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Der Politkabarettist Wolfgang Krebs in seiner Paraderolle als sich ständig verhaspelnder Edmund Stoiber.

»Wenn Angela Merkel einen Dobrindt schickt«

Traunstein – Einen umjubelten Auftritt gab Politkabarettist Wolfgang Krebs im Rahmen der Kammerer Jubiläumswoche im Festzelt in Rettenbach. Als Ministerpräsident Horst Seehofer, als dessen ungeliebter Kronprinz Markus Söder, als Kanzlerin, als betrunkener Dorffunktionär und zuletzt in seiner Paraderolle als sich ständig verhaspelnder Edmund Stoiber begeisterte er die rund 600 Besucher restlos. Ein Übriges tat die fünfköpfige Blasmusik »Die Bayerischen Löwen« mit fetzigen Eigenkompositionen und A-cappella-Einlagen. Das Quintett war mehr als Pausenfüller während der Umziehphasen des Hauptdarstellers.


Geschickt verstand es Krebs, von Anfang an einige seiner Wortwitze mit dem Ort und dem Anlass zu verknüpfen, der ihn in den Chiemgau geführt hat. Das begann mit einer ausschweifenden Begrüßung »aller Festleiter und Bedienungen und der Leute am Grill, denen wir heute das Bier wegsaufen.« Er grüßte besonders Christa Fuchs von der Kulturfabrik NUTS, in der er auch schon aufgetreten ist, und ging gleich in die Vollen: »Seine Brieffeindin, äh Brieffreundin Merkel« habe ihm »einen Dobrindt geschickt, nein: einen Drohbrief«. Mit diesen und Hundert weiteren ähnlichen Versprechern ging es durch den Abend.

Er lobte als Ministerpräsident den Freistaat Bayern, in dem es anders als in Nordrhein-Westfalen keine »No-go-areas« gibt, also Bereiche, in denen die öffentliche Sicherheit nicht garantiert ist – »außer wenn man von Traunstein nach Traunreut fährt.« Ganz Wahlkämpfer wollte er den Traunsteinern bzw. Rettenbachern eigentlich eine Hochschule versprechen. Er habe da an Christkindlmarktmanagement oder Bierzeltgastronomie gedacht. Weil er diese Woche aber schon fünf anderen Kommunen Hochschulen versprochen habe, könne er das Versprechen doch nicht abgeben.

Als Markus Söder glänzte Krebs mit Kalauern wie »Wer andern eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät«, als Angela Merkel informierte er, wie sie mit ihrem Mann Joachim einen Urlaub in der Oberpfalz verbracht und in einer Metzgerei versucht hat, sich der Ausdrucksweise von Einheimischen anzupassen – was natürlich gründlich in die Hose ging.

Begeisternd auch der anschließende Auftritt als betrunkener niederbayerischer Vereinsfunktionär, der eine Hochzeitsrede auf die reiche Tochter eines Bauern und dessen Bräutigam Hussein aus Syrien hält. Krönender Abschluss nach zwei Stunden bester Unterhaltung war der anschließende gut halbstündige Auftritt in seiner Paraderolle als sich ständig verhaspelnder Edmund Stoiber, dem er nach lang anhaltendem Applaus noch eine fulminante Zugabe folgen ließ. Er gratulierte den »Kriegern, Kriegsveteranen und -ganern« zum 150. Gründungsfest wie den »Gebirgsschützen-Trachtenschützen-Erhaltungstrachten« zum 90. Gründungsfest. Und er resümierte: »Das sind 240 Jahre. In Euro sind's noch mehr.«

Politisch gab's noch einen Seitenhieb auf den Veggie-Day: Den habe die CSU schon seit 2000 Jahren, nämlich den Gründonnerstag. Ganz zum Schluss gab er noch eine Stoiber-Weisheit zum Besten: »Ich habe alles früh erledigt: Das frühe Vögeln entspannt den Wurm.«

Nach dem Weinfest am gestrigen Freitag findet heute im Festzelt der große Jubiläumsabend der beiden Vereine statt. Die KSK wird 150, der GTEV 90 Jahre alt. Morgen ist eine Feldmesse der Trachtler mit anschließendem Festzug durch den Ort. -K.O.-