40.000 Euro sollte der 26-Jährige für einen Auftragsmord in einem Wohngebiet in einer mittelfränkischen Kleinstadt bekommen - das Opfer aber überlebte. Vor dem Landgericht Ansbach räumte der Angeklagte den lebensgefährlichen Messerangriff auf einen 40-Jährigen in Heilsbronn ein. Ausführlich schilderte der Türke, der zuletzt im Breisgau gewohnt hatte, wie es zu der Tat kam. Das Motiv allerdings blieb weiter offen.
Er habe den 40-Jährigen nicht töten wollen, sagte der Angeklagte am ersten Prozesstag vor dem Landgericht aus. »Ich habe es schon bereut in dem Moment.« Deshalb habe er nach den Messerstichen in den Hals und den Oberkörper des Opfers nicht weiter zugestochen.
50.000 Euro für den Auftragsmord
Den Mord-Auftrag habe er aus Angst ausgeführt, weil ihm und seiner Familie in der Türkei gedroht worden sei, sagte er. Außerdem seien ihm 40.000 Euro für die Tat geboten worden, seinem Mittäter 10.000 Euro. Dieser organisierte nach Aussagen des Angeklagten die Tat und die Flucht. Das versprochene Geld habe er nach der Tat aber nie erhalten, sagte der 26-Jährige.
Der Mann hatte laut Anklage sein Opfer am Morgen des 6. Februar 2025 auf der Straße vor dessen Wohnung in Heilsbronn (Landkreis Ansbach) abgefangen und in ein Gespräch verwickelt. Als der 40-Jährige in sein Auto einsteigen wollte, habe der Angeklagte unvermittelt mit einem Messer in dessen Hals und Oberkörper gestochen, sagte die Staatsanwältin. Danach sei der Angeklagte fluchtartig davongerannt.
Opfer konnte einen Notruf absetzen
Der 40-Jährige überlebte laut der Staatsanwaltschaft, weil er mit seinem Handy den Notruf wählen und die stark blutenden Wunden abdrücken konnte, bis der Rettungsdienst kam. Als er im Krankenhaus eintraf, hatte er demnach bereits einen halben Liter Blut verloren. Eine Operation rettete sein Leben.
Den Ermittlungen zufolge flohen der Angeklagte und sein ebenfalls aus der Türkei stammende Mittäter über Frankreich nach Großbritannien. Dort nahm die Polizei den 26-Jährigen fest. Er sitzt seit März in Untersuchungshaft in Deutschland. Sein Mittäter floh weiter in die Türkei. Auch der Auftraggeber für den Mord ist der Staatsanwaltschaft bekannt. Er befindet sich demnach in Frankreich.
Dort liefen bereits Ermittlungen gegen den Mann in einer anderen Sache, sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Jonas Heinzlmeier. Deshalb sei ein Übernahmeersuchen gestellt worden, damit die dortigen Behörden die Strafverfolgung übernehmen. Auch für den Mittäter in der Türkei gebe es ein solches Ersuchen.
Ist das Motiv in der Textilbranche zu suchen?
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Auftragsmord mit der Arbeit des Opfers als Manager in der Textilbranche zusammenhängt. Vor dem Messerangriff hatte der Angeklagte eigenen Angaben nach versucht, den 40-Jährigen vor dem Sitz des Sportbekleidungsherstellers TEVEO in Ansbach abzufangen. Als das nicht gelungen sei, habe er diesem später vor dessen Wohnung in Heilsbronn aufgelauert.
Möglicherweise kann das Opfer mehr zu den Hintergründen der Tat sagen. Der Mann tritt als Nebenkläger in dem Prozess auf. Eigentlich sollte er bereits am ersten Prozesstag als Zeuge aussagen. Sein Mandant sei aber wegen einer Geschäftsreise verhindert und werde am 3. Dezember vor Gericht erscheinen, sagte sein Anwalt. Ein Urteil will die Kammer nach bisheriger Planung am 11. Dezember verkünden.
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