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Vroni und Maxi Mühbacher sen. sind stolz auf ihr Wohnmobil, mit dem sie schon viele Reisen unternommen haben. (Foto: Konnert)
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So sah 1988 ein Grenzposten in der Wüste Ägyptens aus. (Scan: Konnert)

Reisen mit dem Oldtimerwohnmobil von 1968

Teisendorf – In diesen Tagen rollt es wieder, diesmal Richtung Kreta. Max Mühlbacher sen. und seine Frau Vroni sind mit ihrem 54 Jahre alten Wohnmobil auf Urlaubsreise. Es ist die zweite Reise in diesem Jahr, die erste führte sie nach Kroatien. Der alte Mercedes ist unverwüstlich. Er fährt und fährt und fährt! Das reisefreudige Paar ist seit 1986 meist zweimal im Jahr in Europa und darüber hinaus mit ihrem »rollenden Oldtimer-Appartment« unterwegs. Kurze Unterbrechungen in ihrer Reisetätigkeit gab es nur, als das zweite Kind, Sohn Max, geboren wurde und während der Corona-Pandemie.


Max Mühlbacher jun. hat den 1968 gebauten Mercedes L406 Transporter 1986 für runde 1200 DM gekauft. Inzwischen ist das Auto schon ein Mehrfaches wert. Damals war das ursprünglich als Lieferwagen konzipierte und genutzte Gefährt bereits von seinem Vorbesitzer zu einem Wohnmobil mit Koch-, Wasch-, Sitz und Schlafmöglichkeiten und vor allem mit sehr viel Stauraum ausgebaut worden. Die Einrichtung wurde von den Mühlbachers in den 36 Jahren, seit sie das Wohnmobil haben, nur wenig verändert.

Ohne Probleme durch die Wüste

Das, was das Auto ausmacht und was Max Mühlbacher immer wieder aufs neue fasziniert, kann man bei der Beschreibung im Internet für den Mercedes L406 nachlesen: »Größer und stärker als ein Lieferwagen. Wendiger und leichter als ein LKW«. Und so haben die Mühlbachers ihre Fahrten durch die Wüsten des Sinai, Ägyptens oder Marokkos ohne Probleme gemeistert, ebenso wie die engen, oft steilen Serpentinen in den Schluchten des Balkans, geschotterte Bergstraßen in Albanien, Georgien oder der Türkei und vieles mehr. Beim Kauf hatte der Wagen 60 PS, erzählt Max Mühlbacher sen. Bald hat der passionierte Hobbymechaniker selbst einen neuen Motor eingebaut, und die Leistung auf 88 PS gebracht. Obwohl auf den Reisen immer ein gut sortierter Werkzeugkasten mit an Bord ist, wurde er selten gebraucht, denn die Technik ist sehr solide. Die bislang wohl größte und einzige Panne gab es bei der Fahrt nach Ägypten 1988. Über Serbien, Griechenland (Piräus, Rhodos), Zypern, Israel (Haifa) durch den Sinai sei man nach Ägypten gefahren, erzählt Vroni, dann das ganze Niltal hinunter bis in den äußersten Süden des Landes. Nach fast 2300 Kilometern durch die Wüste sind die beiden Federn vorne gebrochen. Dennoch konnten die Abenteurer noch bis Kairo zurück kommen. Dort fanden sie eine Werkstatt, die den Schaden beheben konnte. Die beiden Plattfedern wurden von den dortigen Mechanikern per Hand angefertigt und eingebaut: Kostenpunkt 125 DM. Die Federn mussten bis heute nicht ausgewechselt werden. Übrigens, der Liter Diesel kostete 1988 in Ägypten 3,5 Pfennig.

»Nicht viel Sorgen gemacht«

Auf den ersten Reisen 1986 in die Türkei, 1987 nach Marokko und 1988 nach Ägypten war auch die kleine Tochter Miriam dabei. »Wir haben uns damals nicht viel Sorgen gemacht«, meinte Mutter Vroni. »Miriam hat alles ohne Probleme mitgemacht und die Reisen genossen. Sicherheitsbedenken hatten wir nie«.

Nach der Geburt des Sohnes gab es 1989 erst mal eine Reisepause. Danach hat man begonnen, die Länder im Süden und Norden Europas zu bereisen. Eigentlich fast alle, bis auf Spanien und Frankreich, die nur als Durchfahrts- aber nie als die eigentlichen Reiseziele galten. Max sen. hat stets eine klare Präferenz – Griechenland, Kroatien, Slowenien, östliches Mittelmeer und Adria. Denn er hat auch noch andere Hobbys, die er dort ausüben kann: Tauchen und Bootfahren. Auf den Reisen führt Familie Mühlbacher immer ein Schlauchboot mit Motor mit, das genau in die Kiste unter der Sitzbank passt und mit dem man entlang der Küsten einsame Buchten mit feinem Sand aufsuchen kann. Für die Reiseplanung ist Vroni zuständig. In den Reiseführern sucht sie nach kulturellen Zielen, die sie während der Fahrt oder am Urlaubsort besichtigen können. Denn Land und Leute und die Kultur der Länder, die man durchfährt, kennen zu lernen, ist für sie selbstverständlich.

Deshalb nehmen sie von zuhause auch nur wenig Proviant mit. »Eigentlich findet man überall genügend Lebensmittel und Getränke. Und wir gehen auch gerne in Gaststätten vor Ort essen und lernen so die europäische Küche immer besser kennen.« Zwei Fahrten aus jüngster Zeit haben sie besonders begeistert. 2018 ging es wieder mal nach Griechenland, diesmal auf die ionischen Inseln. Nach einigen Tagen entschlossen sich die Reisenden, nach Albanien überzuwechseln und entlang der Küste nach Norden zu fahren. Albanien habe sie total begeistert mit seinen Stränden, Gebirge und den freundlichen Menschen, so Vroni. Noch interessanter wurde es ein Jahr später, als sie mit ihrem Wohnmobil durch die Türkei bis nach Georgien und Armenien gefahren sind. Das Schwarze Meer, Gebirgspässe, die Georgische Heerstraße, Tbilissi, Yerevan, Höhlenklöster, Orthodoxe Kirchen mit wunderbaren Ikonen, in Armenien das Kloster Haghpat aus dem 10. Jahrhundert, der Sewansee auf 1900 Meter Höhe, der Große Kaukasus in der Ferne, schon beim Betrachten der Fotos kommt Fernweh auf.

In Mestia, eine im Norden Georgiens auf 1450 Meter Höhe gelegenen Stadt, habe auf dem Parkplatz plötzlich neben ihrem Wohnmobil ein neuer VW Kleintransporter aus Deutschland gestanden. Die Insassen beäugten das Wohnmobil mit der deutschen Nummer und konnten kaum glauben, dass man es mit diesem Oldie bis hierher geschafft hat. Es waren insgesamt 9000 Kilometer, die die Mühlbachers in dem Urlaub 2019 unfall- und pannenfrei zurückgelegt haben. Ein Ende ihrer Reisen mit dem Oldtimer-Wohnmobil ist nicht in Sicht, es gegen ein neues Wohnmobil auszutauschen, kommt für sei nicht in Frage. Denn der Oldie fährt und fährt – und bringt die reiselustige Familie zu neuen Stränden und neuen Abenteuern.

Monika Konnert

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