem Charme der 1970er Jahre ausgestattet, sei das Bad heutzutage kein großer Anziehungspunkt mehr, sagte Schlechter. Für Touristen und Einheimische sowie Schulkinder, Kindergartenkinder, Senioren und Wasserwacht sei es dennoch eine Institution vor Ort. »Der Besuch ist überschaubar und trägt kaum zur Finanzierung der Kosten bei«, fügte er an.
Seit gut zehn Jahren könnten Vermieter für einen Festbetrag, der sich an der Betriebsgröße orientiere, Schwimmcards für den Gratis-Eintritt für ihre Gäste erwerben. Dieses Angebot habe eine größere Auslastung des Hallenbads zum Ziel und erreiche das auch in gewisser Weise. Trotz aller dieser Bemühungen habe das Bad nur eine Besuchsquote von drei bis vier Prozent, gemessen an den Übernachtungen.
Weniger Öffnungen und Temperaturen?
Den größten Teil der Kosten mache die Energieversorgung aus. Von den gemeindlichen Liegenschaften sei das Hallenbad Spitzenreiter beim Energieverbrauch. »So liegt es nahe, den Betrieb genau unter die Lupe zu nehmen«, sagte Schlechter. Der gemeindliche Stromversorgungsvertrag ende im Dezember, die neuen Ausschreibungsergebnisse ließen Steigerungen auf das Dreifache befürchten. Auch beim Wärmepreis sei mit bedeutenden Steigerungen zu rechnen.
Dazu kämen laufende Aufwendungen für den Unterhalt, sodass mit einem künftigen Jahresverlust von über 300.000 Euro zu rechnen sei. Ausgabensteigerungen in solchen Dimensionen zögen zwangsläufig die Erhöhung der Abgaben nach sich. Immer wieder hätten sich bereits frühere Gemeinderäte mit der Zukunft des Hallenbads auseinandergesetzt. Der Sanierungsstau und die Energieproblematik seien jedoch in den letzten Jahrzehnten noch nie so angespannt wie heute gewesen. Es gelte deshalb jetzt abzuwägen und zu klären, wie es zukünftig weitergehen könne.
Ein Weiterbetrieb wäre denkbar, eventuell auch in abgespeckter Version. Das bedeute Reduzierung der Öffnungszeiten und Temperaturen. Das Bad bliebe damit als touristisches Angebot sowie für weiteren Nutzungen bestehen, zumal Bäder- und Jahreskarten bereits verkauft worden seien.
Eine Komplettsanierung für geschätzte 10 Millionen Euro scheitere angesichts der anstehenden Pflichtaufgaben der Gemeinde wie Kindergartenbau, Erweiterung des Feuerwehrhauses oder Hochwasserschutz schlicht an den finanziellen Mitteln. Ein Weiterbetrieb des Hallenbads hätte mittelfristig auch eine Erhöhung des Kurbeitrags zur Folge.
Das Dach des Gebäudes sei in einem sehr maroden Zustand, nur die Dachhautsanierung sei mit über 100.000 Euro zu veranschlagen, ohne Reparatur von Dämmung oder Dachstuhl. »Die Schwimmbadtechnik ist völlig überaltert, notwendige Ersatzteile stehen nur mehr sehr eingeschränkt zur Verfügung«, so Schlechter.
Mit Franz Auer, der das Hallenbad so viele Jahrzehnte erfolgreich geführt und vielen Kindern das Schwimmen beigebracht habe, seien frühzeitig Gespräche geführt und für den Fall einer Schließung Einvernehmen erzielt worden.
Natürlich werfe der Gedanke an ein Ende des Hallenbadbetriebs Fragen für die verschiedenen Nutzergruppen auf. Er nannte dabei Einheimische, Jahreskarteninhaber, Gäste mit und ohne Schwimmcard, die Wasserwacht und die Schwimmkurse. Gemeinsam mit der Tourist-Info arbeite die Verwaltung an Lösungen, vollständig ausgleichen könne man das Hallenbad naturgemäß nicht. Wie bereits seit Jahren während der Schließzeiten praktiziert, sei mit dem Ruhpoldinger Wellenbad der Besuch mit Gästekarte zu einem reduzierten Eintrittspreis von 50 Prozent ganzjährig in Aussicht gestellt. Mit weiteren Bädern der Umgebung werde noch Kontakt aufgenommen. Das Schulschwimmen könne entweder in Ruhpolding oder im Sommer im Freibad stattfinden. Dies sei mit der Schulleitung besprochen worden.
Arbeitsgruppe soll klären, wie es weitergeht
Im Fall einer Schließung müsse die Verwendung des Hallenbadgeländes und -gebäudes ausgelotet werden. Damit würde sich in den nächsten Monaten eine Arbeitsgruppe im Rahmen der Städtebauförderung auseinandersetzen.
Gerhard Grünbacher (Freie Wähler) sprach sich für die umgehende Schließung des Hallenbads aus. Eine angedachte Reduzierung der Wassertemperatur sei nicht sinnvoll. Stefan Auer (CSU) und Georg Speicher (Freie Wähler) hielten die Betriebskosten für nicht tragbar. Auch Max Weiß (Freie Wähler) hielt eine Schließung für unvermeidbar, weil eine notwendige grundlegende Sanierung oder ein Neubau nicht finanzierbar sei. Der Gemeinderat beschloss einstimmig die Aufhebung des Hallenbad-Pachtvertrags mit Franz Auer zum Jahresende und damit die Schließung des Hallenbads ab der kommenden Wintersaison.
sh