Am 19. Oktober 1997 wurde die Orgel der Firma Metzler in der Inzeller Kirche St. Michael eingeweiht. Ihr Klang ist hell und weiß. Sie besitzt 24 Register, davon zwei Zungenregister, die sich leider leicht verstimmen. So lauteten die einführenden Worte an die Zuhörer des Jubiläumskonzerts.
Das gemischte musikalische Programm tönte ausschließlich von der hinteren Orgelempore hoch oben und erfüllte den schönen Kirchenraum mit jubilierenden Klängen. Auf einem Bildschirm vorne am Altar konnten die Lauschenden das Musizieren auch optisch mitverfolgen. Patrick Pföß hatte die Gesamtleitung übernommen und sorgte für das stimmige Zusammenspiel zwischen Orgel, Sopranstimme, Altposaune und Streichquintett.
Den Reigen eröffnete das Konzert für Orgel und Streicher in G-Dur op.18,1 aus dem 18. Jahrhundert des Prüfeninger Benediktiners Marianus Königsperger. Im ausgewogenen Miteinander schickten die Musiker ein aufmunterndes, fröhliches Klingen in den Kirchenraum. Im langsamen Satz übernahm die Orgel bestimmend die Führung.
Vom heimischen Anton Cajetan Adlgasser, der ab 1750 Hof-und Domorganist beim Salzburger Fürsterzbischof Graf Sigismund III von Schrattenbach war, kamen zwei Raritäten erstmals seit ihrem Bestehen zur Wiederaufführung. Die beiden Arien »Ach, was müssen wir erfahren« und »Aria de sanctissimo Nomine Jesu« hatten 2022/23 Sabine und Bernhard Kübler aus den Handschriften der Salzburger Stiftsbibliothek St. Peter übertragen und zur Aufführung eingerichtet. Die seltene Kombination für Sopran, Altposaune, Streicher und Basso continuo ergab ein apartes Klangspektrum. Die Sopranistin Anna Willerding setzte mit ihrer hohen, hellen Stimme blinkende Sopranlichter, verstärkt durch die Halligkeit der Kirche. Theodor Schenk fügte mit der Altposaune warmes, strahlendes Klingen dazu. In der zweiten, kürzeren Aria war die Posaune ungewöhnlich fantasievoll unterwegs.
Die Passacaglia des deutsch-französischen Komponisten und Barockorganisten Georg Muffat von 1690 ist ein Solo-Orgelwerk. Eine Passacaglia geht ursprünglich auf einen spanischen Tanz zurück. Der Organist Manfred Müller prunkte mit virtuosem Spiel, nützte die Registermöglichkeiten zu diversen Varianten im Klangcharakter, von feintönig, launisch und spielerisch bis zur Volltönigkeit am Ende.
Die Komposition von Patrick Pföß »Outrenoir« (nach Vorlage von Pierre Soulages) erwies sich als Besonderheit in der Verbindung von Altposaune und Streichquintett mit Posaunist Theodor Schenk, den Geigerinnen Constanze German-Bauer und Sabine Kübler, Bratschistin Andrea Brucker, Cellistin Izabella Egri und dem Kontrabassisten Maximilian Spann. Pföß hat den Titel »Outrenoir« (»Jenseits von Schwarz«) vom Maler Pierre Soulanges übernommen, um dessen schwarz-strukturierte Bildflächen in Klänge umzusetzen auf der Basis der Töne Es, A, Ges (S-oul-A-Ges).
Der Kontrabass leitet mit einer Art Ostinato die schwarze Farbe ein, die Violine fädelt zart ein, die Altposaune gesellt sich signalhaft dazu und setzt sirenische Zeichen, die übrigen Streicher ergänzen mit Silberfäden. Der Posaune ist die melodische Führung anvertraut, teils solistisch. Die überwiegend tiefen Lagen der Streicher mit dem Bass sozusagen als Basso continuo charakterisieren die Bildhaftigkeit der dunklen Farben. In der besonderen Besetzung ist ein interessantes, zeitloses Stück entstanden.
In Johann Sebastian Bachs Concerto G-Dur BWV 592, eine Übertragung und Bearbeitung der ursprünglich für Violine und Streicher konzipierten Stücke des jung verstorbenen Weimarer Prinzen Johann Ernst, zeigte sich der Organist im vollen Kirchenelement seines Instruments. Er gab der Feierlichkeit des Orgelklangs mit seinen diversen opulenten Möglichkeiten im vollen Registereinsatz den gebührenden Platz. Der Mittelsatz hatte singende Qualität und der feierliche Schlusssatz volle Üppigkeit.
Georg Friedrich Händels Orgelkonzert Nr.5 in F-Dur, hier für Orgel, Streicher und B.C. eingerichtet, gab in bewegtem Tempo mit dem stimmungsvollen langsamen Satz dazwischen, einen festlichen Abgesang des Jubiläumskonzerts in der Kirche St. Michael.
Elisabeth Aumiller